volkstümliche Bezeichnungen von Flurdenkmalen


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Rote Säulen im Stiftland und im Egerland
von Alois Bergmann

Abb.1: Zeidlweid (Egerland), rote Säule, mit Zwiebelchen und eierstabähnlichem Dekor unter der Laterne.

Abb.2: Ottengrün (Tirschenreuth) "rote Marter" mit Brettfigur des hl. Johann von Nepomuck (neben dem Gutshof).

Abb.3: Teil einer roten Marter mit Jahreszahl und Monogramm (Wondreb / Tirschenreuth)

Fotos: A. Bergmann

Zu den Denkmälern alter Zimmermannskunst der Egerländer Fachwerkprovinz gehören die "roten Säulen" oder "roten Martern". Zum überwiegenden Teil wurden sie mit dem Flachbeil aus einem gewachsenen Baum geschlagen1), also etwa wie der Holzblockbau oder der Umschrot. Oben erhielten sie eine "Kapelle" mit Holznischen für Heiligenfiguren oder für Heiligenbilder. Oft auch war der Top zu einer Zwiebel geschnitzt (Abb.1) so wie sie Dorfkirchen zu beiden Seiten der Grenze zeigten; besonders die Treunitzer Kirche mag hier Anregungen gegeben haben. Westlich von Pechtnersreuth (Tirschenreuth) steht heute noch - in einem Acker an der alten Straße - eine rote Marter2) mit Kapital und Glaskasten für das Kultbild, vor dem Schloß in Ottengrün (Tirschenreuth) ist der auf eine rote Säule gesetzte Kasten mit einer Brettschnittfigur des Hl. Johann von Nepomuk gefüllt (Abb.2). Überwiegend aber waren die roten Säulen der Marienverehrung gewidmet (so bei Zeidlweid, St. Anna bei Eger, dann in Neualbenreuth, Maiersreuth, Querenbach (letztere drei Orte befinden sich im Lkrs.Tirschenreuth). Verehrung fand vor allem die Kulmer Madonna3), deren geschnitztes Bild in Maiersreuth (Tirschenreuth) auf einer roten Säule noch gut erhalten ist. In Westböhmen begannen die roten Säulen im Osten etwa bei Altwasser und Sandau und reichten über das Egerer Becken hinweg - im Süden häufiger auftretend - bis Gossengrün (Zirbelhofmarter) auf die Erzgebirgsvorstufe. Wie das Walenwerk waren die roten Säulen mit Ochsenblut gestrichen!

Eine der stilistisch ältesten roten Säulen, auch eine der charakteristischsten, steht an der Straße von Neualbenreuth zum Aussichtsturm (Grenzlandturm), findet aber nur wenig Beachtung, da man heutzutage lieber mit dem Auto zum Turm fährt und so kaum Zeit hat, von hier einen Blick über das schöne Rund des Egerer Stadtwaldes und den Tillen und auch zur roten Säule zu werfen.

Die rote (jetzt braun gestrichene) Säule nördlich von Wondreb, an der Straße nach Neualbenreuth, trägt die Jahreszahl 1826 (Abb.3), dürfte aber erneuert worden sein. Bei dieser Säule endet übrigens das heute nachweisbar nördlichste Niederlegen oder Annageln horizontaler Totenbretter in Nordostbayern.

Ob ein Teil der roten Säulen auch als Wegzeichen anzusprechen ist, bleibt vorläufig unbewiesen; die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen. In der neuesten Zeit werden die roten Säulen mit modernen Farben und Lacken überstrichen.

Anmerkungen:
1) So hat z.B. der Zimmerer Ferdinand Fritsch die Holzmarter vor dem Hause Nr.41 in Neualbenreuth angefertigt, eine echte rote Marter, die aber jetzt modern überlackiert ist.
2) Die Pechtnersreuther Marter ist sagenumwoben. Kindern wird bei Unfolgsamkeit gedroht (antiautoritäre Erziehung ist hier nicht üblich), der Pfaafouß (der Pferdefuß) mit dem Niklas (St. Nikolaus) würden sie holen. Der Pfaafouß ist eine beliebte Schreckgestalt und war auch in Elbogen a.d. Eger "zuhause".
3) Zwei Madonnenbilder genossen klassische Verehrung: das der Madonna von Maria Kulm (Egerland) und das der Pribramer (Ort, im zentralen Böhmen gelegen).

(Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.10, 1985, S.5-6)

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