Deutschland Bayern Lkr. Dillingen a.d. Donau

Lauingen a.d. Donau (I)

PLZ: 89415

GPS:

Standort: Bei der Johanneskirche.

Größe / Material: 90:64:38 / Jura-Kalkstein

Geschichte: In die Höhe gezogene Kreuzform mit kurzen Armen und in Form des "Eisernen Kreuzes" geschrägtem Stamm, unregelmäßige Bearbeitung der Arme. Auf der Oberseite des Kopfes befinden sich 4 kreisrunde Ausschabungen in den Größen 7, 5, 4½ und 31½cm Durchmesser und 25,12, 6 und 5mm Tiefe.
Prof. Kienberger gibt 1935 als Standplatz an: am Verbindungsweg Lauingen - Birkachhöfe bei Einmündung eines Seitenweges.
Dr. Reinhard Seitz bringt mit diesem Kreuz die folgenden archivalischen Auszüge in Zusammenhang:
1. Eintrag zum 9.1.1596, Sterbematrikel Bd. 1, Kath. Pfarramt Lauingen:
"Jacob Schnitzer karrenmann, so an newen jars abent von eim Dillinger studenten in die hirnschallen gestochen worden und des stichs sterben müeßen. Sein alter 40 jar."
2. Diese Tatsache wird erhärtet durch den Eintrag in der Bauamtsrechnung, Jahrgang 1596 (Stadtarchiv Lauingen, R 851 s. fol.):
"Außgab dem stainbrecher 12. Woche
Dem Christoph Senfften für ein stainin creuz auf die straß fir Dillingerthor, wo der Jacob Schnitzer entleibt worden zu setzen zalt 4 fl."
Das Material vorstehenden Kreuzes ist ortsüblich und dürfte aus der allernächsten Umgebung stammen, eventuell aus Wittislingen. Durch die Beiträge von Dr. Seitz könnte auch dieses Lauinger Kreuz mit Mord und Sühne in Zusammenhang gebracht werden, da es früher nach Prof. Kienberger vor den Toren Lauingens nordöstlich der Stadt stand. (Schönwetter 1971)

Sage:

Quellen und Literatur:
Steinkreuze II, in: Deutsche Gaue, Band III, 1901, S.103
Kienberger, Otto - Steinkreuze in Nordschwaben, in: Schwäbische Heimat. Heimatblätter der "Wertinger National-Zeitung", 10.Jg., Sept. 1936, Nr.9
Schönwetter, Reinhold - Die alten Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Dillingen / Donau, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, LXXIII. Jhg., 1971, S.84
recherchiert und bebildert von Thomas Pfundner, Holzschwang



Lauingen a.d. Donau (II)


Abbildung bei
Schönwetter (1971)

GPS:

Standort: In der Wittislinger Straße, Richtung Birkach, bei der neuen Moschee.

Größe / Material: 110:65:23 / Neckartenzlinger Sandstein

Geschichte: Kreuz in griechischer Form, mit gleich langen Kreuzenden, leicht geschrägt, am Stammende starke Verbreiterung, unbearbeitet.
Nach Prof. Kienberger stand das Kreuz zuerst in einem Ackerfeld nahe des Härtsfeldbahnhofes und später vor der städtischen Kinderbewahranstalt. In den 1970er Jahren wurde es bei Steinmetz Schmid, Lauingen repariert, ein abgebrochener Arm neu befestigt. Es wurde beim Straßenbau durch einen Bagger beschädigt.

Im Stadtarchiv Lauingen, fol. Nr. 91, liegt eine Pergamenturkunde, Original ohne Siegel, über einen Sühnevertrag zwischen den Verwandten des Hans Heckel und dessen Mörder Ulrich Flug von Giengen vom 16. Mai 1412. In dem Vertrag wird die Errichtung eines Steinkreuzes gefordert; er enthält aber keine Anhaltspunkte, die auf ein bestimmtes Kreuz hinweisen. Der Vertrag folgt anschließend in Abschrift.
Einen eventuellen Hinweis gibt das Material dieses Kreuzes. Das gleiche Material wurde zum Bau des Ulmer Münsters verwendet. Nachdem der Mörder aus Württemberg stammte, besteht die Möglichkeit einer Anfertigung vorstehenden Kreuzes bei einem dortigen Steinmetz, der den einheimischen Neckartenzlinger Sandstein verwendete.
Der handschriftlichen "Chronik des Altertums-Vereins Lauingen" von Georg Wagner für die Jahre 1901-1909 entnehmen wir folgende Hinweise: 1902, S.14/15, Ziff. 4: Ebenso machte uns Flurwärter Pröller auf das Steinkreuz auf dem Wege nach Birkach aufmerksam, jenseits der Bahn, rechts, unter dem er ein Franzosengrab v.J. 1704 vermutet. Weitere solche Kreuze nebst Gräbern sollen sein: bei Wittislingen, Bergheim, Mörslingen, Deisenhofen und Höchstädt. Nachtrag hierzu Seite 17. Weiter sicher bekannte: Lauingen bei der Kinderbewahranstalt, Gundelfingcn beim Armenhaus, Untrmedlingen (gegen den Hohlen Stein). - S.17. Zu Nr. 4, Seite 14 u. 15: Steinkreuz auf dem Wege nach Birkach. (Folgt Grabungsplan im Maßstab 1:20 mit Profil und Kreuz im Aufriß.) Am 4. Nov. 1902 grub unser Verein an der bezeichneten Stelle. Südlich fand sich nichts, nördlich dagegen eine Mauerung in folgender Weise: in 1 dm Tiefe eine Mörtelschicht, 5cm dick, sehr hart; darunter flach gelegte Mauerziegel, ungewöhnlich groß u. hart, zu einem Pflaster verbunden; dann wieder Mörtel, ein zweites Pflaster, eine dritte Mörtelschicht u. zuletzt zerstreute Kalk-Bruchsteine, worunter ein sehr schwerer mit mehr als 1 Zentner. Dann zeigte sich unberührter Boden. Zwei Steine wurden der Sammlung einverleibt, die übrigen Backsteine überließ man dem Arbeiter (Flurwächter Pröller). - Die Bedeutung* dieses Mauerwerkes ist noch nicht aufgeklärt, ebensowenig die des Steinkreuzes. Letzteres mit 1m 70cm, wovon 1m unter dem Boden ist. Von dem sichtbaren Kreuz treffen auf den linken (nördl.) Balken 22cm, den rechten 23cm, den oberen 28cm u. den unteren 26cm; die Breite der Balken mißt 19-20cm, ihre Dicke 23cm.
* Nach der Flurkarte L, Nr. 108a (v.J. 1614) stand dort ein Bild (Bildstöckel).

