Deutschland Bayern Kreisfreie Stadt Nürnberg

Buch / OT von Nürnberg


Abbildung bei
Schmeissner (1989)

PLZ: 90427

GPS: N 49° 29,731', O 11° 2,893'

Standort: "Bucher Hauptstraße 43", gegenüber der Sparkasse auf Privatgrund.

Größe / Material: 390cm hoch / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Kunigunden-Marter", "St. Kunles Marter".

   In Buch, von vielen als das "Zentrum des Knoblauchslandes" bezeichnet, steht an der Hauptstraße eine gewaltige, fast vier Meter hohe Marter aus Sandstein. Der Forscher F. Hoch legte ihre Ursprungszeit sehr früh - um 1400 - fest, eine Annahme, die durch Urkunden aus dieser Zeit bestätigt wird. Die Seiten- und Rückflächen des Aufsatzes sind ohne Darstellung, während straßenseitig die beinahe obligatorische Golgathaszene zum Tragen kommt. "Christus hängt an einem sogenannten Astkreuz, unter dem Kreuz Maria und Johannes. Die beiden Eckfiguren sind stark verwittert und können nicht mehr gedeutet werden. Der Volksmund spricht sie als Heinrich II. und Kunigunda an...". So nimmt es nicht wunder, daß die Marter im 16.Jahrhundert zeitweise als "Kunles-", d.h. "Kunigundenmarter" bezeichnet wurde. Sie gehört sicherlich zu den ältesten und eindrucksvollsten noch erhaltenen Martern im Knoblauchsland. Obwohl exponiert an einer frequentierten Hauptstraße stehend, hat sie all die Jahrhunderte verblüffenderweise relativ gut überstanden. (Schmeissner 1989)

