Literatur | Das Schäferkreuz in Netra
Im Heft 2 (Juni) 1973 der Zeitschrift »Das Werraland« be-richtet Eckart Krüger von der Zerstörung des Netraer Stein-kreuzes beim Ausbau der Straße in Netra in Richtung Ritt-mannshausen. Sein Zorn ist verständlich. Die Netraer Bauern kannten seit Generationen dieses Kreuz. Es stand an der Straße unmittelbar neben dem Eingang zu einem Bauern-höfe, und sie unternahmen nichts, um dieses Kreuz zu er-halten. Durch ein Versetzen um einige Meter aus dem Bereich der Straße wäre das Kreuz erhalten geblieben.
Schon am 25.1.1961 berichtete die Werra-Rundschau: »Ausgegraben und neu aufgerichtet wurde am Ortsausgang in Netra dieser alte Gedenkstein. Er soll einmal zur Erinnerung an einen alten Schäfer aufgestellt worden sein, der im vorigen Jahrhundert von einem Landstreicher erschlagen wurde. Nach einer anderen Lesart soll hier ein Schäfer vom Blitz getroffen sein. Die ältesten Einwohner können sich jedoch nicht mehr an dieses Geschehen erinnern. Der linke Teil des Steinkreuzes ist abgebrochen. Steinmetzmeister Scholz, Netra, grub den Stein aus.«
Im Oktober 1965 kam ich auf einer Steinkreuz-Besichtigungsfahrt von Willershausen und Lüderbach auch am Netraer Kreuz vorbei. Der Stein hatte sich wieder mit seiner schwereren Seite etwas gesenkt. Mit einem Spaten lockerten wir das Erdreich an der Rückseite und legten zwei Steine zur Unterstützung in das Erdreich der Vorderseite. Der Bäuerin des angrenzenden Hofes, die unserer Arbeit zusah, versuchten wir zu erklären, daß das Kreuz unter Denkmalschutz stehe und daß der Bürgermeister oder der Lehrer benachrichtigt werden müsse, wenn es sich wieder senke.
Im Sommer 1972 wurde mit dem Ausbau eines Teiles der Straße in Netra begonnen, und die Straße wurde gesperrt. Um diese Zeit muß durch Unkenntnis der Arbeiter oder durch Interesselosigkeit der Anwohner oder der Gemeindevertreter über das Schicksal des Kreuzes entschieden worden sein. Da in Netra sicher auch Mitglieder des WTV wohnen, wird an sie die Bitte gerichtet, die Frage zu beantworten: Wurde das Kreuz zerschlagen, oder wurde es unter der verbreiterten Straße vergraben? Welche Baufirma verbreiterte die Straße, welche Zeugen sind vorhanden? Das schmucklose Sandsteinkreuz war 80 cm hoch, 50 cm breit, ohne den abgeschlagenen linken Arm, unten 25 cm und oben 20 cm stark. Vom Schicksal der Schäferkreuze und Schäfersteine im Kreis Eschwege; Schulze, Alfred; 1973 |