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ID / Status10957 / bekannt, aber noch nicht dokumentiert
Land / BundeslandDeutschland / Nordrhein-Westfalen / Rhein-Sieg-Kreis
Ort53604 Bad Honnef (VI)
StandortAn einem alten,leicht ansteigenden Waldweg, der nach der Abzweigung des Hubertusweges von der Himmerichstraße nördlich der Flur "Helfenseven" von diesem nach links abbiegt und in den weiter südlich quer verlaufenden, heute zu einem breiten Wirtschaftsweg ausgebauten sog. "Knüppeldamm" einmündet.
Typsonstige Kreuzformen
Maße / Material / Holz
KoordinatenStandort N 50° 38.123' O 7° 17.041' anzeigen mit:
Google-Maps Karte I
Koordinaten Google-Maps Karte II

Lagestatusgeschätzt nach Lagebeschreibung
BezeichnungPferdsgalgenkreuz
TextEs gibt auch Kreuze, über deren Bedeutung und Funktion nichts Genaues bekannt ist, und die dem Betrachter Rätsel aufgeben. Dazu zählt das sagenumwobene "Pferdsgalgenkreuz". Es liegt an einem alten,leicht ansteigenden Waldweg, der nach der Abzweigung des Hubertusweges von der Himmerichstraße nördlich der Flur "Helfenseven" von diesem nach links abbiegt und in den weiter südlich quer verlaufenden, heute zu einem breiten Wirtschaftsweg ausgebauten sog. "Knüppeldamm" einmündet.
Die Sagen, die sich an das Kreuz knüpfen, sind nur mündlich überliefert und werden verschieden wieder gegeben. Einmal, so heißt es, soll während des Dreißigjährigen Krieges ein Trupp schwedischer Soldaten einen Raubzug nach Selhof unternommen haben. Einer der Soldaten verfing sich,wie der Absalom der Bibel mit seinen Haaren im Astwerk des Baumes. Trotz verzweifelter Anstrengungen konnte er sich nicht mehr befreien. Stunden später, vielleicht durch das herrenlos umherirrende Pferd aufmerksam geworden, fanden ihn Bauern tot im Baum hängend. Sie erblickten darin ein Gottesurteil und bezeichneten, vielleicht in der Furcht, der Geist des Toten könne unerlöst, ruhelos umherschweifen, den "unheimlich" gewordenen Ort mit einem Kreuz.
Eine Variante der Sage erzählt, ein schwedischer Vorreiter habe, von Hövel kommend, auskundschaften wollen, was es in Selhof zu plündern gäbe. Auf der Flucht vor nacheilenden Bauern habe ihn hier ein ähnliches Unheil ereilt: er blieb im Baum hängen und wurde erschlagen. Da seine Landsleute nichts mehr von ihm hörten, sollen sie den Plan, Selhof zu plündern, aufgegeben haben.
Die einzig schriftlich fixierte Sage berichtet folgendes: "Nicht weit von Honnef steht ein Kreuzehen, auf welchem ein Stein liegt. Es ist das Pferdsgalgenkreuzchen. Einst nämlich lief ein Pferd nach Aegidienberg, es sprang in eine Buche und stürzte tot zur Erde. Zur Erinnerung an dieses Ereignis setzte man das Kreuzchen, auf welchem immer ein Stein lag.
Einst ging eine Bäuerin an dem Kreuz vorüber und meinte, der Stein gebe einen guten Käsestein ab. Sie nahm den Stein auch wirklich mit und benutzte ihn als Käsestein. Aber fortwährend rasselte der Stein,und alle Siebe, auf welche er gelegt wurde, zerbrachen. Da sah sich die Frau genötigt, den Stein wieder an seine alten Ort zu legen, wo er noch heute liegt."
[...] Nach einer weiteren Überlieferung befand sich an der Stelle des Pferdsgalgenkreuzes eine vorchristliche Opferstätte.Man will dort Schädelknochen von Pferden ausgegraben haben, die Erinnerungen an heidnische Tieropfer wachriefen.
