Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Sangerhausen

Stolberg (I)


Abbildung bei
Saal (1989)

PLZ: 06547

GPS: N 51° 34,608', O 10° 56,640'

Standort: Auf dem felsigen Berghang hinter der Freilichtbühne am Hotel "Chalet Waldfrieden".

Größe / Material: 116:67:17 / Karbonsandstein

Geschichte: "Heiliges Kreuz". Parallelkantiges lateinisches Kreuz von sehr regelmäßiger Form ohne Beschädigungen, aber mit sich leicht verstärkendem Schaft. Frühes 16. bis frühes 19. Jahrhundert.
Unklar ist, ob hier ein älteres Sühne- oder Gedenkkreuz vorliegt oder ein Erinnerungskreuz an die Kapelle, wogegen der Standort am felsigen Berghang spricht. Die Möglichkeit, daß ein Grabkreuz des 17. Jahrhunderts aus dem Kapellenfriedhof als Erinnerungsmal an den Hang gesetzt wurde, ist ebenfalls nicht auszuschließen. (Saal 1989)

Sage: An dieser Stelle soll sich die Heilige Kreuzeskapelle vor dem Stolberger Eselstor befunden haben, die um 1820 abgebrochen wurde.

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.39
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen, Sep. 2006



verschwundesnes SteinkreuzStolberg (II)


Abbildung bei
Saal (1989)

GPS:

Standort: An der Straße zwischen Stolberg und Breitenstein am östlichen Ufer der Schmalen Lude.

Größe / Material: 105:62:15 / Sandstein

Geschichte: Vom dem "Klosterkreuz" genannten Steinkreuz ist nur noch das Fußstück vorhanden. Das Steinkreuz wurde zwischen Winter 1996 / Frühjahr 1997 gestohlen. Manfred Schröter und Steffi Rohland machen in Veröffentlichungen und Vorträgen immer wieder auf den Diebstahl aufmerksam und bitten um Hinweise zum Verbleib eines der ältesten Steinkreuze des Landkreises Sangerhausen.
Hinweise zum Klosterkreuz nehmen entgegen: Manfred Schröter oder suehnekreuz.de.

Parallelkantiges lateinisches Kreuz mit sich verbreiterndem Schaft, der sich im Fuß bis zur Armbreite vergrößert. An Kopf und Armen befinden sich Abschläge, das Kreuz ist verwittert und stark mit Flechten und Moosen überzogen. Der Fuß steckt mindestens 35cm im Boden. Um 1500. (Saal 1989)

Sage: 1. Im kalten Tal steht an der Chaussee von Stolberg nach Breitenstein auf dem östlichen Ufer der schmalen Lude ein Steinkreuz, an dem einmal ein Mönch ein Mädchen ermordet haben soll. Nach anderen ging von diesem Kreuz ein Gang aus, den Mönche angelegt hatten und der in ihr Kloster führte. In diesen Gang wurden oft auf wunderbare Weise Jungfrauen hineingezogen, die niemals wieder ans Tageslicht kamen. Nach dem Verschwinden der letzten Jungfrau wurde hier das Kreuz gesetzt und seither verschwand niemand mehr.
2. Eine Gräfin von Stolberg wurde auf dem Auerberg von einer Tochter entbunden. Da diese nicht auf dem Schloß geboren war, zählte sie dem Gesetz nach nicht zur gräflichen Familie. Sie wurde deshalb ins Kloster geschickt und später deren Äbtissin. Sie war sehr streng und habsüchtig. Das von ihr verwaltete Kloster war das auf dem Klosterkopf vor der Stolbergischen Straße im kalten Tal. Eines Abends wurden in Stolberg drei Mädchen geraubt, die eine war eine Bäckerstochter, die zweite eine Braut mit Namen Apel und das dritte Mädchen wohnte in der Stubengasse. Bei der Braut hatte man am Polterabend an den Fensterladen gepocht, als sie hinausging um nachzusehen, kam sie nicht wieder. Keiner wußte, wo die drei Mädchen geblieben waren.
3. An einem schönen Sommerabend wanderte ein Handwerksbursche von Breitenstein nach Stolberg. Da sah er vom Kloster her einen Leichenzug und hörte auch die Glocken des Klosters läuten. Wie es sich gehört, blieb er andächtig stehen und zog seinen Hut. Er ging dem Zuge nach bis dahin wo der Sarg abgesenkt wurde. Ihm fiel dabei auf, daß wohl 12 Mönche den Sarg trugen, sie ihn aber nicht auf dem Friedhof einsenkten, sondern weit weg mitten auf dem Fahrweg. Als er seine Erlebnisse in Stolberg berichtete, wurde an der Stelle nachgegraben und man fand hier die Bäckerstochter, die lebendig mit einem kleine Kind begraben worden war. Da wurde das Kloster zerstört und die Äbtissin verflucht. Sie geistert noch jetzt im Stolberger Schloß als weiße Jungfer herum. Auch ein Bild von ihr im leinenen Gewand soll noch im Schloß zu sehen sein.

