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ID / Status1527 / verschwunden / undokumentiert
Land / BundeslandDeutschland / Sachsen / Landkreis Löbau-Zittau
Ort02747 Berthelsdorf / OT von Herrnhut (I)
StandortNordöstlich vom Ort unmittelbar an der Flurgrenze mit Kemnitz im Unitätswald Abt.18, 50m nw der Alten Bernstädter Straße.
TypSteinkreuz
Maße / Material48-52:35:15 / Granit
KoordinatenStandort N 51° 2.863' O 14° 46.846' anzeigen mit:
Google-Maps Karte I
Koordinaten Google-Maps Karte II

Lagestatusvermessen / genaue Lage nach Karte
TextNach Müller / Quietzsch (1977): Nordöstlich vom Ort, unmittelbar an der Flurgrenze mit Kemnitz, im Unitätswald Abteilung 18, 50 m nordwestlich der Alten Bernstädter Straße.
Trotz intensiver Suche konnte das Steinkreuz im August 2008 nicht mehr gefunden werden. Ein ortskundiger Wanderer beschrieb mir den ungefähren Standort, äußerte aber, den Stein "lange nicht mehr gesehen zu haben". Auch eine telefonische Nachfrage bei Frau Claudia Albert, Cunewalde, die sich ebenfalls mit der Dokumentation von Steinkreuzen befaßt, ergab leider nur eine Fehlanzeige. Vor Ort konnte eine Art Grenzgraben senkrecht zur Alten Bernstädter Straße verlaufend festgestellt werden, in dem in etwa 50m Abstand von der Straße ein kleiner, quaderförmiger Grenzstein aus Granit mit oben eingeschlagenen Kreuz steht. Der Eintritt der Alten Bernstädter Straße in den Wald hat den GPS-Wert N 51° 02,852' O 14° 46,882'. Von diesem Punkt aus sollte der Stein etwa 50m in nordwestlicher Richtung stehen. (Basler 09/2008)
TextKreuz Berthelsdorfer Wald: ID 1527

Folgenden Sachverhalt konnte ich bei Herrn Ludwig Becker recherchieren. Damit muss jedoch die Historie des Kreuzfragmentes grundlegend geändert werden und dürfte dadurch auch erschöpfend und abschließend beendet werden.
Herr Becker kannte selbstverständlich das Kreuzfragment aus eigener Anschauung bestens und hat sich dazu auch heimatkundliche Notizen gemacht. Auch besitzt er ein Foto und eine selbst angefertigte Zeichnung. Auch nach Aussagen des Waldarbeiters Wagner ist der Stein schon seit Jahren verschwunden. Ludwig Becker war am 03.09.2005 vor Ort und konnte ihn nicht finden, obwohl er im Boden rumgestochert hatte.
Der Stein befindet sich in der Abteilung 18 a 3 des Unitätswaldes am Waldausgang an der Grenze zwischen Kemnitz und Berthelsdorf direkt auf dem Grabenaufwurf. Der Graben ist Kemnitzer Seite der Aufwurf gehört zu Berthelsdorf. Das ist eine alte Grenzmarkierung, die früher nicht unüblich war. Der Stein stand drei Meter entfernt von einem Grenzstein auf EBU Seite [EBU: Evangelische Brüder Unität Herrnhut].1)
Herr Becker hat ihn zu seiner aktiven Zeit auch schon auf dem Boden liegend gesehen und sich darüber gewundert. Er fand, dass er keine Gründung hatte und keine 20 cm im Boden steckte und umgefallen war. Er hatte ihn damals wieder aufgerichtet.
Das Kreuz war jedoch keines, was die nachfolgende Erklärung erhellt. Es handelt sich nämlich um die Begräbnisstätte eines Selbstmörders, der nicht auf dem Kirchhof beerdigt werden durfte und auch kein kirchliches Begräbnis erhielt. Man wollte ihn weit weg haben, weswegen er direkt an der Ortsgrenze begraben wurde.2) Da er Selbstmörder war, konnte die Stelle an der er "verscharrt" wurde, keinesfalls mit einem christlichen Symbol bezeichnet werden. Deswegen fehlen dem Kreuz das Kopfstück und ein Arm, wodurch es wie ein Galgen, Beil oder ein Winkel aussieht. Der Steinmetz, oder wer auch immer, hat es also schon extra so hergestellt.
Und nun die Geschichte zum Stein, die in der Chronik von Berthelsdorf von Carl August Beyer im 1. Buch 1800-1816 auf Seite 87 nachzulesen ist (Unitätsarchiv der Brüder-Unität, Herrnhut):

Am 23. August erhängte sich Johann Gottfried Schluckner, Ausgedingegärtner3) in Niederberthelsdorf zu Hause und wurde am 25. August im Busch an der Kemnitzer Grenze vergraben. (ein Verächter Gottes und starker Branntweintrinker).

Herr Becker vermutet, dass der Stein geklaut worden ist, denn Forstarbeiten sind in der fraglichen Zeit in dem Revier nicht erfolgt. Ich werde gelegentlich mit einem Erdspieß nochmal suchen.
Matthias Pfeifer, Herrnhut

Anmerkungen:
1) Dieser Grenzstein wird auf dem Interneteintrag des Steines ID 1527 scheinbar beschrieben. Man war also nur drei Meter vom ehemaligen Standort entfernt.
2) Somit handelt es sich keinesfalls um ein mittelalterliches Steinkreuz, sondern tatsächlich um einen Stein aus dem Jahr 1814.
3) er war damit "Rentner"

Bild
Aufnahme von ca. 1970
Quelle: Archiv Roland Kother, Großpostwitz

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Sühnekreuze & Mordsteine