Deutschland Bayern Lkr. Kulmbach

Azendorf / OT von Kasendorf

PLZ: 95359

GPS: N 50° 1,831', O 11° 19,539'

Standort: Zirka 1,5km nach Azendorf in Richtung Kasendorf zweigt von der Hauptstraße St 2190 links in gerader Richtung die alte Straße ab. Nach 200m steht links an einer Kreuzung der Kreuzstein.

Größe / Material: 65:35:35 / Sandstein

Geschichte: Der Kreuzstein lag bis zum Mai 1970 im Feld und wurde vom Grundstücksbesitzer wieder aufgestellt.
Auf der Straßenseite ist ein lateinisches Kreuz von 2512cm eingemeißelt. Darunter ist die 12cm große Zahl 18 und auf der rechten Seite daneben 50 eingeritzt. Die Kanten des Steines sind schon stark abgewittert, aber es sieht fast so aus, als wäre er einmal achteckig gewesen. Der Kreuzstein steht an einer Altstraßenkreuzung. Kreuzwege spielten im Volksglauben schon immer eine große Rolle, denn hier trieben sich die Geister um. Zur Bannung der Geister und als Ruhestätte für die armen Seelen errichtete man an solchen Stellen Steinmale. Der Kreuzstein dürfte auch noch die Aufgabe als "Wegweiser“ gehabt haben. Ein Stein mit Kreuz bedeutete, daß die abzweigenden Wege zu Siedlungen führten und keine Feldwege waren. Die Zahl 1850 dürfte aus dieser Zeit sein und wurde wahrscheinlich in diesem Jahr als Erinnerung eingemeißelt, als man die alte Heerstraße besser ausbaute. (Dill 1984)

Sage: Der Kreuzstein, von dem die Sage erzählt, steht an der alten Straße, die von Kasendorf über den "alten Berg“ nach Azendorf führt. Die ehemals wohl achteckige Sandsteinsäule schaut etwa noch 65cm aus dem Erdboden heraus. Wahrscheinlich handelt es sich um den Sockel eines uralten, gotischen Bildstockes, einer "Marter“. Das kleine eingeritzte Kreuz dürfte, wie auch die Jahreszahl 1850 aus viel späterer Zeit stammen. An dieser Stelle erscheint angeblich heute noch zu gewissen Zeiten um Mitternacht ein Mann ohne Kopf, oder es steht ein Sarg vor dem Stein. Die Leute von Azendorf gehen in der Nacht nicht gerne an diesem Stein vorbei. Die Sage erzählt, daß hier vor Jahrhunderten ein alter Schäfer ermordet wurde, der - nachdem er wegen seines hohen Alters die Herde verkauft hatte - mit seinem Geld von Kasendorf nach Azendorf unterwegs war. Vorher hatte er in einem Kasendorfer Wirtshaus mit einigen Kumpanen gezecht, und man hatte dabei seine dicke Geldtasche gesehen. Am nächsten Morgen fand man den Alten an der Stelle des heutigen Kreuzsteines erwürgt und beraubt auf. Nur soviel Geld fand man in seiner Tasche, daß man Sarg und Leichenbegräbnis bezahlen konnte. Bei der Suche nach dem Mörder stellte man nachts den Sarg an der Mordstelle auf, und die Zechkumpanen mußten bei Fackelbeleuchtung hinzutreten und ihre Unschuld beschwören. Aber man fand den Mörder nicht unter ihnen, weil er tatsächlich nicht darunter war. So stellten die Freunde des Ermordeten und seine Zechkumpanen den Kreuzstein zum Gedenken an die ungesühnte Mordtat auf. Und doch war in jener Nacht einer unter die Wirtsstubentür getreten, hatte alles gesehen und war unbemerkt vom Wirt und den Zechern wieder hinausgeschlichen. Nur die beiden Kinder des Wirtes hatten ihn gesehen. So erscheint manchen Leuten bis heute noch der Sarg, weil die Tat vor Gericht noch nicht gesühnt ist. Aber den Mörder traf Gottes Gericht. Als er einmal in seiner Scheune Geräte aufhängte, fiel eine scharfe Sense herab und schnitt ihm dabei den Kopf ab. Nun erinnerten sich auch die Kinder jener Mordnacht und erzählten ihre Beobachtungen. Die Nachforschungen erwiesen bald seine Schuld. Sein Geist aber findet keine Ruhe im Grab. Er muß nach seinem Kopf suchen bis zum jüngsten Tag. So erscheint der Mann ohne Kopf am Kreuzstein. (Aus dem Heimatbuch des Marktes Kasendorf)

Quellen und Literatur:
Dill, Karl - Flurdenkmäler im Landkreis Kulmbach, 1984
Aus dem Heimatbuch des Marktes Kasendorf
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale


Sühnekreuze & Mordsteine