Deutschland
Bayern
Lkr. Ansbach
Rothenburg ob der Tauber (I - III)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.
Blick zum Standort Foto: Baltes (2012) |
PLZ:
91541
GPS:
N 49° 22,85', O 10° 10,567'
Standort:
Die Gruppe von drei Steinkreuzen befindet sich auf einer dreieckigen Grüninsel außerhalb der
nördlichen Stadtmauer vor der Klingentorbastei.
Geschichte:
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.59, Nr.55-57
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt. Die drei Steinkreuze vor der Klingenbastei., in: Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.17
• Dr. Ludwig Schnurrer, Verein Alt-Rothenburg
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos von November 2009)
• Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von Oktober 2012)
Rothenburg ob der Tauber (I)
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Zustand 2012 Fotos: Baltes |
die andere Seite Foto: Hartig (2009) |
Größe / Material:
35:54:21 / Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz ist bis zur Mitte der Arme eingesunken. Der linke Arm fehlt. Der Kopf
ist allseitig stark abgestoßen. Datierung: spätmittelalterlich.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.59, Nr.56
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt. Die drei Steinkreuze vor der Klingenbastei., in: Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.17
Rothenburg ob der Tauber (II)
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Zustand 2012 Fotos: Baltes |
die andere Seite Foto: Hartig (2009) |
Größe / Material:
35:74:19 / Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz ist fast bis zu den Armen eingesunken. Der Kopf fehlt. Der rechte
Arm ist stark abgestoßen, der linke Arm zeigt auf der Rückseite eine größere herausgebrochene Fläche. Datierung: spätmittelalterlich.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.59, Nr.57
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt. Die drei Steinkreuze vor der Klingenbastei., in: Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.17
Rothenburg ob der Tauber (III)
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Zustand 2012 Fotos: Baltes |
die andere Seite Foto: Hartig (2009) |
Größe / Material:
62:95:23 / Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz ist knapp bis zu den Armen eingesunken oder der Schaft ist sehr
kurz. Der Kopf ist stark abgestoßen. Auf der Rückseite befinden sich am Kopf, den Armen und am Schaft flächige Ausbrüche. Datierung: spätmittelalterlich.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.59, Nr.55
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt. Die drei Steinkreuze vor der Klingenbastei., in: Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.17
Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt.
Die drei Steinkreuze vor der Klingenbastei.
Das größte Kreuz: Muschelkalk; 0,70:0,94:0,23m.
Das kleinste Kreuz: Muschelkalk; 0,30:0,50:0,21m.
Das mittlere Kreuz: Muschelkalk; 0,40:0,72:0,19m.
Als 1935 der Bezoldweg zu einer breiten neuzeitlichen Straße umgebaut wurde, fand man beim Haus Nr.3 (Besitzerin Maria Mangold) im
Straßenuntergrund unerwartet drei Steinkreuze. Der Rothenburger Verein für Heimatkunde und Naturschutz nahm sich ihrer an und auf seinen Vorschlag stellte sie
das Stadtbauamt am Ostrand der Bauminsel vor der Klingenbastei auf. (Vgl. d. Mitt. d. gen. Ver. v. J. 1935, S.8). Wie und wann sie einstmals unter die Straßendecke
gekommen und welchen Zwecken sie früher gedient, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Es wird indes vermutet, dass sie mit einem der großen Pestjahre
(1606, 1625, 1634) in Verbindung stehen.
Sie haben alle drei an ihrer ursprünglichen Gestalt mehr oder minder starke Einbuße erlitten. Verhältnismäßig noch ziemlich gut erhalten ist
das größte der Kreuze. Dem kleinsten fehlen der Kopf und ein Arm. Auf seiner Vorder- und Rückseite sind Darstellungen von sichelartig gekrümmten Messern, sog.
Schnitthäppchen, eingegraben. Das mittlere Kreuz besitzt ebenfalls keinen Kopf mehr. Es gleicht jetzt einem Antoniuskreuz oder großen lateinischen T.
(Gießberger, Hans - Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.17)
Rothenburg ob der Tauber (IV - VI)
Zur Einzelansicht die Denkmäler anklicken.
Blick zum Standort |
die andere Seite |
GPS:
N 49° 22,858', O 10° 10,535'
Standort:
Direkt neben der Einfahrt zur Steinmühle im Taubertal. Anfahrt: Südlich der
Stadtmauer von Rothenburg auf der Straße vor der Spitalbastei in Richtung Leuzendorf und Schrozberg; Steinmühle vor Überqueren der Brücke über die Tauber.
