Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Schönebeck

Calbe

PLZ: 39240

GPS:

Standort: An der ostlichen Seite der Nienburger Straße, vor Haus Nr.89.

Größe / Material: 158:104:18 / Sandstein

Geschichte: Ein Arm von oben her schräg abgeschlagen. Zwei gekittete Bruchstellen. Die Westseite des Kreuzes ist stark abgeschabt, der Schaden soll, wie die beiden brüche, von einem durch Unwetter um 1970 gestürzten Baum entstanden sein. Das Kreuz soll früher auf dem Acker gestanden haben und wurde erst beim Hausbau in den Straßenbereich versetzt.

Sage: Im Falle unseres heute noch vorhandenen Steinkreuzes gibt es u. a. eine mündliche Überlieferung, dass ein Ritter einen leibeigenen Schäfer erschlug, weil dieser ihn an der Ausübung seines Herrenrechtes der ersten Nacht (jus primae noctis) hindern wollte. Dafür musste er ein Sühnekreuz aufstellen.

An der Ausfallstraße von Calbe nach Nienberg steht ein Steinkreuz, das vom Tod tapferer Nienberger Bürger berichtet. Einst gab der Magdeburger Erzbischof den Befehl, die ihm nicht gehörende Jürgensburg in Nienberg zu zerstören, weil er sich von ihr bedroht fühlte. Aber die Feste widerstand allen feindlichen Angriffen. Zornentbrannt setzte sich der Erzbischof selbst an die Spitze der Angreifer, aber die tapferen Verteidiger der Jürgensburg schlugen die Krieger des Erzbischofs zurück und trieben sie sogar bis Calbe vor sich her. Doch wandte sich nun in Calbe das Blatt, da der Erzbischof von Magdeburg her neuen Zuzug bekam. Die Nienburger kämpften wie die Löwen, aber einer nach dem anderen von ihnen fiel, zuletzt der tapfere Burgvogt. Aber der Erzbischof hatte seinen Sieg teuer erkauft. An der Schlachtstelle ließ er ein Massengrab ausheben und Freund und Feind darin bestatten.
Zum Schluß wurde ein Steinkreuz darüber aufgerichtet.

In der unteren Schloßstraße sollen noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts drei Kreuze gestanden haben. Eines wurde einem Läufer gesetzt, den an dieser Stelle die 7 wütenden Hunde eines Scharfrichters zerrissen hatten. Nach anderen soll an dieser Stelle derselbe Scharfrichter von der Volksmenge getötet worden sein, weil es ihm "...beim Richten eines Missetäters mißlungen..." sei. Auch die 2 Knechte des Scharfrichters wurden von der Menge gelyncht. Zur Erinnerung daran wurden die 3 Kreuze gesetzt.

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.17


Sühnekreuze & Mordsteine