Deutschland Bayern Lkr. Rhön-Grabfeld

Roßrieth / OT von Mellrichstadt


Blick zum Standort

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Abbildungen bei
Schätzlein (1985)

PLZ: 97638

GPS: N 50° 25,656', O 10° 21,461'

Standort: Ortseingang Roßrieth von Mellrichstadt, vor der Einfahrt zum Eschenhof, auf einem ummauerten Platz neben einem Graben, in einer Betonplatte befestigt.

Größe / Material: 48:49:13 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Mordkreuzchen". Vorderseite: Ritzzeichnung Dolch / Messer, links oben S, rechts oben H, im Kreuzungsfeld 1571.
Rückseite: erhabenes Kreuzrelief, kurzer Kopf und Arme im Kreuzungsfeld des Sühnekreuzes, darauf eingeritzt Schwurhand mit nach innen abgewinkeltem Daumen. Schaft unten breit, zum Kreuzungsfeld verjüngend.

"Es sind die kleinen, unspektakulären Dinge, die deutlich machen, dass der Franke mit seiner Heimat verbunden ist", so Bürgermeister Eberhard Streit bei der offiziellen Präsentation eines Steinkreuzes, das während des Autobahnbaus vom Roßriether Bürger Egon Krimm gerettet wurde. Dessen großer Wunsch wurde ihm nun posthum erfüllt: Das Steinerne Kreuz steht wieder auf der dafür vorgesehenen Gemarkung in Roßrieth. Dazu versammelten sich gemeinsam mit dem Stadtoberhaupt zahlreiche Stadträte und Roßriether Bürger zu einer kleinen Zeremonie. [...]
Das Steinkreuz hat seit seiner Errichtung drei Standortwechsel durchmachen müssen. Während es ursprünglich am Dreimärker Sondheim, Mellrichstadt und Roßrieth aufgestellt war, wurde es 1972 zur besseren Bearbeitung der Felder an den Straßenrand der Verbindungsstraße von Mellrichstadt nach Roßrieth gesetzt. Mit Beginn der Baumaßnahmen an der Autobahn A 71 musste das Kreuz wieder versetzt werden.
Um es vor dem Verschwinden und Vergessen zu bewahren, rettete Egon Krimm das Kreuz und lagerte es zunächst auf seinem Hof. Sein Wunsch war es, dass das Denkmal wieder auf der Roßriether Gemarkung "Steinernes Kreuz", die den Namen zweifellos selbigem zu verdanken hat, aufgestellt wird. Nach vergeblichen Anläufen bei verschiedenen Stellen, stieß er schließlich bei Ortssprecher Kurt Leeb auf ein offenes Ohr.
Im April diesen Jahres wurde unter ehrenamtlichen Einsatz vieler Helfer und in Kooperation mit der Stadt Mellrichstadt das Kreuz vor der Einfahrt zum Eschenhof, auf der rechten Seite der Straße von Mellrichstadt kommend aufgestellt. Egon Krimm, der am 28.Februar 2009 verstarb, konnte die Erfüllung seines Wunsches, die Wiedererrichtung "seines Kreuzes", wie Wüstling es bezeichnete, nicht mehr selbst miterleben. (Rautenberg 2011)

Name des Steines: "Mordkreuz".
Vorder- (Straßen)-Seite: Ein Dolch (Messer, Schwert), einschneidig, der sich über die ganze Länge des Kreuzes herabzieht, flankiert oben von den Buchstaben S und H, im Kreuzungsfeld vorn die Jahreszahl 1571.
Rück-Seite: Auf der Rückseite findet sich ein kleines, erhabenes Kreuz mit eingeritzter Schwurhand ohne Daumen. Zeige- und Mittelfinger sind erhoben, Ring- und kleiner Finger angewinkelt.
Auffällig an diesem Kreuzchen ist die ungeschlachte, asymmetrische Form. Ähnlich wie bei dem Kreuzehen in Eussenhausen verbreitert sich der Schaft stark nach unten. Auffallend ist auch die Häufung von Kennzeichen und Inschriften: Auf der Vorderseite ist vom Kopfbis zum Fußende ein einschneidiges Messer eingeritzt. Oben am Griff ist ein Knauf angedeutet. Der Griff wird flankiert von den Buchstaben S und H, zweifelsohne die Anfangsbuchstaben eines Namens, darunter die Jahreszahl 1571, die das Mord- oder Unfalljahr angeben mag. Unten an der Schneide wird das Messer von zwei parallel verlaufenden Linien gekreuzt.
Es könnte hier ein zweites Messer angedeutet sein und somit der Hinweis auf einen Zweikampf gegeben werden.
Auf der Rückseite ist erhaben ein kleines Kreuz herausgearbeitet, das Kreuzungsfeld und Schaft einnimmt. In dieses ist eine Hand ohne Daumen eingeritzt, bei der Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt, Ringfinger und kleiner Finger abgewinkelt sind.
Diese Hand wird als Schwurhand gedeutet. Die Sage geht aber nur auf das Messer ein. An dieser Stelle bzw. am ursprünglichen Standort sollen sich einst zwei Metzgerburschen im Streit erstochen haben. (Schätzlein 1985)

Sage: Hier sollen sich zwei Metzgergesellen im Stzreit erstochen haben.

Quellen und Literatur:
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.138-139
Rautenberg, Ralph - Steinkreuz von 1571 als Mahnmal, in: MainPost vom 8.09.2011
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto vom 10.08.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine