ID | 679 | Titel | Der Steincultus in der Schweiz. Sprachlich, mythologisch und historisch. | Jahr | 1863 | Autor | Rochholz, Ernst Ludwig | Region | Schweiz | Inhalt | Erster Abschnitt - Sprachliche Ueberreste aus der Steinzeit.
Die Steinzeit in deutschen Appellativen redend: Der Stein, als das Gerippe des Erdleibes, ergiebt das Knochengerippe des menschlichen, daher der Steinkultus allenthalben auf den Knochenkultus führte. Auftaklung der Kleinkindersteine: örtlicher Klüfte nnd Felsen, in denen die noch ungeborenen nnd die wieder gestorbenen Säuglinge behütet werden.
Der Sachs, ein Gottes-, Volks-, Waffen- und Ortsname. Der Plins und die Runse sind zugleich Namen örtlicher Bergstürze und Bergriesen. Der Flinsstein als Blitzhammer Thors, dann als Petertstab verehrt, wird unter den wechselnden Namen Mangsstab, Baselstab, Keuchen, Feuerstein u. s. w. als Kirchweihbrod nachgebacken. Roche und Roggen, bezeichnet beides petra und colus, den Steinwirtel und Spinnwirtel der deutschen Riesinnen und der romanischen Bergfrauen. Bezügliche Ortsnamen, an die sich der Berta- und Huldadienst knüpft. Riesenappellativa in Volks- und Geschlechtsnamen fortdauernd :
Die Wilden Männer als Repräsentanten städtischer Zünfte und ländlicher Sennengenossenschaften; ihre Wohnstätten, Felsengräber und Wahrzeichen; ihre Namen auf einzelne Landesgeschlechter vererbt: Tschudi und Schud, Elmer und Elbel, Hun und Huhn, Schwed und Fries, Geisser und Gaiser, Domilin, Essel und Dürst.
Zweiter Abschnitt Glaubensüberreste aus der Steinzeit.
Der Meteorstein und Strahlstein stürzt als leuchtendes kugelförmiges Gewitterphänomen, wird daher als Kugel und Kegel gedacht, als geschleuderter Stein- und Eisenkeil, als Donnerstein nnd Steinhammer. Der Kett und Strahlstein, beide durchlöchert, dienen zur Abwehr des Blitzes und werden medicinisch und landwirtschaftlich verwendet.
Der Regenstein. Wie derselbe angeblich vom Gewitterriesen geschleudert und von den Thränen der Riesin ausgehöhlt worden, so wird er gewälzt oder geworfen, um die Landesplagen der Dürre und Ueberschwemmung abzuwenden. Daher sein örtlicher Name Fischbank und seine Beziehung in den Wassernixen.
Der gesalbte Stein. Die häufigen Namen Ankenbalme und Ankenfluh entsprechen den gefetteten Opfersteine der Germanen, den von Kronos verschlungenen Bätylien, dem vom Patriarchen geölten Stein Bethel, und sind der Erd- und Erntegottheit geweiht Erklärung ihrer Namen und landwirtschaftlichen Beziehungen. Die Wetzsteine in der einzelnen Landesgeschichte.
Der Heilstein. Cavern de la uverison im Kant. Neuenburg Pirre im Kant Bern. Burkhardsgrab und Angelsachsengrab im Freiamte, Verenaloch zu Baden, St Gallengrab zu Wangen etc. — Aehnliche heilkräftige Steine in benachbarten oberdeutschen Wallfahrtskirchen.
Kirchliche Steinreliquien, angeblich von Petronella, Mang, Martinas, vom Heiland u. A. herstammend, und zusammen einst in der Abtei Muri verwahrt.
Die Steintische. Die erratischen Blocke, von der Naturphilosophie der Edda und von der Geologie gleichmässig der Periode der Eiszeit zugeschrieben. Beschreibung einzelner Steinblöcke aus dem Aargau, sammt Betrachtung ihrer Einzelsagen und Flurnamen. Der Schalenstein zu Suhr. Der Bettlerstein und der Herdraandlistein bei Wohlen. Die Dillensteine im Erdleibe. Teufelssteine und Entslöcher. Absinken der heidnischen und christlichen Tradition in die Allgemeinheit des Teufelsglaubens; Ergebniss zahlreich nach dem Teufel zubenannter Oertlichkeiten. Grenzsteine. Marronen und Mannli: wegweisende Steinhaufen auf den Alpenpässen. Geschichtliche Nachweise über ihren Aufbau im Alterthum und in der Neuzeit. Der sich umdrehende Markstein, der in Thorrs Haupte sich rührende Schleifstein; Erklärung beider Sagensätze. Orakelsteine: schreiende, singende, redende. Krönungs- und Schandsteine. Die Sitte, den Neuling am Bannsteine zu lunzen, zu günggeln und einzustutzen. Die drei Länder trennenden Dreisteine (Triskelus) mit ihren verschiedenen Markzeichen. Die Dreihäupter und Einhäupter historischen Namens an alten Bauten.
Die Bildberge. Das Gebirg als Leib und Glied der Riesen. — Männliche Bergnamen: Mann, Mannus und Menhir, auf chthonische Götter und Erdenmenschen verweisend. Weibliche Bergnamen: die Frauen und Jungfrauen benannten Berge, als ursprüngliche Schönheits-gebilde aufgefasst. — Einzelne Bildberge geschildert. Umwandlung der heidnischen Namen der Berge und Bergpässe in christliche.
| Periodika | Argovia, Jahresschrift der histor. Gesellschaft des Kantons Aargau. | Bestellung | (downloadbare Kopie) über Google-Bücher | ISBN | | Typ | Artikel |
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