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ID / Status10942 / bekannt, aber noch nicht dokumentiert
Land / BundeslandDeutschland / Thüringen / Landkreis Nordhausen
Ort99734 Nordhausen (XVI)
StandortAm ehem. Nordhäuser Stadttor (Barfüßertor) befindlicher Gedenkstein für einen dort erfolgten Lynchmord.
Typungeklärt
Maße / Material / keine Angabe
KoordinatenStandort N 51° 30.277' O 10° 47.504' anzeigen mit:
Google-Maps Karte I
Koordinaten Google-Maps Karte II

Lagestatusgeschätzt nach Lagebeschreibung
TextDer Ritter von der Schnabelburg.
Über dem Barfüßerthore in Nordhausen ist, in Stein gehauen, das Wappen der Stadt Nordhausen angebracht, und dies besteht, wie man auch am Rathause sehen kann, aus einem Schilde mit einem Adler und einem geschlossen Helm mit Büffelhörnern. Die beiden Steine, aus denen dasselbe zusammengesetzt ist, haben sich etwas verrückt, und während der Helm auf dem oberen noch gut erhalten ist, ist der Stein mit dem Schilde verwittert und schwer zu erkennen. Die Sage erzählt nun, der Helm solle den Kopf eines Ritters von der Schnabelburg vorstellen, der früher auf dem Schnabel, der südöstlichen Spitze des Kohnsteins (dem hannoverschen Zoll gegenüber), gehaust hat. Der war nämlich ein Raubritter und lag immer mit den Nordhäusern in Fehde, trieb ihnen die Herden weg oder plagte sie auf andere Weise. Da sie mit Gewalt gegen ihn nichts ausrichten konnten, beschlossen sie endlich, zur List ihre Zuflucht zu nehmen. Sie stellten sich nämlich, als wollten sie ihm die Schnabelburg, da sie der Stadt so nahe läge, abkaufen, und forderten ihn deshalb auf, nach Nordhausen zu kommen, um mit ihm zu unterhandeln. Das that er denn auch und brachte zu seiner Sicherheit viele Leute mit. Als er aber auf dem Rathause war, überfiel eine Schar bewaffneter Bürger die fast unbesetzte Schnabelburg und steckte sie in Brand. Kaum sah man vom Rathause aus die Flammen hell aufschlagen, so führten die Ratsherren den Ritter hinaus auf die Galerie und zeigten ihm seine brennende Burg. Da wurde er wütend, schwang sich auf sein Roß und wollte sich durch die Haufen der Bürger, die nun von allen Seiten auf ihn eindrangen, Bahn brechen. Bis an das Barfüßerthor kam er auch, da überwältigten sie ihn, schlugen ihm den Kopf ab und steckten diesen auf einer Stange am Thore auf. Zum Gedächtnis dieser That hat man nachher den Kopf in Stein ausgehauen; dies ist sein Helm. Der Schild darunter aber soll des Ritters Wappen sein, wie man auch noch an den Nebensteinen seine Hand erkennen will, die ihm gleichfalls abgehauen wurde. Man erzählte auch, der Bürger, der ihm den Kopf abgeschlagen habe, sei ein Stellmacher gewesen, und daher komme es, dass ihn Nordhausen, so lange es eine Reichsstadt war, die Stellmacher für unehrlich galten und vor dem Hagen wohnen mussten. Wenn der Tag wiederkehrte, an dem der Ritter meuchlings erschlagen ist, zeigt sich dieser zwischen elf und zwölf Uhr auf einem Schimmel am Kohnstein und am Schnabel.
(Günther, Friedrich - Aus dem Sagenschatze der Harzlande, Hannover-Linden und Leipzig 1893, S.117f, Nr.107)

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