Bei der Restaurierung des Kreuzes im Jahre 1954 in einer Honnefer Schreinerwerkstatt (der Längsbalken mußte erneuert werden) konnten noch Spuren der Inschrift ANO 163.. identifiziert werden. Dies könnte ein Hinweis auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges sein. Das Kreuz besteht aus Eichenholz, einem dauerhaften Material, aber konnte es mehr als 300 Jahre überdauen? Vielleicht hatte es schon einen Vorgänger, und man hat die ursprüngliche Inschrift auf den Nachfolger übertragen? Aber der Baum, an den es genagelt ist: Das Höchstalter von Buchen wird mit 150 Jahren angegeben. Selbst wenn es, wie immer in der Natur, Ausnahmen gibt, und man diesem Baum ein höheres Alter zugestehen möchte: vor 360 Jahren konnte man an seinem Stamm noch kein Kreuz befestigen! Und was hat es mit dem Pferd und dem Galgen auf sich? Nimmt man den Namen wörtlich, so war es ja das Pferd und nicht der Mensch, dem der Baum zum Galgen wurde. Eine heidnische Opferstätte? Dafür gibt es keine archäologischen Hinweise. Auffällig ist die Menge der herumliegenden Feldsteine. Es sind Steine, wie sie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen an Ackerrändern zu Lesesteinhaufen aufgeschichtet werden. Oft fanden solche meist faustgroßen Steine auch für Grabhügel Verwendung in vorgeschichtlicher Zeit. Hier kann weiter spekuliert werden... In der Jägersprache gab es den Ausdruck "Galgen" für eine Vorrichtung zum Aufhängen des ausgeweideten Wildes.
Es ist auch auf einen möglichen Zusammenhang mit der Hexengerichtsbarkeit hingewiesen worden und auf die rechtsgeschichtliche Tatsache, daß im Mittelalter auch Tiere als Rechtssubjekte, als "Personen" galten, gegen die Strafprozesse geführt werden konnten. Gerade bei Hexenprozessen wurden oftmals auch Tiere unter Anklage gestellt. So wurden beispielsweise Wölfe häufig gehenkt.
Für solche Fälle gab es eigene "Wolfsgalgen". Auch Pferde sind, vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, hingerichtet worden, Pferde, die sonst - ein letzter Nachhall des germanischen Pferdekultes - noch immer mit einem Tabu belegt waren. Bei Hexenzusammenkünften wurde mit Pferdeschädeln, auf die man Saiten gespannt hatte, Musik gemacht.
Nun gibt es im überlieferten, sagenhaften Erzählgut nicht den geringsten Hinweis auf das Hexenwesen, Karl Unkel erwähnt in seiner Sammlung den Fall einer Hexe, die einen Glockenguß zu verhindern versuchte, aber rechtzeitig erkannt wurde, so daß kein Schaden entstand. Sonst scheint Honnef vom Hexenwesen nicht betroffen gewesen zu sein.
Für den Historiker ist das alles höchst unbefriedigend. Sein Urteil fällt demnach nüchtern (und ernüchternd) aus.
Der Honnefer Chronist Josef Brungs glaubt, wie bei anderen Bäumen - der Kreuzeiche und der Frühmeßeiche(einst markante Bäume im Honnefer Wald) - an eine alte Grenzmarkierung, wobei er allerdings die Namengebung außer acht läßt. Freilich gab es die sogenannten "Lagbäume", die wichtige Grenzen bezeichneten und die bei regelmäßig stattfindenden Grenzbegehungen als Fixierungspunkte dienten. [...]
(Werber, Karl Günter - Von Kreuzen und Bäumen im Bad Honnefer Wald – Vergessene menschliche Schicksale und unheimliche Orte, in: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises, 1996, S.41-46)
externer Link http://www.geocaching.com/geocache/GC37EDK_am-pferdsgalgenkreuz

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