Stadtarchiv Lauingen, Fase. 10, Nr. 91 (1412 Mai 16) Org. Pgt.1):
Vertrag Hansen Heckhels Metzgers entleibung halber, so zwischen seinen befreundten und Ulrich Flügen von Giengen alls tattern Ao. 1412 uffght2).
Ich Utz Lüder, ich Contz Lüder, ich Jörg Lüder, ich Michel Lüder, ich Jacob Lüder, ich Hans Lüder von Augspurg, ich Hans Lüder von Nördlingen, ich Hans Lüder sein sun, ich Jos Bönlin, ich Hans Galgner, ich Ulrich Bair, ich Haintz Merspitzer, ich Utz Vischer der schuster, ich Hans Vischer sein sun, ich Ann Hecklin, ich Hans Heckel ir sun, ich Contz Ul der müller und ich Adelhait sein muter, veriehen3) und tuen kunt allermenklich offenlichn mit dem brief, daz wir alle, als wir davor benent sien, ainmuteklichcn und underschaidenlichen von dez todslags wegen an tinserm friund Hansen Heckel dem metzger sälign von Ulrichen Flug von Giengen laider beschechen, von demselben Ulrich Flug, darumb für uns und all unser friund, wen es anrürt und wer von unsern und sinen wegn darzu gewant4) und darunder verdaucht5) ist, richtung und bessrung uffgenomen haben, die bessrung er uns auch erberklichen6) und schon aller ding mit gelt, mit gengen mit wachs, mit fünfzehen messen zu haben, mit ainem ewign jartag ze machen, mit ainem stainin crutz ze setzen und mit allen dingen, alz in der tading7) bered ward, gericht, vollführt und getan hat. Daz es gentzlichen ain berichte sach ist und daz wir für uns und für all unser friund, friuntschafft geloubt und verhaisscn habn und die richtung8) triulichen und on all geverd9) und on all arglist halten wollen und stillen und daz wir den knaben Henslin Heckel, Hansen Hcckcls säligen sun, der noch zu sinen tagen nit körnen ist, darzu weisen und halten sullen, wenn er zu sinen tagen kompt, daz er auch friuntschafft swere und die richtung ze haltn, alz ich vorgenanter Contz Ul auch gesworn han.
Und ob yemand unserer friund die richtung nit halten wohn (?), daz wir dann wider dieselben zu Ulrichen Flug stan sullen zem rechten und im beygestendig sein, daz wir die richtung und bessrung nach biderber10), weiser lut11) raut12) von im uffgenomen haben und die richtng billichen halten sullen. Dez alles ze urkund und guter sicherhait haben wir dem obgenantn Ulrich Flug geben den brief mit der ersamen, weisen Hainrichs von Eggenthal, Hainrichs im Hof und Hansen Haidens, dreyer rautherren ze Laugingen insigeln besigelt, die si von unser fleissigen bet wegen ze warer ziucknuss der sach, wan si der richtung tädinger gewesen sind, in on allen schaden gchenckt hand an den brief, der geben ist an dem nehsten mentag vor dem hailigen pfingsttag nach Christs gebturt vierzehenhundert jar und darnach in dem zwelfften jare. (Schönwetter 1971)
1) Die "Überschrift" = Registraturvermerk auf der Rückseite der Urkunde aus dem 16. Jahrhundert.
2) uffght = aufgerichtet (stark gekürzt).
3) iehen, jihen, gihen = sagen, bekennen.
4) waenen = meinen, glauben.
5) verdaucht (schwäb. Form) = gedacht, gemeint (mit verdauchtem Mut = wohlüberlegt).
6) erberklich = ordentlich, in angemessener Weise (aus erbaer = ehrbar).
7) täding = gerichtlicher Vergleich.
8) richtung = Entscheid, Ausgleich.
9) on all geverd = ohne böse Absicht, ohne Hinterlist (die gefaerde = der Hinterhalt, die böse Absicht).
10) biderber = brav, bieder, angesehen.
11) lut = liute = Leute.
12) raut (schwäb. Form) = Rat.

Sage:

Quellen und Literatur:
Steinkreuze II, in: Deutsche Gaue, Band III, 1901, S.103
Kienberger, Otto - Steinkreuze in Nordschwaben, in: Schwäbische Heimat. Heimatblätter der "Wertinger National-Zeitung", 10.Jg., Sept. 1936, Nr.9
Schönwetter, Reinhold - Die alten Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Dillingen / Donau, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, LXXIII. Jhg., 1971, S.84-86
recherchiert und bebildert von Thomas Pfundner, Holzschwang


Sühnekreuze & Mordsteine