Deutschland Bayern Lkr. Rhön-Grabfeld

Nordheim v.d. Rhön (I)


Blick zum Standort

die andere Seite

Perspektive

Detail Einzeichnung

Abbildungen bei
Schätzlein (1985)

PLZ: 97647

GPS: N 50° 28,314', O 10° 11,981'

Standort: An der Straße zwischen Nordheim und Ostheim vor der Rhön.

Größe / Material: 153:80:27 / roter Sandstein

Geschichte: Benennung: "Lengemannskreuz". Auf der straßenabgewandten Seite ist eine Pfugreute mit abgewinkelten Stielende nach unten eingeritzt.

An der Bundesstraße B285 von Ostheim nach Nordheim rechts der Straße, 1,1km vor Nordheim. Name des Steines: Lengemannskreuz. Flurname: Am Lengemannskreuz.
Rück-(Ost-)-Seite: Pfugreute, deren Länge 90cm ist. Das nach oben gekehrte Blatt ist an der Schneide ca. 20cm breit. Der Stiel ist oben abgewinkelt.
Wie dieses große und wuchtige Kreuz zu seinem Namen gekommen ist, weiß man nicht. Dem Volksmund nach soll der ehemalige Besitzer Lengemann geheißen haben. Dieser Bauer Lengemann soll an dieser Stelle mit seinen Ochsen gepflügt haben. Sein Sohn sollte die Ochsen führen. Ob nun die Ochsen nicht mehr ziehen wollten, oder ob der Sohn sich widerspenstig zeigte - jedenfalls traf der Bauer mit der Pfugreute, die jeder Pflüger mit sich führte, den Sohn und verletzte ihn tödlich.
Allerdings wird diese Sage mit kleinen Abwandlungen überall dort erzählt, wo Pfugreute auf dem Steinkreuz eingekerbt sind. Die Pfugreute brauchte der Pflüger, um die Pflugschar von Dreck, Wurzel- und Pflanzenteilen zu säubern und so einen sauberen Umbruch der Scholle zu sichern.
Es ist anzunehmen, daß es sich beim Lengemannskreuz um ein Sühnekreuz handelt. Die Pfugreute war mit Sicherheit die Tatwaffe. (Schätzlein 1985)

Sage: Der Bauer Lengemann soll an dieser Stelle seinen Sohn mit der Pfugreute getroffen haben, woran dieser starb.

Quellen und Literatur:
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.96-97
recherchiert und bebildert von Armin Glückert, Poppenlauer (Fotos von August 2009)



Nordheim v.d. Rhön (II)


Detail
Einzeichnungen

GPS:

Standort: Am Ortsausgang in Richtung Sondheim links in einer Gartenmauer.