Unter dem Klosterkopfe fließt ein kleines Wasser. Nahe am Wasser ist eine kleine Erhöhung, darauf steht ein Kreuz von rothem Sandstein, etwa zwei Fuß hoch. Unter dem Kreuz geht ein Gang herein, den die Mönche angelegt hatten und der nach dem Kloster führte. In diesen Gang wurden oft auf wunderbare Weise Jungfrauen hineingezogen, die dann niemals wieder ans Tageslicht gekommen sind. Zum Andenken an das Verschwinden der letzten Jungfrau soll das Kreuz gesetzt sein. (Pröhle 1856)

Quellen und Literatur:
Pröhle, Heinrich - Die weiße Jungfer, in: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S.157, Nr.403
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.39
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.26
Rohland, Steffi - Gefahr für Kleindenkmale nimmt zu, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 21.11.2006, S.10
Rohland, Steffi - Vom Klosterkreuz blieb allein der Fuß, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 14.12.2006, S.10
Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12
Ergänzungen von Uwe Exner, Oberröblingen und Manfred Beck, Wutha-Farnroda



Vom Klosterkreuz blieb allein der Fuß
Rest des verschwundenen Bodendenkmals wiedergefunden
von Steffi Rohland

Mitte der 80er Jahre stand das Klosterkreuz noch zwischen Stolberg und Breitenstein am Ufer der Schmalen Lude - auch zur Freude dieser Kinder. Vor zehn Jahren wurde es gestohlen.   MZ-Fotos: Steffi Rohland

Stolberg /MZ. Viele Jahrhunderte stand ungestört an der Straße zwischen Stolberg und Breitenstein am östlichen Ufer der Schmalen Lude ein Steinkreuz, das sogenannte Klosterkreuz.
Schriftliche Überlieferungen sind dazu bisher nicht bekannt geworden, aber die starke Verwitterung des Sandsteins gab dem Fachmann einen Hinweis auf ein hohes Alter. Walter Saal verweist in seinem Buch über die Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle aus dem Jahre 1989 auf eine ihm mitgeteilte Sage. Danach hat hier ein Kloster gestanden und es soll an der Stelle des Kreuzes ein Mönch ein Mädchen ermordet haben.
Nach einer anderen Überlieferung hat sich hier ein Mönchgang befunden, in den die Jungfrauen hineingezogen wurden, die nie wieder ans Tageslicht kamen.

Manfred Schröter dokumentiert den abgeschlagenen Fuß.

Der tatsächliche Hintergrund für diese Steinkreuzsetzung ist nicht bekannt, aber für die Fachleute gehört es zweifellos in die Gruppe der Sühnekreuze. "Im Herbst des Jahres 1996 stand das Kreuz noch", gab der in Stolberg wohnende Arzt Dr. Werner Krischok im Jahre 1997 zu Protokoll und fügte hinzu: "Als ich es am 20. Mai 1997 einem Bekannten zeigen wollte, war es verschwunden.'' Krischok informierte seinerzeit den Bodendenkmalpfleger Alfred Schneider von dem Verlust. Nach einer Nachsuche am 26. Mai erstattete der Olaf Kürbis, Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, am 13. Juni 1997 eine Anzeige wegen Diebstahls. Die unbekannten Täter hatten den Fuß des Kreuzes abgeschlagen und zurückgelassen. Deutlich waren noch die Hiebmarken von einem großen Hammer erkennbar. Vermutlich hatten die Täter den Fuß damit abgeschlagen und so das Kreuz "leichter" gemacht. Das Gelände ist hier so uneben, dass man es per Hand bis zum Weg tragen musste, Die Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen im November 1998 ein.
Bei einer turnusmäßigen Kontrolle von Kleindenkmalen im November 2006 erlebten die Bodendenkmalpfleger Manfred Schröter (Berga) und Lutz Zeitschel (Kelbra) eine Überraschung: Sie entdeckten zwischen Laub und Reisig das abgeschlagene Füßstück. Sie setzten es wieder in den Boden ein, um einer möglichen Verwechslung mit herumliegenden Bruchsteinen vorzubeugen. Gleichzeitig wurde der Stumpf fotografiert und im Maßstab 1:10 gezeichnet.
Die Bodendenkmalpfleger des Landkreises haben die Hoffnung auf das Wiederauftauchen des Klosterkreuzes noch nicht aufgegeben. Erfahrungsgemäß verschwinden solche Denkmale nach dem Diebstahl für eine geraume Zeit in irgend einem Schuppen. Irgendwann werden sie wiedergefunden und kommen wieder zu ehren.
(Mitteldeutsche Zeitung vom 14.12.2006, S.10)



Stolberg (III)


Blick zum Standort

GPS: N 51° 34,528', O 10° 57,671'

Standort: Auf der Straßenseite der Liebfrauenkapelle, links neben dem Hauptportal in ca. 1,80m Höhe.

Größe / Material: 60:67:? / Karbonsandstein

Geschichte: Beim Bau (1437) eingemauertes lateinisches Kreuz ohne Fuß. Möglicherweise war der Originalstandort in der Nähe ("vor dem Tore"). Das Steinkreuz wurde bereits zu Beginn der 90er Jahre des 20.Jh. von dem Bodendenkmalpfleger Günter Storch aus Schwenda entdeckt.

Sage:

Quellen und Literatur:
Noack / Rohland / Schröter - Kleindenkmale im Landkreis Sangerhausen - neue Wege für eine Bestandsaufnahme, in Archäologie in Sachsen, Heft 2/2004, S.81-84
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen


Sühnekreuze & Mordsteine