Geschichte:
Gießberger (1951) gibt für diesen Standort (Spitalbastei) nur ein Steinkreuz
aus Muschelkalk mit den Abmessungen von 50:74:27cm an. Diese Maße können aber keinem der beiden hier stehenden Steinkreuze zugeordnet werden. Weil
Gießberger aber auch den Bildstock erfasst hat, ist davon auszugehen, dass die beiden Steinkreuze erst nach 1951 zu dem Bildstock gestellt wurden.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.59, Nr.58
• ac - Spuren der Vergangenheit. Steinerne Zeugen gegen das Vergessen der Landwehr, in: ROTOUR. Stadtmagazin für Rothenburg o.d.T. und Umgebung, Juli 2008, S.14-17
• Dr. Ludwig Schnurrer, Verein Alt-Rothenburg
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos von November 2009)
Rothenburg ob der Tauber (IV)
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linke Seite der Ädikula |
Größe / Material:
225:24:24 / Muschelkalk
Geschichte:
Schlichter Nischenbildstock. Am Stamm ein eingeritztes lat. Kreuz, die
Seitenflächen der Ädikula weisen jeweils eine Kreuzdarstellung im Flachrelief auf.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.60, Nr.18
Rothenburg ob der Tauber (V)
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die andere Seite |
Größe / Material:
76:97:19 / Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz befindet sich auf einer Stützmauer am leichten Hang. Der Schaft ist
sehr kurz, vermutlich abgebrochen und mit dem Rest auf die Mauer gesetzt. Auf der Vorderseite ist im Kreuzungsbereich der Arme ein gleichschenkliges Kreuz tief
eingerillt. Auf der Rückseite beider Arme und an den Armenden sind Abstoßungen. Über die Flächen verlaufen in der Diagonale Werkspuren. Datierung: spätmittelalterlich.
Sage:
Quellen und Literatur:
Rothenburg ob der Tauber (VI)
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die andere Seite |
Größe / Material:
60:92:25 / Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz befindet sich auf einer Stützmauer am leichten Hang. Der Schaft ist
sehr kurz und mit dem Rest auf die Mauer gesetzt. Die obere Fläche der Arme hebt sich zu den Armenden leicht an, während die Unterseite waagrecht verläuft. Auf
der Rückseite des linken Arms und auf der Rückseite des Schafts befindet sich ein großflächiger Abbruch. Über die Flächen verlaufen in der Diagonale Werkspuren.
Datierung: spätmittelalterlich.
Sage:
Quellen und Literatur:
Rothenburg ob der Tauber (VII)
die andere Seite |
Detail Einritzung und Loch |
GPS:
N 49° 22,131', O 10° 11,974'
Standort:
Der Bildstock befindet sich in der Außenanlage des Rotabene-Medienhauses in
der "Erlbacherstraße 102-104" vor einer historischen, nicht mehr funktionstüchtigen Fischwinterung.
Größe / Material:
200:50:38 / Muschelkalk
Geschichte:
Ädikula: 100:60:38cm, Tiefe der Nische: 23cm. Der im Volksmund als
"Brunnenmarterl" bezeichnete Bildstock steht unmittelbar vor einer Fischwinterung (ein in die Erde eingefügtes und mit einer steinernen Kuppel bedecktes Becken,
das auch in kalten Wintern das Überleben der Fische sicherte). Die Quelle zur Fischwinterung liegt wenig oberhalb, wurde bei der Erschließung des Gewerbegebiets
jedoch unterirdisch in einen südwestlich befindlichen Fischteich umgeleitet. Auf dem heutigen Gelände befanden sich vor der Erschließung mehrere Fischteiche,
woran die nördlich des Rotabene Medienhauses liegende Straße "Am Fischhaus" noch erinnert.
Der Schaft des Bildstocks geht auf einen wenig (und wahrscheinlich einseitig) verbreiterten Fuß im Erdboden über. Der Schaft ist 80cm hoch und weist ein
durchgehendes Loch von 15cm Durchmesser auf. Über dem Loch ist auf der Vorderseite eine flache Einrillung in Form eines Rechtecks (16x19cm) mit einer Linie,
die nach unten weist. In der Nische der mit einem Rundbogen abschließenden Ädikula ist in der oberen Hälfte ein helles Kreuz auf dem Stein erkennbar.
