Deutschland Bayern Lkr. Ostallgäu

Frankenhofen / OT von Markt Kaltental


Zustand 2012
Foto: Werner

PLZ: 87662

GPS:

Standort: Im "Laurentius-Garten" (Friedhofserweiterung) der Pfarrkirche St. Laurentius.

Größe / Material: 85:65:30 / Tuffstein

Geschichte: Das Steinkreuz wurde erst am 06.11.2006 bei Restaurierungsarbeiten am Friedhof der Frankenhofener St. Laurentius-Pfarrkirche in ca. ½ Meter Tiefe gefunden.
Steinkreuz in Malteserform, einer der vier konischen Arme ist teilweise alt abgeschlagen.
Das Kreuz ist auf einer ebenerdigen Steinplette aufgestellt. An der Rückseite ist ein Profileisen zur Stabilisierung senkrecht angebracht.

Sage:

Quellen und Literatur:
Kögel, Helmut - Ein Relikt aus dem Mittelalter, in: Allgäuer Zeitung vom 13.04.2007
Kögel, Helmut - Sühnekreuz entdeckt, in: Kaufbeurer Geschichtsblätter, Band 17, Nr.10, Juni 2007, S.365
recherchiert von Thomas Pfundner, Holzschwang
aktuelle Aufnahme von Helmut Kögel
Ergänzungen von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 18.08.2012)



Ein Relikt aus dem Mittelalter
Altes Sühnekreuz bei Erdarbeiten an der Frankenhofener Pfarrkirche entdeckt

Hubert Mangold und Matthias Baumgartner als Mitglieder der Kirchenverwaltung sowie Chronist Helmut Kögel (von links) sicherten ein vermutlich rund 500 Jahre altes Sühnekreuz (kleines Foto), das bei Pflasterarbeiten an der Nordseite der Frankenhofener Pfarrkirche ans Tageslicht kam.      Fotos: privat

Frankenhofen (hkö).
Im Zuge der Restaurierungsarbeiten am Friedhof der Frankenhofener Pfarrkirche St. Laurentius legte Baggerfahrer Michael Zaumseil bei Erdarbeiten im Auftrag der Gemeinde Markt Kaltental ein bereits über ein halbes Jahrtausend altes Steinkreuz in nur 50 Zentimeter Tiefe frei. Dem aufmerksamen Auge des Kirchenverwaltungsmitgliedes Matthias Baumgartner ist es schließlich zu verdanken, dass dieser geschichtsträchtige Fund nicht als "wertloser Bauschutt" entsorgt wurde, sondern als Teil der Frankenhofener Historie erhalten bleibt.


   Das durch den Baggereinsatz nur leicht beschädigte Flurdenkmal aus Tuffstein bringt rund 130 Kilogramm auf die Waage, ist 85 Zentimeter hoch, 65 Zentimeter breit und etwa 30 Zentimeter tief. Einer der vier konischen Arme des Steinkreuzes griechischer Form war bereits in der Vergangenheit, lange vor dem jetzigen Fund, zum Teil abgeschlagen worden.
   Die überwiegende Anzahl der bis in die Gegenwart erhalten gebliebenen Sühnekreuze wurde in der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert als Teil von Sühneverträgen zwischen verfeindeten Gruppen oder Familien aufgestellt, um eine oft jahrelange Blutfehde auf Grund eines Mordes oder eines Totschlages zu beenden. Erst durch die Einführung der "Carolina - des Heiligen Römischen Reiches peinliche Gerichtsordnung" im Jahre 1532 ersetzte die Rechtsprechung durch den jeweiligen Landesherrn die bis dahin üblichen "privaten Sühnevergleiche". Damit entfielen für die Gewaltverbrecher auch die Verpflichtungen, ein Sühnekreuz aufzustellen sowie weitere Wiedergutmachungsakte wie etwa Wallfahrten und Rentenzahlungen an die Witwe des Opfers zu leisten. An deren Stelle trat die entsprechende, so genannte öffentlich-rechtliche Bestrafung der Täter nach der "Halsgerichtsordnung" Kaiser Karls des Fünften.
   Ob das vor kurzem wiederentdeckte Steinkreuz einstmals im Zuge des Neubaues der am 15. November 1488 vom Weihbischof Ulrich konsekrierten Frankenhofener Pfarrkirche an der Fundstelle nördlich des Vorzeichens eingegraben wurde, ist derzeit noch nicht geklärt. Sicher dagegen ist, dass die heutigen Dorfbewohner Frankenhofens und alle geschichtsinteressierten Gäste des Dorfes dieses Relikt aus längst vergangenen Tagen künftig innerhalb der noch für 2007 geplanten Friedhofserweiterung im so genannten "Laurentius-Garten" in Augenschein nehmen können.
(Allgäuer Zeitung vom 13.04.2007)


Sühnekreuze & Mordsteine