Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Sangerhausen

Rottleberode (I)


Abbildung bei
Saal (1989)

Abbildung bei
Saal (1992)
in den Steinkreuz-Sagen

PLZ: 06548

GPS: N 51° 30.712', O 10° 56.780'

Standort: Am südwestlichen Dorfrand, am Eingang des Totenweges in den Ort, in der südöstlichen Ecke eines Wegekreuzes. Zusammen mit einem weiteren Kreuz, linkes nordöstliches Kreuz.

Größe / Material: 127:77:20 / Karbonsandstein

Geschichte: [...] Frank Störzner, Steinkreuzspezialist aus Kleinmölsen im thüringischen Landkreis Sömmerda, konnte die Annahme von Schröter bestätigen: "Bei den vier runden Vertiefungen auf dem großen Steinkreuz handelt es sich um Einschusslöcher, die erst vor einigen Jahrzehnten entstanden sind." Drei davon liegen sehr eng beieinander. Als Zeitstellung könnte die Besatzungszeit in Frage kommen. [...] (Noack 2015)

Regelmäßiges lateinisches Kreuz mit sich gering nach unten verbreiterndem Schaft. Der Kopf ist auf der Südwestseite, beide Arme auf der Oberseite, besonders aber der südwestliche Arm, abgeschlagen. Das Kreuz ist wie sein Nachbar stark mit Flechten bedeckt. Neuere Schäden gehen offensichtlich auf Berührung durch größere Landmaschinen zurück. (Saal 1989)

Sage: Die beiden Kreuze am Totenwege: Aus der Ebene bei Görsbach führt zwischen 70-80m hohen Felswänden eine Schlucht durch den Junnenberg. Im Jahre 1437 geriet der Bischof Burchardt von Halberstadt in eine Fehde mit den Grafen von Schwarzburg und Hohnstein. Plündernd fiel er in deren Gebiet, die Goldene Aue ein. Auf dem Rückweg mit dem gestohlenen Vieh der Schwarzburger Bauern wurden ihm die Pässe über den Harz versperrt. Ein Bauer zeigte dem Bischof die Schlucht, der auf seinen Rat hin auch diesen Weg nahm. Aber der Bauer war ein Scheinverräter und das Heer des Bischofs wurde im Totenweg überfallen und aufgerieben. Da wo jetzt die beiden Steinkreuze stehen, liegt der Adjutant des Bischofs begraben. Eigentlich sollte auch der Bischof hier in die Erde, aber schließlich wurde er in der Kirche von Rottleberode vor dem Altar begraben.

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37
Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12
Noack, Heinz - Geheimnisvolle Näpfchen enträtselt, in: Mitteldeutsche Zeitung, 26.Jg., Nr.165 vom 20.Juli 2015, Sangerhäuser Zeitung S.10
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Foto von August 2006)



Rottleberode (II)


Kreuz I / II

Standort: Neben Kreuz I, rechtes, südwestliches Steinkreuz.

Größe / Material: 57:47:16 / Karbonsandstein

Geschichte: [...] Eigentlich noch interessanter war für Frank Störzner die Rückseite des benachbarten, kleineren Kreuzes. Nur schwer zugänglich zeigt es eingearbeitete Rillen. Kann es sich dabei um ein stilisiertes Bild einer Mordwaffe handeln? Auch diese Frage stand schon lange im Raum. Die fort schreitende Verwitterung lässt leider kaum noch etwas erkennen. Auch hier gab es eine Bestätigung. Das Bild zeigt Klinge und Angel eines mittelalterlichen Messers, wie man es oft in Museen betrachten kann. "Für die Steinkreuze im Altkre is Sangerhausen ist das einmalig", so Manfred Schröter. (Noack 2015)

Das vorhandene Kreuz scheint nur das restliche Oberteil eines früher größeren Kreuzes gewesen zu sein. Ein vor dem Kreuz stehender Stein könnte der ursprüngliche Fußstumpf des Kreuzes sein. Der Kopf des lateinischen Kreuzes hat Tatzenform, was sicher ursprünglich auch für die Arme zutraf. Der Oberteil des Kopfes und die seitlichen Armenden und wohl auch die Unteransichten derselben zeigen Verwitterungsspuren. Auf der Rückseite sind Abplatzungen zu erkennen. Auch hier sind neuere Beschädigungen durch Großgeräte zu vermuten. Die Rückseite des Kreuzes zeigt Abplatzungen. Nicht vor Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Flurort heißt Kreuzgrube, die Stelle wird aber auch als Kreuzstieg bezeichnet. Saal 1989)