   13. Martersäule. Am südlichen Ortseingang, im Anwesen Nr.43 an der Hauptstraße, befindet sich eine hochgotische, massige Martersäule aus Sandstein. Sie ist 3.90m hoch und 85 mal 85cm stark, der Bildaufsatz ist 1.20 mal 1.20m. Nach Dr. F. Hoch stammt die Säule aus der Zeit kurz nach 1400. Wie die spärlichen urkundlichen Nachweise dartun, stimmt diese Annahme. Der Schaft zeigt abgefaßte Kanten und gotisches Maßwerk. Unterhalb des Bildaufsatzes befinden sich zwei kniende Figuren, die als Stifter der Säule anzusprechen sind. Der Aufsatz zeigt auf der Straßenseite die Darstellung von Golgatha. Christus hängt an einem sogenannten Astkreuz, unter dem Kreuz Maria und Johannes. Die beiden Eckfiguren sind stark verwittert und können nicht mehr gedeutet werden. Der Volksmund spricht sie als Heinrich II. und Kunigunda an. 1515 wird die Säule als "Kunles-(Kunigunden-)Marter" bezeichnet. Seitenflächen und Rückseite des Aufsatzes sind leer, während das stark verwitterte Dach wahrscheinlich ein Kreuz als Bekrönung hatte. Im Ratsbuch der Stadt Nümberg vom Jahre 1441, Nr.1 Blatt 12, findet sich unter dem alten Datum "...feria quarta in vigila sancte Laurensij (9.August 1441) vom Werfen und Schlagen in die Marter bei Buch. In den Differenzialakten des Staatsarchivs Nürnberg wird "...1515 ein toter Mann für Buch hinaus bei St. Kunles Marter mitten auf dem Weg gefunden..." erwähnt. Zu dieser Notiz paßt gut die Mitteilung, die Fritz Hoch in seiner Dissertation 1923 Seite 51 bringt, in der gesagt wird, daß Lehrer Beringer von Buch vor einiger Zeit ein "weibliches Skelett" aufgefunden hätte. Es wird sicher der "tote Mann" gewesen sein, den man 1515 an Ort und Stelle eingegraben hat, wie es damals ja üblich war. Schon 1905 wurde hier an der Marter einmal ein Totenschädel gefunden, und zwar durch den Landwirt König, in dessen Anwesen die Säule ja steht. Die Skeletteile wurden wieder eingegraben. Der Besitzer König erzählte vor Jahren meinem damaligen Mitarbeiter Fritz Kirchhoff, daß um die Jahre 1880 die Marter auf freiem Feld stand und die Häuser erst 100m weiter nördlich begannen. Zu damaliger Zeit lag die Straße viel tiefer und bei der Marter war sie ganz besonders eingetieft. Die Säule stand auf der Böschung und links und rechts von ihr stand je ein wuchtiges Steinkreuz. Als die Straße um die gleiche Zeit aufgeschüttet und gerichtet wurde, verschwanden der Einschnitt und die Steinkreuze. Bürgermeister war damals der Bauer Höfler. Er war auch der Eigentümer des Grundstückes, auf dem die Marter und ein Kreuz stand. Bei "Nacht und Nebel" sollen die Steine verschwunden sein, und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre auch die Marter verschwunden, aber Höfler mußte einen leisen Wink erhalten haben und dadurch blieb die Säule erhalten. Die Kreuze sollen zerschlagen und in die Mauer der Winn vermauert worden sein. Die Winn ist der heutige Landgraben. der etwa 100m weiter nördlich durch Buch hindurchfließt. Er mußte zu der Zeit, als noch kein Brücklein vorhanden war, durchfahren werden. (Winn ist gleichbedeutend mit Hüll. Man versteht darunter ein mit Wasser gefülltes Erdloch.)
   Daß die Steinkreuze an einen Totschlag erinnert haben können, ist nicht von der Hand zu weisen, nachdem die Ratsverlässe unter dem Jahr 1505 einen Totschlag aufführen. Von dem Erschlagenen wurde das Fraispfand genommen.
   Um 1900 war die Marter wiederum Gegenstand öffentlichen Ärgernisses. Nach dem Bericht meines damaligen Mitarbeiters Fritz Kirchhoff hatte um diese Zeit ein lediger Bauer in Buch, der "Fritzenkorl" genannt, zusammen mit seiner Schwester eine größere Erbschaft gemacht. Aus Freude darüber wollte er ein gutes Werk tun und ließ die große, etwas ruinös gewordene Marter "herrichten" und bemalen. Dies war anscheinend nicht besonders schön ausgefallen. Deshalb mußte der "Korl" noch eine empfindliche Strafe bezahlen.
   So, wie die ersten Nachrichten über die schöne Säule von strafbaren Handlungen berichten, so bleibt es die ganzen Jahrhunderte hindurch, denn selbst in unserer modernen und aufgeregten Zeit ist immer wieder die Säule der Gegenstand unerfreulieher Zwischenfälle. So setzten 1950 die Städtischen Werke von Nürnberg genau vor den Bildstock einen Markierungspfeiler der Gasleitung. Das sah nicht gut aus, so daß der damalige Regierungspräsident Dr. Schregle daran Anstoß nahm und die Beseitigung des unschönen Pfeilers veranlaßte. Allerdings gingen der Beseitigung alle möglichen Widerwärtigkeiten noch voraus, die sogar einen erheblichen Wirbel in der Tagespresse Fanden. Die Martersäule hat jedoch alle diese Begebenheiten ohne Schaden bis auf den heutigen Tag überstanden. (Wittmann 1963)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hühnermann, W. - Steinkreuze und Martersäulen in Nürnbergs Umgebung, in: Deutsche Gaue, Bd.12, 1911, S.214
Hoch, Fritz - Flurdenkmäler aus dem Gebiet der ehemals freien Reichsstadt Nürnberg, Dissertation Erlangen, 1923, S.49
Böhner, K. - Die St. Kunles Marter in Buch, in Das Steinkreuz, 1939, S.29-30
Wittmann, Leonhard - Flurdenkmale des Stadt- und Landkreis Nürnberg, in: Das Steinkreuz, 19.Jg. 1963, Heft 1/2, S.27-29, Nr.13
Schmeissner, Rainer H. - Einiges über Flurdenkmäler im Nürnberger Knoblauchsland, in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.16 (NF 1), 1989, S.51-52
aktuelle Aufnehme von google StreetView (Aufnahme von Mai 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine