Deutschland Bayern Lkr. Oberallgäu

Bad Oberdorf (I) / OT von Hindelang


Blick zum Standort
Foto: Schuster (2012)

Detail der
eingehauenen
Jahreszahl
Foto: Pfundner (2007)

Zeichnung von
L. Walther
veröffentlicht bei
Groß (1895)

PLZ: 87541

GPS: N 47° 30,257', O 10° 22,757'

Standort: Westlich des Ortes an der Straße nach Hindelang, vor dem Friedensmuseum.

Größe / Material: 62:100:24 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wird hier "Bruderkreuz" genannt. Es ist bis zu den Armen in den Boden eingesunken. Nach Petzet (1964) sog. Bruderkreuz, zur Sühne für einen Brudermord. In der Vierung eingehauene Jahreszahl •1•5•5•5•, darunter (lt. Petzet 1964) Ano 1877, wegen Versetzung des Kreuzes.

Sage: Als Sühne für einen Brudermord errichtet.

Quellen und Literatur:
Groß, J. - Von alten Steinkreuzen an Straßen und Wegen im Allgäu, in: Allgäuer Geschichtsfreund, 8.Jg. 1895, S.48 u. 51, zugleich: Das Kleindenkmal, wissenschaftliche Schriftenreihe der "Arbeitsgemeinschaft Denkmalforschung e.V.", Jg.6, 1982, Nr.1
Petzet, Michael - Die Kunstdenkamäler von Schwaben von Schwaben, Band VIII, Lkr. Sonthofen, 1964
Mahn, Richard - Das Bruderkreuz, in: Das Steinkreuz, 1.Jg., 1933, S.25
recherchiert und bebildert von Thomas Pfundner, Holzschwang (Fotos von Januar 2007)
Ergänzungen von Ulrich Schuster, Plauen (Foto von Juni 2012)



Das Bruderkreuz
Von Richard Mahn, Hindelang.

An der Straße von Oberdorf nach Hindelang, B.-A. Sonthofen, am Grundstück des Zimmermeisters Fridolin Wechs, auf den "Buchäckern", steht ein ca. 1m hohes und breites Steinkreuz aus Dolomit. Es trägt auf der Vorderseite die Jahrzahl 1555, und von ihm erzählt man sich folgende Geschichte: "Da, wo heute das Kreuz steht (in den Buchäckern), war ehedem ein Buchenwald (Buewald). Damals lebten auf dem Buchelhof in Unterjoch zwei Brüder, die Buchlerbuem, beide überaus groß und von unbändiger Kraft. Einmal, in dunkler Nacht, als der eine von Hindelang nach Oberdorf ging, kam der andre vom Oberjoch herunter, um nach Hindelang zu gehen, doch wußte keiner vom ändern. Nun tat einer einen Jodler, wie früher die Burschen einander zum Hoare (Raufen) aufzufordern pflegten. Der andere gab sofort an, und so wechselseitig, bis sie einander am Hirschbach nahegekommen waren. Ohne sich in der Dunkelheit zu kennen, rangen sie miteinander und ob ihrer Riesenkraft wurde der Kampf immer hitziger, bis der eine erschlagen niederfiel. Erst nach der grausigen Tat erkannte der Ueberlebende zu seinem Entsetzen, daß er seinen eigenen Bruder getötet hatte. Voll Reue und Angst floh er in die weite Welt." (Ausführliche Sage befindet sich in: Reiser, Sagen des Allgäus.) Nach anderer Ueberlieferung sühnte er seine Tat nach den üblichen Sitten und Gebrauchen der damaligen Zeit durch Errichten eines Steinkreuzes, und zwar soll er das schwere Kreuz selbst auf der Schulter von Unterjoch herbeigetragen haben.
(Das Steinkreuz, 1.Jg., 1933, S.25)



Bad Oberdorf (II) / OT von Hindelang

GPS:

Standort: An der Kriegergedächtniskapelle.

Größe / Material: 76:71:15 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Ritterkreuz", weil am früheren Standort an der Jodokuskapelle ein Ritter gemalt war. Im Kreuzungsfeld eingeritzt: Jahreszahl 1603.

Sage: Das Kreuz soll an einen Totschlag erinnern.

Quellen und Literatur:
Mahn, Richard - Das Ritterkreuz, in: Das Steinkreuz, 1.Jg., 1933, S.26
Petzet - Die Kunstdenkamel von Schwaben, Lkr. Sonthofen, 1964, S.133
recherchiert und bebildert von Thomas Pfundner, Holzschwang



Das Ritterkreuz
Von Richard Mahn, Hindelang.

An der Südwand der Rosenkranz-Kapelle in Oberdorf, Bez.-Amt Sonthofen, steht ein kleines, 70cm hohes Kreuzlein aus Dolomitkalk mit der Jahrzahl 1603, das Ritterkreuz gen., und zwar deshalb so geheißen, weil über dem Kreuzlein an der Kapellenwand früher ein Ritter gemalt war. Derselbe kam bei Gelegenheit einer Reparatur wieder zum Vorschein, jedoch wurde er leider wieder übermörtelt. Ob das Kreuz mit diesem "Ritter" im Zusammenhang steht, kann nicht gesagt werden, da das Sterbebuch der Pfarrei nur bis 1621 zurückgeht, jedoch wird im Volk erzählt, daß dies Kreuz zum Gedächtnis an einen Totschlag aufgerichtet worden sei.
(Das Steinkreuz, 1.Jg., 1933, S.26)


Sühnekreuze & Mordsteine