Deutschland Bayern Lkr. Wunsiedel im Fichtelgebirge

Hendelhammer / OT von Thierstein


Blick zum Standort

Foto: Mai (2007)

PLZ: 95199

GPS: N 50° 8,226', O 12° 6,106'

Standort: 400m nördlich der alten Eger-Brücke am Hendelhammer, direkt an der alten Verbindungsstrasse Richtung Selb.

Größe / Material: 120:240:100 / Granit

Geschichte: Bei dem "Herrgottstein" handelt es sich um einen scheibenförmigen Granitfindling, dessen Oberfläche recht glatt erscheint, lediglich die nach Osten weisende Fläche ist rauer. Nicht zu übersehen sind vier napfartige Vertiefungen auf der nach Süden hin abfallenden Oberseite. Die größte (und unterste) besitzt einen Durchmesser von 44cm und bietet sich als perfekt ergonomisch gestaltete Sitzfläche an.
Im Jahre 1969 haben Mitglieder des Fichtelgebirgsvereins Grabungen an dem Stein vorgenommen. Man fand dabei neben menschlichen Knochen und Steingeräten aus neolithischer Zeit auch heraus, dass der Stein durch Menschenhand aufgestellt wurde. Er ruht auf kleineren Steinen, die ihn in seiner Lage fixieren und reicht ca. 80cm ins Erdreich.
Man vermutet, daß es sich hier um einen jungsteinzeitlichen Opferplatz handelt. Eine nach streng wissenschaftlichen Regeln betriebene Grabung müsste das jedoch erst noch bestätigen und ist bisher noch nicht erfolgt.

Sage: Der Herrgott selbst soll hier bei einer Wanderung ausgeruht haben und dem Stein die Fähigkeit verliehen haben, jedem Wanderer, der sich hier niedersetzt, die Müdigkeit zu vertreiben. Ich kann es bestätigen ;-)

Quellen und Literatur:
o.A. - Der Herrgottsstein bei Hendelhammer, in: Zwischen Eger und Regnitz. Sagen und Geschichten aus dem Gebiet Rehau-Selb, hrgg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Schulamtsbezirk Rehau, 3.Auflage 1973, S.8-9
recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (Fotos von 2008)
Ergänzungen von Dr. Norbert Mai, Rehau (Foto vom 15.6.2007)



Der Herrgottsstein bei Hendelhammer

Am siebenten Schöpfungstage wanderte der liebe Gott durch seine große Welt. Er besah sich alles, was er geschaffen hatte, die Berge, die Täler mit Bächen und Flüssen, die Wälder, die Wiesen und darüber den blauen Himmel mit den weißen Wolken. Er wollte aber auch sehen, wie die Menschen in dieser Welt lebten, wie sie sich ernährten, kleideten, wie sie arbeiteten. Doch wollte der Herrgott nicht als solcher erkannt werden und ging deshalb auf seine Wanderung als Mensch in Arbeitskleidung. Bei Hendelhammer kam er an einer schönen, großen Wiese vorbei, auf der Menschen eben Gras mähten. Es war ein heißer Sommertag und da die Leute sich bei ihrer Arbeit abmühten und schwitzten, sprach der Wanderer freundlich mit ihnen. Ja, er faßte auch einen Rechen an und half den Bauern, das Gras zum Trocknen auszubreiten. Das freute die Bauersleute. Sie wunderten sich über den freundlichen Mann und ließen ihn auch beim Frühstück mitessen. Dann arbeiteten die Bauern weiter.
Weil nun der fleißige Helfer aber doch von seiner Wanderung und auch von der Arbeit müde geworden war, setzte er sich auf den großen Stein am Wiesenrand zum Ausruhen. Bald ging er dann mit einem freundlichen Gruß weiter.
Wie staunten aber die Mäher, als sie beim Heimgehen am Stein vorbeikamen! Da waren darin Einbuchtungen und Mulden hineingedrückt zu sehen, gerade so, daß man sich den menschlichen Körper darin im Sitzen und Liegen vorstellen konnte. Die Leute hatten sich schon öfter selbst auf diesen Stein gesetzt. Aber da spürten sie immer seine spitzigen Ecken und Kanten, nie aber hatten sie solche Vertiefungen darin bemerkt.
Als sie sich die Geschichte so hin und her überlegten, konnten sie sich nichts mehr anderes denken, als daß der Wanderer der liebe Gott selber gewesen sein muß. Sie haben auch gleich nachgeforscht, ob man diesen Wanderer nicht anderswo gesehen hätte, aber von niemandem bekamen sie darüber Nachricht,
Den merkwürdigen Stein aber nennen die Menschen seit dieser Zeit den "Herrgottsstein" oder auch "Gottes Sessel" und glauben, daß von ihm eine besondere Kraft ausgeht, wenn man sich darauf setzt. Auch würden dann drei fromme Wünsche in Erfüllung gehen. Er liegt links der Straße Hendelhammer-Selb unweit der alten steinernen Brücke über die Eger. Wegen des Straßenbaus hat er schon öfter weggeräumt werden sollen, aber niemand mag sich daran vergreifen.
(Zwischen Eger und Regnitz. Sagen und Geschichten aus dem Gebiet Rehau-Selb, hrgg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Schulamtsbezirk Rehau, 3.Auflage 1973, S.8-9)


Sühnekreuze & Mordsteine