Sage | sonstige Motive Toter Mann Das Schwedenkreuz
An der Straße nach Michelbach stand ein kleines Steinkreuz, genannt das Schwedenkreuz. Durch den Bau der Heeresstraße zu Beginn des letzten Krieges durch den militärischen Arbeitsdienst wurde es entfernt, weil es die Einfahrt in die Straße behinderte. Es wurde auch nicht an einen andern Platz versetzt, sondern einfach beseitigt.Mit diesem Kreuz hatte es folgende Bewandtnis:
Während des Dreißigjährigen Krieges, und zwar im Winter 1634/35, zogen schwedische und französische Truppen, geschlagen durch die kaiserlichen Heere des Generals Gallas, durch unsere Heimat, um in Frankreich Schutz und Hilfe zu finden. Unerwartet, noch ehe die Bewohner eine Ahnung davon hatten, kam ein berittener Vortrupp in unser Dorf, um Quartiere zu machen und die Bewohner zur Bereithaltung von Lebensmitteln aufzurufen. Der Anführer der Truppe war korrekt, aber viele seiner Soldaten wilde Burschen, die die erschreckten Bewohner drangsalierten und beraubten. Einer von ihnen drang sogar in die Kirche, indem er dem Küster, der sie eben zugeschlossen hatte, die Schlüssel entriss. Es gelüstete ihn nach den goldenen Schätzen in Sakristei und Tabernakel. Aus dem Kelch schleuderte er die hl. Hostien achtlos auf den Boden und steckte ihn und auch die Monstranz in einen mitgebrachten Sack. Die Tat blieb aber nicht geheim. Beim Weiterritt der Truppe auf der Michelbacher Höhe erfuhr es der Truppführer. Sofort ließ er halten und befahl den Burschen zu sich, Nachdem er seine Beute ausgepackt hatte, fand ein Standgericht über ihn statt. Der Truppführer rief mit empörter Stimme: "Habe ich nicht streng befohlen, auf unserm Rückzuge die Kirchen in Ruhe zu lassen? Sollen wir auch noch den Herrgott zu unserm Feinde haben? Der Ungehorsam muss mit dem Tode bestraft werden! Ergreift ihn und bindet ihn an diese Linde. Jeder versetze ihm aus Verachtung einen Fußtritt, egal wohin! Eine Kugel ist für ihn zu schade! Legt ihm den Strick um den Hals und hängt ihn auf, dass er verende!". So geschah es. Der Trupp zog weiter. Mitleidige. Nunkircher, unter ihnen auch der Küster, erkannten ihn als den Kirchenräuber und waren ergriffen über Gottes schnelles Strafgericht. Sie schnitten ihn los, beerdigten ihn an derselben Stelle und setzten ein Birkenkreuz auf sein Grab. Die Kunde davon verbreitete sich schnell überall, und man nannte das Kreuz "Schwedenkreuz". Das Holzkreuz wurde mehrmals erneuert, bis man schließlich ein kleines Steinkreuz dort errichtete. Bei Dunkelheit gingen die Menschen scheu und eilig daran vorbei, weil die Mär umging, die Seele dieses Kirchenräubers fände keine Ruhe und hause in der Umgebung dieses Kreuzes unerlöst, ruhelos und vergrämt über ihren schändlichen Gottesraub bis zum Jüngsten Tage. |