PLZ:
91788GPS:
N 48° 55.734', O 10° 57.869'Standort:
Südlich von Pappenheim, an der Auffahrt / Ausfahrt der "Bahnhofstraße" auf die Staatsstraße (St 2230).Geschichte:
Alle drei Kreuze sind verschiedenen Alters. Der These von Roth (1925), in den drei Steinkreuzen römische Wegweiser (Merkurius-Hermen) zu sehen kann man sich nicht anschließen. Interessant erscheint seine Abhandlung dennoch, weil sie Auskunft über die Umstände der Umsetung gibt und die Sagen zu diesen Denkmalen zusammenfasst.Sage:
1. Hier hätten sich einst drei Römerstraßen gekreuzt.Quellen und Literatur:
Größe / Material:
65:59:15 / KalksteinGeschichte:
Antoniuskreuz-Form. 15.-16. Jahrhundert.Sage:
Größe / Material:
111:66:17 / KalksteinGeschichte:
Steinkreuz mit vier kräftigen Segmentstützen aus der Zeit um 1620.Sage:
Größe / Material:
64:43:17 / Kalkstein.Geschichte:
Antoniuskreuz-Form, um 1400.Sage:
3. Wanderung durch die ehemalige Grafschaft Pappenheim
Wenn man von Pappenheim aus dem Weg nach Niederpappenheim durch die Klostergasse und über den "Hals"
nimmt, so kommt man, nachdem die von Pappenheim ausgehende Distriktstraße nach Dietfurt und Treuchtlingen gekreuzt ist, rechter Hand an einem großen
Hause vorbei, daß sich hoch über die umgebenden Häuser erhebt. Dieses Gebäude war ursprünglich ein gräflicher Ziegelstadel, der später zu einem geräumigen
Wohnhause umgebaut wurde. Unweit der westlichen Langseite desselben, wo die sich wieder zu Tal senkende vorgenannte Straße den "Hals" an seiner schmälsten
Stelle überquert, steht an abschüssiger Böschung gegen die ehemalige Ziegelhütte hin eine hochstrebende altersgraue Winterlinde, unter der sich drei stark
verwitterte Kreuze aus Dolomit befinden. Dieselben stehen hart aneinander in der Richtung von Norden nach Süden und sind gegenwärtig durch einen hohen
Zaun und durch angeschichtetes Holz so verdeckt, daß man sie, wenn man die Straße von Pappenheim herkommt, gar nicht sieht. Das mittlere der drei Kreuze ist
stärker und höher als die ihm zu Seite stehenden und hat auch die völlige Kreuzform, während die beiden anderen kleiner und auch ohne Kopfstück sind.
Welche Bewandtnis hat es nun mit diesen 3 alten Steinkreuzen unter der Linde? Wie kamen sie dorthin und warum?
Wenn man danach fragt, kann man recht verschiedene Antworten erhalten.
Als ich vor einiger Zeit Niederpappenheim und seine Umgebung in Augschein nahm, um die hier vorhandenen vorgeschichtlichen Spuren zu
verfolgen nahm ich dabei auch Anlaß bei verschiedenen einheimischen Personen, die mir in den Weg kamen, nachzufragen, was die alten Steinkreuze unter der Linde
da oben zu bedeuten hätten.
Ein Mann, den ich bei Niederpappenheim auf dem Felde traf, gab mir auf die an ihn gerichtete Frage den Bescheid, das wisse er selber nicht
recht, vielleicht sei hierüber in der Pappenheimer Stadtchronik etwas enthalten; er habe schon sagen hören, daß da droben früher ein Galgen gestanden sein soll.
Mit dem Galgen in dieser Gegend hat es nun allerdings seine Richtigkeit, aber der befand sich nicht da droben auf dem "Hals", sondern über der
Altmühl drüben auf dem Zimmerner Berg, wo 3 Linden seinen früheren Standort bezeichnen sollen.
Auf dem "Hals" war der Richtplatz, wo der Fallmeister als Scharfrichter seines Amtes waltete. Diese Stätte wurde später in einen Acker
umgewandelt, der den Namen "Richtacker" erhielt und heute noch trägt.