Sage:

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37-38
Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12
Noack, Heinz - Geheimnisvolle Näpfchen enträtselt, in: Mitteldeutsche Zeitung, 26.Jg., Nr.165 vom 20.Juli 2015, Sangerhäuser Zeitung S.10
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Fotos von August 2006)




Rottleberode (III)


Abbildung bei
Saal (1989)

GPS: N 51° 30.942', O 10° 56.791'

Standort: Im Ort, an der nordöstlichen Ecke des ehemaligen Schulhauses, Hauptstraße 28, in die Ecke der Hauswand (Sockel) eingemauert. Von der Hauptstraße führt hier ein Weg zum Kirchhof vorbei.

Größe / Material: 84:58:17 / Karbonsandstein

Geschichte: Parallelkantiges lateinisches Kreuz mit sich nach unten verbreiterndem Schaft. Kopf und nördlicher Arm sind geringfügig verwittert, doch dürften auch Abschürfungen durch Anfahren zu vermuten sein. (Saal 1989)

Sage: In einer Ecke des alten Schulhauses ist ein Steinkreuz eingemauert. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein freier Platz. Hier fand einmal eine Schlägerei statt, wobei ein Rottleberöder Bursche erstochen wurde. Dem Erstochenen wurde ein Kreuz gesetzt. Der Totschläger konnte fliehen und rettete sich in die Eishöhle, aus welcher er nach wenigen Monaten erfroren herausgebracht wurde. Ihm wurde jedoch kein Kreuz errichtet. (Saal 1992)

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.38
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992
Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Foto von August 2006)



Rottleberode (IV)


Rückseite

Abbildung bei
Saal (1989)

GPS: N 51° 30,942', O 10° 56,791'

Standort: Im Ort, in einer kleinen Anlage vor dem ehemaligen Schulhaus, Hauptstraße 28, etwa 15m südöstlich vom Kreuz Rottleberode III.

Größe / Material: 110:56:21 / Karbonsandstein

Geschichte: Die Platte wurde im Juli 1968 im Gelände des VEB Gipswerke Rottleberode gefunden und einige Jahre später aufgestellt, wodurch der Unterteil der Platte nicht mehr eingesehen werden kann. Gesamthöhe: 170cm. Kreuzstein: Trapezförmige Platte, die vom Kopf zum Fuß gering in der Breite abnimmt. Über die gesamte Fläche erstreckt sich ein erhabenes lateinisches Kreuz von 16-17cm Breite. Der Kopf ist stark abgerundet, der nördliche Teil ist dabei vermutlich abgeschlagen worden. Im unteren sichtbaren Teil sind Beschädigungen, die vermutlich beim Transport entstanden sind, zu beobachten. Auch die waagerechten Schrammen auf der Rückseite dürften dem gleichen Entstehungsgrund zuzuschreiben sein. Der Stein hat bereits stark Moose und Flechten angesetzt.
Der Stein wurde bei Planierungsarbeiten im Werkgelände gefunden, und zwar an der Stelle, an welcher der Totenweg aus dem Alten Stolberg in die Talebene der Thyra führt. Die Tiefenlage wurde, wie die Lage allgemein, bei der Bergung nicht festgehalten. Eine Verbindung mit der Schlacht von 1437 steht im Bereich des Wahrscheinlichen, obwohl die leichte Trapezform der Platte diese älter erscheinen lässt.
In der Nachbarschaft der Platte wurde ein wohl aus dem Alten Stolberg stammender Grenzstein Nr. 152 von 1735 aufgestellt. Der Stein zeigt nach Osten den Löwen (Braunschweig) und nach Westen das springende Pferd (Hannover). (Saal 1989)

Sage:

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.38
Schröder, Manfred - Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, 1977
Rohland, Steffi - Halberstädter Heer im Harz zerschlagen, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 6.12.2007, S.15
Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Fotos von August 2006)


Sühnekreuze & Mordsteine