Deutschland Bayern
Unterfranken
Lkr. Miltenberg
Breitenbrunn
PLZ :
97906
GPS:
Standort:
Im Kropfbachtal in Richtung Kropfbrunn.
Größe / Material:
Sandstein
Geschichte:
Das "Hasenstabkreuz"
Johann Adam Hasenstab, am 21. September 1716 in Rothenbuch als Enkel des kurfürstlich-mainzischen Jägers Karl
Hasenstab geboren, wurde bereits zu Lebzeiten zur Sagengestalt. Man glaubt, Anzeichen dafür zu besitzen, dass er mainzischer
Jagdgehilfe war und den Dienst quittieren musste, weil er schon früh sein Einkommen mit Wilddiebereien aufgebessert hat.
Hasenstab zog durch den Spessart und das Taubertal und machte seine Neigung zu raschen Ortswechseln damit glaubhaft, daß er
sich als Heilkundiger ausgab. Dabei konnte er seine Wildererbeute an Gastwirte, Bauern und sogar an Pfarrer verkaufen. Er wurde
zum Erzfeind der Mainzer Jäger. Ob er für die damaligen Spessartmenschen auch so etwas wie ein "Robin Hood" war oder ob ihn
die Wilderer- und Räuberromantik späterer Zeiten dazu gemacht hat, müssten wissenschaftliche Analysen erweisen. Als er 1770
wieder einmal gefasst wurde, übergab ihn das Kurfürstentum an die Holländer, die ihn nach Australien verbannten. Zwei Jahre
später war Hasenstab wieder im Spessart und trieb sein Unwesen als Berufswilderer munter weiter. Wenn die Luft rein war, wärmte
er sich an den Lagerfeuern der Holzmacher und verschwand ebenso schnell wie er aufgetaucht war. Auf der Höhe seines Lebens
war der vogelfreie Hasenstab "auf einem Pirschgang hier im Kropfbachtal in einem ehrlichen Zweikampf vom Bischbrunner
Revierjäger Johann Sator am 3. Juni 1773 erschossen worden."
In den Sockel ist die Jahreszahl 1773 und in den Querbalken sind die Initialen J A H St gehauen. Der Jäger
Sator erhielt, wie im Rechnungsbuch der Kellerei Rothenbuch vermerkt, 15 Gulden "an Schuss- und Fanggeld wegen Erlegung des
Wilderers Hasenstab."
Sage:
Weil Hasenstab immer wieder seinen Häschern
entkommen konnte, wurden ihm von der Spessartbevölkerung rasch Zauberkräfte und magische Fähigkeiten zugeschrieben.
Quellen und Literatur:
• Lüft, Eva M. - Vom Wilderer-Refugium zum Wanderer-Geheimtipp, in Heimatzeitung "Bote vom Untermain" vom 31.8.2006
• Will, F. - Das Hasenstabkreuz im Spessart, in: Das Steinkreuz, 7.Jg. (1939), Nr.1/ 2, S.21-22
• Hinweise von Thomas Hofmann, Bürgstadt
Vom Wilderer-Refugium zum Wanderer-Geheimtipp
Von der Abteilung "Sandacker" über das Laudensack-Denkmal und zurück
von Eva M. Lüft
Kreis Miltenberg. Wer heute den Namen Altenbuch hört, denkt zwangsläufig immer an die
Spessarträuber, allen voran Johann Adam Hasenstab. Doch die waldreiche Umgebung Altenbuchs hat weit mehr zu bieten als
die Geschichten rund um die Wilderei. Der Ort selbst, im Faulbachtal und damit mitten in der Schutzzone des Naturparks Spessart
gelegen, ist erstmals als "Aldinbuch exaltera parte auquae" - Altenbuch diesseits des Bachs - 1250 urkundlich erwähnt. Um die Mitte
des 18. Jahrhunderts entstand das Forstamt Altenbuch. Die politische Gemeinde Altenbuch gibt es erst seit 1938.
Wer Ruhe und Abgeschiedenheit in geballter Form mag, mag auch die Landschaft rund um Altenbuch.
Erwandern läßt sich diese zum Beispiel über die Karthäuserstraße. Von dort gelangt man schon bald zur Kreuzung Eichhöhstraße / Kartause
Grünau und befindet sich auch schnell in der Gemarktung "Sandacker" - Start und Ziel vieler Wanderungen, auch der folgenden etwa 14 Kilometer
langen Route.