Ein anderer Mann sagte mir, daß sein Vater öfter erzählt habe, daß dieses Haus neben der Linde früher allein draußen gestanden sei und von
einem Mann mit seiner Frau und einem Kinde bewohnt wurde. In einer Nacht wurde eingebrochen. Bei diesem Einbruch wurden die drei Personen erschlagen und die
Leichen in den tiefen Brunnen geworfen, der sich da befand, wo jetzt die alte Linde steht. Die Leichen wurden gefunden und dann der Brunnen verschüttet. Zur Erinnerung
an diese Mordtat wurde die Linde gepflantz und die drei Kreuze gesetzt.
Eine nebenwohnende Frau erzählte mir, daß neben dem gräflichen Ziegelstadel, wo die drei Kreuze sind, ein sehr tiefer Brunnen war. In diesen
habe sich während des Krieges eine Gräfin mit ihren zwei Kindern in der Verzweiflung gestürzt, weil ihr Mann im Kampfe das Leben verlor. Sie haben alle drei darinnen
ihren Tod gefunden und daran sollen die Kreuze erinnern.
Dem fügte sie noch bei, daß früher die alte Burg bis daher gegangen sei und hier durch einen großen Turm abgeschlossen war. Diesen Turm
habe man "Solaturm" geheißen und der ganze steile Bergabhang am Ende des Halses habe davon noch heute den Namen "Solaleite".
Ein ungefähr 14jähriger Bursche, zu dem ich auf dem Wege zum Bahnhof kam u. ihn auch um Auskunft anging, gab mir totsicher und mit überlegener
Miene zur Antwort: "Da liegen drei alte Germanen begraben und diesen hat man drei Kreuze gesetzt."
Schließlich bekam ich unterwegs auch noch den Aufschluß, daß diese Kreuze mittelalterliche Wegkreuze seien.
Da liegen drei alte Germanen begraben und diesen hat man drei Kreuze gesetzt.Eine weitere Sage, auf die auch v. Raiser in seinem 2. Hefte "Der Oberdonaukreis unter den
Römern" bezug nimmt, bringt die drei Kreuze mit dem obengenannten Solaturm in Verbindung.
Sie erzählt, daß sich ein Turmwächter vor anstürmenden Feinden mit seinen 2 Kindern in den Schutz des Solaturmes begab. Da diese in den
festen Turm nicht einzudringen vermochten, belagerten sie ihn längere Zeit. Als jedoch den Belagerten schließlich die Nahrung ausging, stürzten sie sich hinab und blieben
unten tot liegen.
Sie sollen unter den drei Kreuzen begraben liegen.
Nach anderer Lesart war es ein christlicher Turmwächter, der sich mit seinen beiden getauften Kindern vor Heiden auf den Turm flüchtete und dabei denselben Tod fand.
Weiter geht von dem Turm auch die Sage, daß er durch einen unterirdischen Gang mit der Solahöhle auf dem Käppeleinsberg bei Solnhofen verbunden war.
Was ist nun von all den Sagen, die sich um diese Stätte gewoben haben, zu halten?
Es sind nichts weiter als Phantasiegebilde, die aus dem Drang des dichterischen Volksgeistes heraus entstanden sind, um den geheimnisvollen
Schleier, in den die drei Kreuze sich hüllten, zu lüften und die Herkunft und den Zweck derselben glaubhaft festzulegen. -
Und wie steht es nun mit der Herkunft und dem Zweck dieser Kreuze in der Wirklichkeit?
Nachdem Drusus und Germanikus das südwestliche Deutschland bis zur Donau als sogenanntes Großgermanien unter römische Herrschaft
gebracht hatten, wurden von den Römern über das ganze Land hin zur Sicherung dieser Gebiete militärische Niederlassungen angelegt und wurde von ihnen insbesondere
die Donaulinie als Grenzscheide zwischen dem unterjochten Großgermanien und dem über der Donau noch freien Germanien stark befestigt.
Zugleich wurde die neue Provinz zur Erleichterung des militärischen Verkehrs und des Handels mit einem Netz von Straßen überzogen.
