Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Stendal

Möringen


waagerechten Rillen
im Kreuzungsfeld

Abbildung bei
Saal (1987)

PLZ: 39599

GPS:

Standort: Am Mühlberg.

Größe / Material: 112:69:18 / Sandstein

Geschichte: Am östlichen Rand des Dorfes, auf dem sogenannten Windmühlenberg, zwischen einer alten Wegscheide stand ein Steinkreuz, das vor 1945 zerbrochen ist und dessen 2 Bruchstücke vom Pfarrer in die Gartenlaube des Pfarrgrundstückes geholt wurde, von wo es nach seiner Restaurierung 1985 an den Eingang des Kirchhofes versetzt werden sollte. Das Kreuz ist schon am ursprünglichen Standort zerbrochen gewesen, seine Bruchstücke waren mit je 2 in Durchbohrungen eingesetzten Rundeisen und Flachblechen verbunden. Das stark verwitterte Kreuz zeigt gotische Formen. Der Kopf und der rechte Arm sind stark beschädigt, der linke Arm nur oberhalb der Verbindungsstelle. Am Schaft ist unterhalb des Armes ein Stück ausgebrochen. Die Armzwickel haben Stützen. Der Fuß fehlt ganz, der Schaft teilweise. Es muß vermutet werden, daß dieser Teil 1945 nicht geborgen wurde. Vorhandene waagerechte Rillen dürften eher für Beschädigungen als für Wetzrillen sprechen.

Sage: 1. Ein Glockengießermeister hat seinen erfolgreichen Lehrling erschlagen.
2. Glockengießermeister und Geselle gerieten in Streit und erschlugen sich gegenseitig.

Quellen und Literatur:
Otte, Dr. D. Heinrich - Glockenkunde, 2.Aufl. Leipzig 1884, S.178
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.20
Mittag, Lothar - Sagenhafte Steine, 2006, S.86-87
Schapper, G. - Das steinerne Kreuz
ergänzende Infos und aktuelle Aufnahme von Meinhard Genz, Lüneburg



Das steinerne Kreuz
nach Aufzeichnungen von G. Schapper

"An der Wegscheide des alten Weges nach Stendal", so berichtet eine Überlieferung, "steht ein steinernes Kreuz, welches hier zur Sühne für einen Mord aufgestellt worden sei." Dieses Möringer Sühnekreuz weist sehr große Ähnlichkeit mit einem aus dem Jahre 1335 stammenden Kreuz auf, dass sich in der Marienkirche in Berlin befindet und daher wird seine Entstehung ebenfalls dieser Zeit zugeordnet.
Dieses alte Steinkreuz wurde von Möringer Bürgern aus dem Bereich der Ketten der hier jahrzehntelang durchfahrenden Panzer und damit vor der Zerstörung gerettet. In der Kirche eingelagert überdauerte es auch die Wende und konnte nach der Restauration im Jahre 1999 hier an dieser Stelle wieder aufgestellt werden. Die Sage berichtet über dieses Kreuz folgendes:
Im Mittelalter, als sich der Brauch, eine Glocke in jeden Kirchturm zu hängen, auch in der Altmark einbürgerte, hatten die Glockengießer viel Arbeit. Da sie keine festen Werkstätten hatten, das benötigte Material, Ziegelsteine und Lehm, jedoch in der Nähe der Orte meist überall vorhanden war, zogen sie über Land, nahmen Quartier, wo eine Glocke nötig und genügend Geld vorhanden war und bauten an Ort und Stelle ihre Gußformen. Auch in der damaligen großen und bedeutenden Wallfahrtskirche zu Groß Möringen wollte man das Geläut durch eine neue Glocke ergänzen und verschönern. Also bekam ein Glockengießer seinen Arbeitsplatz zugewiesen, wo er die Form in einer Grube mauerte. Daraufhin schmolz er verschiedene Metalle und Zusatzstoffe zu einer Legierung, die der Glocke Wohlklang und Haltbarkeit verleihen sollte. Allein, der Guß mißlang. Auch der zweite Guß erwies sich als fehlerhaft und nun mußte der dritte unbedingt gelingen, wollte er nicht mit Schimpf und Schande davongejagd werden.
Als mit der größten Sorgfalt alles zum Gusse vorbereitet war, eilte der Meister nach Stendal um noch einen Barren Metall und ein Zaubermittel zu holen, damit der Guß nun gelänge. Seinen Lehrling jedoch wies er an, während seiner Abwesenheit den Ofen gehörig zu heizen, damit der Guß alsbald nach seiner Rückkehr beginnen könne. Der Junge tat, wie ihm geheißen aber spielte nebenbei - mehr aus Vorwitz wohl und Langeweile - mit dem im Gußloch festgekeilten Zapfen. Dieser jedoch sprang bei der kleinsten Berührung heraus und die Schmelze ergoß sich in die Form.
Voll Angst und Entsetzen rannte der Junge seinem Meister entgegen, um sein Misgeschick zu beichten. Dicht vor dem Dorfe, an der Windmühle traf er den schwer beladenen Zurückkehrenden und erzählte ihm unter heißen Tränen, was geschehen war. Der Meister jedoch wurde so vom Jähzorn übermannt, dass er mit dem Metallbarren auf den hilflosen Jungen einschlug und ihn auf der Stelle tötete. Nun war er völlig ruiniert. Er hatte keine Glocke für die Möringer und war zudem auch noch ein Mörder. Verzweifelt und in Tränen aufgelöst brach er an der Stelle zusammen und so fanden ihn die Dorfleut', die aufgebrochen waren, ihn zu suchen. Der Glockengießer wurde in das Stendaler Gefängnis abgeführt, um dort auf seine Verurteilung zu warten. Derweil machten sich die Möringer daran, die Glockengrube zu räumen. Wie staunte man jedoch, als sie aus der Form eine wundervolle Glocke gruben. Kein Fehler war zu erkennen und der Klang war einzigartig, voll und schön. Dies meldete man sofort dem Richter nach Stendal. Ob das Wunder des nicht mißlungenen Gusses oder die tiefe Reue des Meisters oder aber "ein paar Gulden" aus seiner Hand die hohe Gerichtsbarkeit Milde stimmten, berichtet die Sage nicht.
Jedoch soll dem Meister aufgetragen worden sein, das Land zu verlassen und zur Sühne an der Mordstelle ein Kreuz errichten zu lassen, dass jeden der hier Vorbeikommenden mahnen soll, nicht im ersten Zorn zu handeln.


Sühnekreuze & Mordsteine