Von hier führt ein gut geschotterter Waldweg an bewusst wieder angepflanzten Rosskastanien zum knapp
drei Kilometer entfernten Hasenstabkreuz. Johann Adam Hasenstab wurde 1716 in Rothenbuch als Enkel des kurfürstlichen Jägers
Karl Hasenstab geboren. Schon zu Lebzeiten wurde er zur Sagengestalt. In jungen Jaren war er als Wilddieb aktiv, was zur Folge hatte,
dass er seinen ursprünglichen Dienst als mainzischer Jagdgehilfe aufgeben musste.
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Eine Uroma des Altenbrucher Bürgermeister
Ludwig Aulbach war eine geborene Hasenstab - möglicherweise Verwandtschaft zu dem Wilderer Johann Adam Hasenstab. Im
Altenbucher Forst steht das sogenannte Hasenstabkreuz. In Breitenbrunn hat der Wilderer seine letzte Ruhe gefunden. |
Nach Australien verbannt
Seine Beute verkaufte er unter dem Deckmantel, Heilkundiger zu sein, an Bauern, Gastwirte und Pfarrer.
Wissenschaftlich erwiesen ist es keineswegs, doch irgendwie war er wohl so etwas ähnliches wie ein Robin Hood des Spessarts.
Nach seiner Festnahme 1770 übergab ihn das Kurfürstentum an die Holländer, und die verbannten ihn kurzerhand nach Australien.
Doch es dauerte gerade mal zwei Jahre, da machte Hasenstab wieder den Spessart unsicher.
Bei einer Pirsch im Kropfbachtal erschoss ihn der Bischbrunner Revierjäger Johann Sator am 3. Juni 1773. Ein
Kreuz aus rotem Stein erinnert noch heute an ihn, im Sockel die Jahreszahl 1773, in den Querbalken die Initialen J A H St. Seine
letzte Ruhestätte fand der Wilderer im benachbarten Breitenbrunner Friedhof, wo seit zwei Jahren seine sterblichen Überreste unter
einem großen Naturstein mit kleinen bronzenem Eichenblättern als Zierde liegen. Der Fremdenverkehrsverein hat die Grabpflege
übernommen. - Übrigens: "Eine Uroma von mir war eine geborene Hasenstab", verrät Altenbuchs Bürgermeister Ludwig Aulbach während
der Wanderung. Ob in diesem Zusammenhang allerdings Rückschlüsse auf sein Denken und Handeln zu ziehen sind, behält er lieber für sich.
Vom Hasenstab-Denkmal aus verläuft der Weg vorbei an Pionierbaumarten. Forstoberrat Christoph Langguth von der
Miltenberger Außenstelle des Amts für Landwirtschaft und Forsten gerät bei der Ansammlung von Birken, Weiden, Zitterpappeln und Erlen regelrecht
ins Schwärmen: "Das sieht fast aus wie in einem wunderschönen Bilderbuch."
Die Strecke steigt nun leicht an, bis das nächste Ziel nach weiteren eineinhalb Kilometern erreicht ist: Der
Gedenkstein Wolfsbuche auf der Eichhöhstraße. Dieser Gedenkstein wurde um 1930 an Stelle einer Buche, "Wolfsbuche" genannt,
errichtet. Sie erinnert an den letzten Wolf, der hier im Spessart erlegt worden sein soll.
Wolfsplage im Spessart
Während des Dreißigjährigen Krieges hatten sich die Wölfe im Spessart ziemlich stark vermehrt. Zur Plage wurden sie
für Menschen und Haustiere. Zudem reduzierten sie den Hochwildbestand. Daher setzten die Mainzer Landesherren ganz gezielt Wolfsjäger ein.
Schließlich sollten nach dem Krieg auch wieder die sogenannten Hofjagden stattfinden. Und dazu brauchte man Wild. Den nachgewiesen
letzten Wolf im Spessart hat wohl der kurfürstliche Revierjäger Johann Wolfgang Josef Mantel im Altenbrucher Forst geschossen. An das
Ereignis erinnert eine Steinpyramide im Wald.
Nur wenige Meter weiter liegt das urige Jagdhaus Dianalust. "Dianalust war zur Zeit Prinz Luitpolds von
Bayern Stützpunkt der bayerischen Hofjagden", erzählt Ludwig Aulbach. Seit 1886 sei dieser jeden Winter in den Südspessart
gekommen, um seiner Jagd zu frönen.
"Heute dient das Jagdhaus als Aufenthaltsraum für die Holzhauer", weiß Jörg Nerpel, Leiter der Forststelle
Altenbuch. So schön es vielleicht wäre, doch mieten lässt sich das Haus leider nicht.