Zu diesen militärischen Niederlassungen traten dann nach und nach allenthalben, wo fruchtbarer Boden war, auch bürgerliche hinzu und es erhob
sich gar bald in dem unterworfenen Gebiete ein reges wirtschaftliches Leben.
Als dann der spätere Kaiser Vespasian auch das freie Germanien nördlich der Donau von der Altmühlmündung bis an den unteren Main in Besitz
nahm und unter dem Namen Zehntland zu Großgermanien schlug, wurde dieses Land ebenso in römische Kultur genommen wie jenes südlich der Donau.
Um den zum Römerreich neu hinzugekommenen Landesteil gegen die Einfälle und Kriegslust der germanischen Völker zu schützen, wurde er
durch die Teufelsmauer mit dahinterliegenden befestigten Lagerplätzen mit ständiger Besatzung von Germanien abgegrenzt. Solche Lagerplätze - Kastelle genannt -
waren in großen Abständen die ganze Grenzmauer entlang errichtet. Hinter ihnen lagen dann wieder in großer Entfernung voneinander befestigte Wart- und Schutztürme, die
auch mit zum Grenzschutz gehörten. Aber auch im Innern des Gebietes befanden sich solche militärische Anlagen zur Aufnahme der römischen Truppenteile und als
Stützpunkte für die Verteidigung des eroberten Landes, um es unter römische Herrschaft zu erhalten.
Dazu wurden von den Römern auch hier über das ganze Gebiet hin Straßen und Wege für den militärischen oder sonstigen Verkehr angelegt und
bald blühten auch da, wo guter Boden und wildreiche Waldungen zur Ansiedlung einluden, kleinere und größere Römerkolonien auf.
Große Sorgfalt wendeten sie dem Straßen- und Wegebau zu. Das Eigentümliche an ihren Straßen und Wegen ist, daß sie dieselben immer
hoch über den Boden herausbauten und, wo es nur immer möglich war, in gerader Richtung fortzuführen, so daß sie sich wie ein Fahrdamm durch das Gelände hinzogen.
Sie gaben ihnen durch wagerecht gelegte oder senkrecht aufgestellte große Steine zunächst einen festen Grundbau, füllten dann die Spalten desselben mit kleineren
Steinen, wohl auch unter Mörtelverbindung aus, beschotterten diese Grundlage mit Kleingeschläge und gröberem Kies und beschütteten dann endlich diese
Beschotterung mit Flußkies. Diese Masse muß oft von weit her geholt worden sein. (Lech und Donau.)
Mußte die Straße durch nicht zu umgehende Sumpf- oder Moorstellen geführt werden, so wurde dort zum Tragen des Straßenkörpers zuerst ein Holzrost gelegt.
So stellten sich die Römer in Deutschland trockene und dauerhafte Straßen und Wege her, die stellenweise heute noch gut erhalten sind.
Dekan Redenbacher von Pappenheim, der sich um die
Erforschung der Römerstraßen und Römerwege in dem Gebiete zwischen der Donau und Wörnitz bis an die Teufelsmauer große Verdienste erworben hat, schreibt in
seinem Bericht über den Befund der Fahrbahn solcher Straßen, "dergleichen Ueberzüge sind dann so dauerhaft geworden, daß man jetzt noch nach mehr als tausend
Jahren in den Wäldern Stellen findet, die einer glattgeschlagenen Scheunentenne gleichen".
An Straßen selbst unterschied man Hauptstraßen, Verbindungswege und Militärstraßen. Sie waren bis zu 6 und mehr Meter breit und erhoben
sich bis zu 1 Meter über den Boden. Neben den Hauptstraßen liefen auch Fußwege her und an ihnen standen auch Meilensteine, in die der Name des Ausgangsortes
der Straße und die Zahl der Meilen von diesem aus eingehauen waren. Die römische meile umfaßte 1000 Schritte (gleich 1478,7 Meter); daher haben diese Meilensteine
den Namen Columma milliarls.
