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Der Hofer Maler, Grafiker und Heimatforscher, Karl Bedal, hat in der Broschüre "Rätselhaftes-versunken-vergessen-unsichtbar - doch genau vermessen" bezüglich der Flurdenkmäler „Kreuzsteine" neue Aspekte angesprochen, die bisher in der Heimatforschung im dunkeln lagen. Bedal erkundete in Nordostbayern seltsame Zusammenhänge zwischen geographischen Linien und festen Punkten. Er stellte dabei fest, dass Kreuzsteine oft in bestimmten Abständen gesetzt sind. Dabei spielt die Zahl 6,75 eine dominierende Rolle. Interessant und merkwürdig ist zugleich die Tatsache, dass sie als kleinste Maßeinheit im Zusammenspiel von geometrischen Linien und festen Punkten im Gelände auf sich aufmerksam macht, und weil sie auf eigenartige Zusammenhänge zwischen Steinkreuzen und Kreuzsteinen, Bergkuppen und Wegkreuzungen, Burgen, Schlössern und Kirchen hinweist. Es war reiner Zufall, dass Bedal irgendwann vor Jahren erst mit dem Lineal auf der Karte und dann in freier Natur feststellte, dass sich die gerade Linie zwischen dem interessantesten Kreuzstein im nordöstlichen Bayern, dem Kreuzstein auf dem Pfaffenberg bei Schönwald und dem Kreuzstein bei Tennersreuth exakt viermal in die Messeinheit 6,75 teilen läßt und daß jeder dieser Punkte durch Kreuzsteine und Steinkreuze markiert ist. Er verfolgte die Angelegenheit weiter, suchte für die genau meßbaren Maßeinheiten 6,75; 13,5; 27; 54 und 81 km (also immer das Vielfache von 6,75) in der geographischen Wirklichkeit Beweise und er bekam sie bei verschiedenen Ortsbegehungen geliefert. Es würde natürlich im Rahmen dieser Broschüre zu weit führen, all die Beispiele zu illustrieren, die Bedal gesammelt hat. Mit den Darlegungen Bedals über die Maßeinheit 6,75 sind nun bezüglich der Flurdenkmäler, "Steinkreuze" und "Kreuzsteine" mancherlei Fragen aufgetaucht, die natürlich die Wissenschaftler und Sprachforscher beschäftigen werden. In verschiedenen Diskussionsrunden mit Leuten vom Fach wurden die Nachforschungen Bedals eifrig erörtert und mit eigenen Meinungen bedacht. Es ergaben sich die Fragen: Welcher Sinn steckt hinter dem Phänomen dieser, auf den ersten Blick mysteriösen Maßeinheit 6,75, und wer hat die Steinkreuze gesetzt und aus welchem Grunde? Dr. Ruprecht Konrad, Kulturreferent der Stadt Kulmbach, hatte bereits eine hochinteressante These parat, mit der er sich diese Maßeinheit erklärte. Er sagte, die Steinkreuze seien sogen. "Stundensteine", gesetzt in einer schriftlosen Zeit, im frühen Mittelalter und weit zuvor, als man noch keine Streckenmaße kannte und auf Hilfsmittel dieser Art angewiesen war. Auch der Umstand, dass nicht nur Steine, sondern auch andere Punkte im Gelände, so Burgen, Weggabelungen, Kirchen und Orte in gleichen Abständen zu finden sind, widerspreche dem nicht. Übrigens treten Steinkreuze massiert in unserem Raum an Altstraßen auf. Der Sühnecharakter, der den Steinkreuzen anhängt, auch die theologische oder magische Bedeutung, sei den Steinen dieser Art erst später zugeordnet worden. Nach Konrads Erkenntnis seien diese Markierungen sehr, sehr alt und man könne davon ausgehen, dass die Zahl 6,75km einen Stundenmarsch bedeute und die Zahl 27 (viermal 6,75) einen Tagesmarsch. Dass es den Sagen nach an manchen Steinen „umgehe", weil dort jemand erschlagen worden sei, deutete Konrad im Zusammenhang des frühen, simplen Kommunikationssystems: Zwei haben sich an einem Markierungsstein verabredet, sich gestritten, und dann ist leider der Mord passiert... Neben dem britischen Altertumsforscher Alfred Watkins (1920) beschäftigten sich der deutsche Professor Wilhelm Traudt ("Germanische Heiligtümer", 1929) und Hans Christian Scholl nebst dem Vermessungsoberrat F. Fries mit dem Problem "Steinkreuzsetzung". Sie sahen darin ein Orientierungssystem, das nach genauen geometrischen Fluchtlinien ausgerichtet war, dass die Linien parallel laufen und rechtwinkelig kreuzende Querflächen aufweisen. Sie entdeckten, ebenso wie der Sprachforscher Richard Fester, dass viele Ortsund Flurnamen mit den Bestandteilen Stein, Stock und Eck sowie sogen, "heilige" Namen auf diesen Linien lagen. Und sie fanden heraus, dass sich der Abstand zwischen parallelen Fluchten auffallend durch ein Vielfaches von etwa 700 Meter (1000 Schritte!) teilen lässt. Über "Stock und Stein laufen" bedeutet nichts anderes, als dass "Geometer" der frühen Menschheitsgeschichte Wege mit Stöcken markiert haben, bevor andere Leute die endgültigen Steine heranschafften. Die steinernen Markierungen waren Zeichen einer Zeit, als man noch überwiegend zu Fuß unterwegs war und deshalb den kürzesten Weg, aber die gerade Linie wählte. Später vergaß man auf den ursprünglichen Zweck der Steinmarkierungen und unterstellte ihnen einen religiösen Sinn.
(Hanel, F. - Heile Welt, in: Frankenpost Hof/S. vom 28.Mai 1988)


Das mit den Kreuzen als Stundensteine ist ja interessant. Aber ich hätte da Einwände:
1.) In einer Stunde kann ein normaler Mensch keine 6,75 km gehen (höchsten rennen - vgl. die Wortbildung "Rennsteig" im Zusammenhang mit alten Wegen zur Nachrichtenübermittlung durch Läufer). In Bayern war eine Wegestunde 3,7 km, in Preußen 4,5 km.
2.) Zu der Zeit, als die Steinkreuze gesetzt wurden, gab es noch keine Uhren, mit denen man Stunden messen konnte - nur Sonnenuhren.
3.) Wenn gleichzeitig am Kreuz eine Wegekreuzung ist, müsste man eher fragen, warum da der Abstand gerade 6,75 km sein soll. Das ginge dann schon in die Richtung, dass sich durch geomophologisch bedingte Einflüsse in regelmäßigen Abständen ein Wegesystem ergeben hat.
4.) Für die Steinkreuze der Pfalz und des Odenwaldes lässt sich weder ein regelmäßiger Abstand noch ein bestimmtes Abstandssystem feststellen.
R.Wild