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Franz Hula (Die Totenleuchten und Bildstöcke Österreichs, 1948 / Mittelalterliche Kultmale, 1970) und Georg Jakob Meyer (Wegkreuze und Bildstöcke im Trierer Land, 1958) vertreten folgende These:

Die ganz alten Nischenkreuze in der Trierer Heimat haben aber eine eigene Blickrichtung. Sie schauen manchmal in einem Winkel zur Straße, auch parallel zur Straße oder gar von der Straße ab. Etwa 30 Beispiele einer solchen eigenartigen Blickwendung sind heute noch bei Wegkreuzen feststellbar. Es ist klar, daß es sich hierbei nicht um eine willkürliche Blickrichtung handelt, zumal man immer feststellen kann, daß in der Verlängerung der Blickrichtung die Pfarrkirche liegt. Was soll aber den Kreuzerrichter bewogen haben, das Kreuz zur Pfarrkirche schauen zu lassen, die doch oft 2km von dem Standort der Kreuze entfernt liegt und von dem Kreuz gar nicht zu sehen ist? Nun liegt stets um die Pfarrkirche auch der Friedhof, sodaß also das Nischenkreuz hin zur Ruhestätte der Toten schaute und das Licht, das in der Nische brannte, den Toten leuchtete, ähnlich wie es die Totenleuchten taten, die man vom 12. bis 15. Jahrhundert in der Nähe der Friedhöfe errichtete. Noch heute steht eine solche Totenleuchte im Domkreuzgang in Trier, und jedesmal, wenn ein Domherr auf der Beerdigungsstätte innerhalb des Domkreuzganges beerdigt wird, wird in der Totenleuchte ein Licht entzündet. So wäre es möglich, daß zwischen den alten Nischenkreuzen und den Totenleuchten in ihrer Bedeutung enge Beziehungen beständen.

Diese These lässt sich natürlich nur an Hand von Denkmalstandorten überprüfen, die noch am ursprünglichen Standort stehen und deren Ausrichtung nicht verändert wurde.
S, Pfaffroda