Von diesen Hauptstraßen (via publica genannt) zweigen dann wieder Verbindungswege ab. An diese Abzweigungen und auch an den
Verzweigungsstellen der Verbindungswege befanden sich ebenfalls Wegzeiger, (hermen), die eine kreuzähnliche Gestalt haben und dem Merkurius, dem römischen
Schutzgotte für die Straßen geweiht war. Deshalb werden sie Merkuriushermen geheißen.
Dieses Straßennetz, das die Römer über das ganze eroberte germanische Gebiet gelegt haben, erstreckte sich auch über die ehemalige
Grafschaft Pappenheim und ist hier in seinen Spuren heute noch zu erkennen.
Unsere Gegend wurde von zwei römischen Hauptstraßen durchkreuzt, von denen die eine von Augsburg und die andere von Feldkirchen unter
Ingolstadt ausging.
Die von Augsburg kommende via publica lief rechts vom Lech über die Donau nach Marxheim und von da über Wittesheim, Langenaltheim,
Altheimersberg, Dietfurt und Dettenheim nach Weißenburg. Die von Feldkirchen ausgehende schreitet unterhalb Ingolstadt über die Donau und führt über Nassenfels,
Dellnstein, Biswang, Göhren und Osterdorf durch das "Rauhe Tal" nach Treuchtlingen und von hier aus weiter nach Döckingen, Oettingen und Bopfingen.
Von den beiden Hauptstraßen, von denen wir die eine kurz die Augsburger und die andere die Feldkirchner nennen wollen, gingen wieder
zahlreiche Verbindungsstraßen weg, so daß also auch unsre Gegend von einem ganzen Netz von römischen Straßen überzogen war.--
Doch wollen wir nach diesen Abschweifungen wieder zu unseren 3 Steinkreuzen am gräflichen Ziegelstadel zurück! Diese sind nämlich, wie
ich oben schon verraten habe, keine christlichen Symbole, zu welchen sie durch die dichterische Phantasie des Volkes in den vorgeführten Sagen gestempelt werden,
sondern Merkurius-Hermen, wie solche von den Römern an Wegscheidungen gesetzt wurden. Nachdem hier auf dem Halse 3 solche Wegzeiger stehen, müssen von
dieser Stelle aus auch nach drei Richtungen römische Verbindungswege ausgelaufen sein und das ist auch so, was Dekan Redenbacher durch seine Forschungen
zweifelsfrei festgestellt hat. Allerdings befinden sich die drei Hermen nicht mehr da, wo sie früher an ihrer Straßenabzweigung waren.
Redenbach schreibt hierüber in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen über seine Forschungen, die in der bayerischen Staatsbibliothek in
München aufbewahrt sind, daß er die Wegzeiger von seinen Arbeitern an ihrem ursprünglichen Orte herausnehmen ließ, um sie an einen für ihre Erhaltung sicheren Platz
an der Straßenverzweigung wieder einsetzten zu lassen. Bis er jedoch wieder zu seinen Arbeitern kam, hatten diese die Hermen auf eigene Faust an ihren jetzigen
Standort hinter der alten Linde untergebracht. Da sie hier ja auch einen gesicherten Platz hatten, ließ er sie trotz ihrer verkehrten Stellung nicht mehr herausnehmen.
Freilich hätte ihr Fuß tiefer in den Boden kommen sollen, doch wird den Arbeitern hieran wohl das anstehende Schichtgestein hinderlich
gewesen sein.
Die hier auf dem Halse sich teilende Verbindungsstraße, deren 3 Arme zur Augsburger Hauptstraße hinlaufen, nimmt unweit Göhren von der
Feldkirchner Hauptstraße ihren Ausgang.
Geht man auf dieser durch das Göhrener Feld sich beziehende Straße von Göhren aus ungefähr eine halbe Stunde nach Westen weiter bis dahin,
wo sie sich in das Tal zwischen Göhren und Osterdorf senkt, so kommt man in der gräflichen Waldung "Roter Schlag" bals nach dem Beginn der Senkung an eine ganz
verwitterte Herme, die links der Straße steht.
(entweder "Weißburger Tagblatt" oder Reutlinger Kurier" als Heimatbeilage 1925)