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Wörterbuch zur Erklärung von Begriffen in der Totschlagsühnevertrags-Datenbank


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A

Achfahrt
Eine Wallfahrt zu den Reliquien im Marienschrein des Aachener Domes der „Heiligem Maria“. Bei den Reliquien soll es sich um die Windel(n) und das Lendentuch Christi, das Marienkleid und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers handeln. Wallfahrten waren ein wichtiger Teil der Totschlagsühneverträge, sie wurden durchgeführt um für die Erlösung der Seelen der gewaltsam zu Toten zu bitten. Nach den Glaubensvorstellungen des Mittelalters hatten die Seelen von gewaltsam ums Leben gekommenen Menschen, erst nach einer Reihe von religiösen Handlungen des Täters Zugang zum Himmelreich. Weiter beliebte Wallfahrtsorte waren Einsiedeln in der Schweiz im Kanton Schwyz, Jerusalem, Rom und Wilsnack in der Prignitz im nordwestlichen Brandenburg.
Uwe Stößel, Saalfeld


B


C


D


E


F

Fuß
altes Längenmaß, siehe Steinkreuzgröße, vgl. auch die Längeneinheit Fuß bei Wikipedia.


G

Gnade bei Recht
Das mittelalterliche Gerechtigkeitsverständnis enthielt prinzipiell die Möglichkeit eine bereits ausgesprochene oder erwartete schwere Strafe abmildern zu können. Das hierfür stehende Prinzip nannte man Gnade bei Recht bzw. Gnade vor Recht. Dieses besagt, dass die jeweilge Autoritäten geltende Regeln willkürlich außer Kraft setzen können, d.h. ein eintreffender hochrangiger Staats- oder Kirchenbeamter, Fürst usw. durfte amnestieren. In der Praxis wurde eine zweite Form der Begnadigung wichtig, sie wurde an den (lokalen) Gerichtsherrn herangetragen. Wortführend waren die Verwandtschaft , die Freundschaft sowie die örtliche Geistlichkeit. Hierbei wurden auch die mildernden Umstände und die Konsequenzen des Verurteilens verdeutlicht. Meist folgte der formelhaft ausgebreiteten Bitte (Standardtexte) der theatralische Auftritt der weiblichen Verwandten.
Manfred Beck, Wutha-Farnroda


H


I


J


K


L


M


N


O


P


Q


R


S

Schuh
altes Längenmaß, siehe Steinkreuzgröße

Seelenbäder
Stiftung für das Seelenheil des Stifters. Ausrichtung wohltätige Bäder für mittellose Menschen in öffentlichen Badeanstalten, die sich das Badegeld nicht leisten konnten. Manchmal aber auch Stiftung zur Errichtung oder Unterhaltung solcher Badehäuser. Diese Bäder waren nicht nur warme Wannenbäder, es wurden danach auch kräftige Mahlzeiten und etwas Wein gereicht und die Badenten mit besonderen heilenden Salben eingerieben. Diese Bäder waren wichtig im Kampf gegen ansteckende Hautkrankheiten, auch als Aussatz bezeichnet, in einer sonst wenig auf Hygiene bedachten Zeit.
Uwe Stößel, Saalfeld

Steinkreuzgröße
In vielen Sühneverträgen im süddeutschen Sprachraum wird bei der Forderung zur Aufstellung von Sühnekreuzen Größenangaben der geforderten Sühnekreuze in Schuh angegeben. Im übrigen Sprachraum sind die Größenangaben nicht so häufig Bestandteil des Vertrages.
Das Längenmaß Schuh oder auch Fuß ist ein altes Maß, es wird ähnlich wie die Elle von anatomischen Gegebenheiten der Menschen abgeleitet und war deshalb auch ohne Messgeräte für jeden Menschen der damaligen Zeit nachvollziehbar.
Die Größe schwankt von Region zu Region und beträgt etwa 25 cm bis 43 cm, am häufigsten ist eine Größe von 12 Zoll pro Schuh, das entspricht etwa 30 cm.
Uwe Stößel, Saalfeld


T


U

Unschuldsrose
Wie konnte ein unschuldig Verurtheilter, ein Entehrter vor der Öffentlichkeit amnestiert werden? Hierfür findet man ab und an in mittelalterlichen Rechtstexten und Chroniken Hinweise auf eine symbolische Lösung: ihm wurde von einer vom Gericht bestimmten Jungfrau feierlich und stets öffentlich eine Rose dargereicht. Diese Blume nennt man daher die Unschuldsrose.
Manfred Beck, Wutha-Farnroda


V


W


X


Y


Z