Größe / Material: 110:90:? / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Reiterkreuz". Das Steinkreuz ist am Ortsausgang nach Sondheim/Rhön links der Straße in eine Gartenmauer eingemauert (Bahrator). Daneben wurde eingemauert ein Stein mit der Jahreszahl 1584, möglicherweise vom nahen Tann'schen Schloß.
Vorder-Seite: Eingeritzte Rittergestalt (Wappenrock) vor einem Pferd, dessen Kopf noch erkennbar ist. Auf dem rechten Arm in einem Rechteck 3 Kreise, die zu einem Dreieck angeordnet sind, dessen Spitze nach oben zeigt. (Umgestürztes Wappenschild der Steinau, Neidtberg, Eyb?).
Im Jahr 1821, als Domdechant F.G. Benkert seine "Beschreibung von dem Marktflecken Nordheim v.d. Rhön" veröffentlichte, war die eingeritzte Zeichnung sicher noch genauer sichtbar. Als Anlaß zur Steinsetzung nennt er folgenden Vorfall aus dem 30jährigen Krieg: "Am 9.Juni 1640 ... sandten die Kaiserlichen einen Parlamentär ins Orth und ließen fragen: Ob man Freund oder Feind seyn wolle. Der Parlamentär, als er an das Bahrator hinkam, ward von einem thannischen Jäger, der die Kaiserlichen als Glaubensgegner haßte, aus der Schloßstube nächst der rothen Pforte vom Pferd geschossen."
In einer Anmerkung sagt Benkert: "Nächst dem Bahrator ist dieser Vorfall in einen Stein eingehauen zu sehen." Auch Schömig bezieht sich in den "Heimatblättern" auf diesen Vorfall, indem er schreibt: An diese Begebenheit erinnert uns heute noch ein Kreuz, welches in die Gartenmauer beim Anwesen des Josef Kremer an der Sondheimer Straße eingemauert ist. Das Kreuz ist ungefähr 1m hoch und zeigt die nicht mehr ganz deutlich erkennbare Gestalt eines "Landsknechtes".
Anlaß für die Steinkreuzsetzung könnte aber auch der Tod eines Soldaten sein, von dem im Sterberegister der Ostheimer Kirche berichtet wird: "1646 Nr.15 Abermal einen Soldaten, so zu Nordheim vor der Rhön von Kellers Georg zu Fladungen erschoßen worden, allhier begraben am 15.April.
Die Sage verlegt den Vorfall in das Jahr 1648: Ein Tannscher Jäger erschießt einen schwedischen Reiter, der die Friedensbotschaft nach Nordheim bringen will.
Die Gestalt auf dem Kreuz allerdings, soweit ihr schlechter Erhaltungszustand noch Hinweise erlaubt, deutet aber möglicherweise auf eine Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Die Gestalt scheint doch eher ein Ritter als ein Landsknecht zu sein, zumindest deutet die wappenrockähnliche Bekleidung daraufhin, ebenso das von mir als Wappen gedeutete Rechteck. Auch scheint die Gestalt eher vor dem Pferd zu stehen als von diesem zu fallen. Ob der daneben eingemauerte Stein mit der Jahreszahl 1584 mit dem Kreuz in Zusammenhang steht, muß aber doch bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist dieser Stein ein Überrest der bei Benkert erwähnten "Bahrapforte". Unter der Jahreszahl 1584 steht: Baumeister/Vallent: Ulierich/Johann Bötzsch und neben der Inschrift eingehauen ein Steinmetzzeichen.
Meiner Meinung nach ist das auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehende kleine Kreuzchen das Erinnerungsmal für den Tod des Soldaten, während das Reiterkreuz aus einer früheren Zeit stammt. (Schätzlein 1985)

Sage:

Quellen und Literatur:
Benkert, Franz Georg - Historisch-topographisch-statistische Beschreibung von dem Marktflecken Nordheim vor der Rhöne, Würzburg 1821, S.91
Schömig, in: Heimatblätter Mellrichstadt, 1934, S.163
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.90-91
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Fotos von November 2009)



Nordheim v.d. Rhön (III)


Abbildungen bei
Schätzlein (1985)

GPS:

Standort: An der dem Ritterkreuz gegenüberliegenden Straßenseite am Ortsausgang nach Sondheim/Rhön.

Größe / Material: 58:49:20 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz". Längere Zeit lagerte es im Rathaus. Das Kreuz stand jedenfalls seit 1930, wahrscheinlich aber schon früher gegenüber dem Reiterkreuz an der Straße nach Sondheim. Möglicherweise stand es früher auf dem alten Kirchhof zwischen dem kurzen Berg und dem Kirchgraben (bis 1800), worauf eine Anmerkung von Benkert (1821) hindeuten könnte. Demnach könnte das Kreuzchen ein Gedenkstein für die Pesttoten auf dem alten Friedhof gewesen sein. Allerdings deuten die Ausfuhrungen zum Reiterkreuz daraufhin, daß das kleine Kreuzchen der Erinnerungsstein für den ermordeten kaiserlichen Parlamentär von 1640 sein könnte. Jedenfalls gehören beide ,Steinkreuze kaum zusammen, wie die Sage vermutet. Nach ihr (Mölter 1964) stände das eine Kreuz an der Mordstelle, das andere auf dem Grab. Aber weder Bearbeitung noch Material lassen irgendeine Gemeinsamkeit beider Steinkreuze erkennen. Dieses Kreuzchen ist nur halb so hoch wie das Reiterkreuz, unsymmetrisch und roh bearbeitet, bereits stärker verwittert. Die Arme (der eine ist möglicherweise beschädigt) und der Kopf verbreitern sich nach außen (Malteserkreuz). Das Reiterkreuz weist gut behauene Kanten und eine lateinische Form auf. (Schätzlein 1985)

Sage:

Quellen und Literatur:
Benkert, Franz Georg - Historisch-topographisch-statistische Beschreibung von dem Marktflecken Nordheim vor der Rhöne, Würzburg 1821, S.88, 91
Schömig, in: Heimatblätter Mellrichstadt, 1934, S.163
Mölter, Max - Sagen des Kreises Mellrichstadt, 1964, Nr.25
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.94-95
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Fotos von November 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine