Literatur | Im Kirchspiel Gnissau liegt ein Dorf Steinkreuz. Einst stand in der Nähe ein Schloss, wo ein reicher Graf wohnte, der eine wunderschöne Tochter hatte. Sie hatte ein heimliches Einverständnis mit einem jungen Mann; der Vater aber war hart und stolz und sie wagte ihm nicht ihre Liebe zu gestehen. Schon oft hatten sie in der Nacht an dem Orte sich zusammen gefunden, wo jetzt das Dorf steht. Einmal war auch das Fräulein vom Schloss gegangen und erwartete den Geliebten wieder an der Stelle. Als dieser aber kam, fand er seine Braut von wilden Thieren zerrissen; vor Schmerz und Trauer ermordete er sogleich sich selbst.
Zur Erinnerung an dies traurige Ereignis ward ein steinernes Kreuz errichtet, das dem Dorf nachher den Namen gab und dessen Trümmer noch heute da zu sehen sind. Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg; Müllenhoff, Karl; 1845 |