Nach weiteren zwei Kilometern Schotterweg befindet sich im Dickicht des Waldes versteckt ein weiteres Denkmal,
das des Waldaufsehers Lorenz Laudensack. Gerade mal 33 Jahre alt, wurde er in der Waldabteilung "Querberg" erschossen. Laut
Hauschronik der Armen Schulschwestern soll es Johann Geier gewesen sein, der dafür zum Tode verurteilt wurde. Weil er aber leugnete,
mußte er lebenslänglich ins Gefängnis. Eine abgebrochene Säule am Tatort steht als Zeichen für den ermordeten Lorenz Laudensack.
Nun geht's wieder zurück zur Gemarktung "Sandacker", dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wer nach
Einkehrmöglichkeiten sucht, wird einen weiteren kleinen Weg in Kauf nehmen müssen: Das Gasthaus "Zum Lamm" in Breitenbrunn liegt
etwa zwei Kilometer entfernt, die "Kartause Grünau" in Schollbrunn etwa drei Kilometer und der "Haselberger Hof" und das Gästehaus
"Zum Hirschen" im benachbarten Hasselberg ganze vier Kilometer weit weg.
(Heimatzeitung "Bote vom Untermain" vom 31.8.2006)
Das Hasenstabkreuz im Spessart
Von F. Will
Im Forstamtsbezirk Altenbuch steht an einer besonders romantisch gelegenen Stelle im Walde ein
steinernes Kreuz, dessen Geschichte wert sein dürfte, erzählt zu werden.
Wo dieses Kreuz sich erhebt, im einsamen, von Waldbäumen umschatteten Kropfbachtälchen, wurde der Meisterwilddieb
des Spessarts, Johann Adam Hasenstab, der durch eine kurfürstliche Verordnung im Jahre 1751 für vogelfrei erklärt worden war, Anno 1772 vom
Revierförster Johann Sator aus Altenbuch erschossen. Dieser, der später noch zum Oberförster und Forstmeister befördert wurde, erhielt damals
die auf den Kopf des Hasenstab ausgesetzte Belohnung von 15 Gulden. Für den lebenden Fang des Erzwilderers waren 30 Reichstaler ausgelobt.
Da sich Hasenstab jedoch dem Forstbeamten gegenüber mit angeschlagener Büchse zur Wehr setzen wollte, schoß dieser ihn in der Notwehr
über den Haufen.
Um die Person des Wilddiebes spinnt sich manche Legende. Er stand bei den Spessartern, von denen damals viele durch die Kurfürsten erst
sesshaft gemacht wurden, und die sich teilweise aus Böhmen, Zigeunern, fremden Glasbläsern und sogar aus Deportierten zusammensetzten, in
hohem Ansehen, weil man ihn im Besitze von übernatürlichen Kräften wähnte. Er galt damals unverwundbar und soll die Gabe gehabt haben, sich
unsichtbar zu machen. Brüstete er sich doch, einen Ring zu besitzen, der die Unsichtbarkeit des Trägers nach einer Wunschformel gewährleistete.
Diesen wunderbaren Ring habe seine Ehefrau, die Marianne, von den Nixen der Elsava in einer Johannisnacht zum Geschenk bekommen. Es wurde
von der abergläubischen Spessartbevölkerung fest behauptet, dass Hasenstab die wundertätige Macht des Wassernixengeschlechts oft erfolgreich
erprobt habe, wenn ihm die Häscher auf den Leib rückten.
Aber er war auch bei den Armen und Aermsten der Spessartbevölkerung sehr beliebt, weil er durch Verteilung von Geld
und gefreveltem Wildbret vielen Nöten steuerte. Deswegen hat ihn auch niemand verraten.
Manche Stückchen werden von dem sagenhaften Wilderer heute noch im Spessart erzählt. Er soll sich oft in schmucker
Förstertracht gezeigt haben. In dieser Verkleidung gab er sogar einem Edelfräulein, das gerne den berüchtigten Hasenstab kennen lernen wollte,
einmal einen Kuß. Einem Edeljunker stahl er, sich als Wirt einer Waldschänke aufspielend und ihn bezecht machend, die ganze Jagdausrüstung,
was um so fataler war, als der Jäger gerade auf der Verfolgung des Wilddiebes sich befand.
Als Hasenstab einmal von Truppen schon umzingelt war, schwang er sich auf eine dichtbelaubte Buche und versteckte
sich in deren Krone. Dies plötzliche Verschwinden gab dem Glauben, dass er sich unsichtbar machen könne, neue Nahrung.
Schließlich fing man den Raubschützen aber doch. Der riesenstarke Bursche überfiel aber die Gefängniswärter und brach aus. Seine Freunde
begrüßten ihn jubelnd. Diese errichteten auch das Kreuz, von dem ich zu Eingang berichtete, zum bleibenden Andenken an ihren Wohltäter.
(Das Steinkreuz, 7.Jg. (1939), Nr.1/ 2, S.21-22)