[...] Ob das "Steinmarterl", wie es in alten Unterlagen genannt wird, schon vor dem Bau der Fischwinterung stand oder als Abschreckung für Diebe danach
aufgestellt wurde, bleibt wie so vieles Spekulation. Historisch belegt ist nur eine eingemeißelte Jahreszahl aus dem Jahr 1599. (ac 2008)
Forscher-Wiki - Löcher in Steinkreuzen, Kreuzsteinen und Bildstöcken
Sage:
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Die Flursteine um Rothenburg o.d.T. (I), in: Der Bergfried, Heft 8 (August), 3.Jg., 1951, S.60, Nr.16
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt, in: Der Bergfried 6, 1954, S.22, Nr.7
• ac - Spuren der Vergangenheit. Steinerne Zeugen gegen das Vergessen der Landwehr, in: ROTOUR. Stadtmagazin für Rothenburg o.d.T. und Umgebung, Juli 2008, S.14-17
• Dr. Ludwig Schnurrer, Verein Alt-Rothenburg und Herr Höfler vom Rotabene Medienhaus
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos von November 2009)
Rothenburg ob der Tauber (VIII)
Blick zum Standort |
die andere Seite |
GPS:
N 49° 23,615', O 10° 11,223'
Standort:
Das Kreuz befindet sich im Norden von Rothenburg, am "Gattenhöfer Weg", ca. 2m
östlich der Straße, ca. 150m nach dem letzten landwirtschaftlichen Anwesen, in einer Wiese, auf der ein dreiseitiger Wall aufgeschüttet ist, ein Schutzwall um die
ehemalige Pulverhütte (Pulvermagazin eines Rothenburger Industriellen aus dem letzten Jahrhundert), die aber nicht mehr existiert. (Mit dem Auto ist das Kreuz
erreichbar von der St 2419 in Richtung Uffenheim. Am Ortsrand nach links in die "Paul-Finkler-Straße" einbiegen und vorfahren bis zum Anwesen Nr.3, dem Vereinsheim
der Schützengilde. Hier in den "Gattenhöfer Weg" nach rechts (Norden) einbiegen (touristisches Hinweisschild zum "Steffeleinsbrunnen"). Am Standort des Kreuzes
beginnt sich die Ebene von Rothenburg her sanft zum Steinbachtal zu neigen.
Größe / Material:
74:38:22 / Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz ist mit den Armen genau nach West-Ost ausgerichtet, steht damit
nicht mit der Front parallel zur Straße, sondern mehr im rechten Winkel dazu. Der östliche Arm ist völlig abgeschlagen, wobei eine bogige Lücke im Kreuzungsbereich
entstanden ist. Der westliche Arm ist zum Teil schräg abgeschlagen. Im Kopf befindet sich ziemlich genau in der Mitte eine ca. 2,5cm messende Vertiefung. Dabei
ist nicht klar ersichtlich, ob es sich um ein absichtlich hergestelltes Loch oder eine Auslösung handelt. Schaft und Kopf weisen dieselbe Breite von vorn bzw. hinten
auf. Der Muschelkalk zeigt unregelmäßige Kerben, die als Werkspuren, aber auch als Auslösungen gedeutet werden können. Die Rückseite ist diesbezüglich noch
unregelmäßiger mit stärkeren Auslösungen. Datierung: spätmittelalterlich.
2. Das Steinkreuz beim Pulverschuppen am Gattenhöfer Weg
Muschelkalk; 0,80:0,41:0,22m.
Auch dieses Flurdenkmal besitzt seine ehemalige Gestalt nicht mehr. Der eine Arm fehlt vollständig, der andere größtenteils. Doch ist die Grundform des
lateinischen Kreuzes noch zu erkennen. Ferner mangeln alle Anhaltspunkte über den Grund zu seiner Aufstellung. Nicht einmal eine Sage lebt im Volk. Eine Zahl
oder ein Hauzeichen sucht man vergebens. Totschweigsam blickt es immerzu auf die fahle, magere Grasnarbe um seinen Fuß.
Vielleicht hat es mit einem Mord oder Totschlag aus dem Jahre 1557 etwas zu tun. Ein Braunschweiger namens Busch, auf der Heimreise
von Italien begriffen, wurde zwischen dem Turmseelein und dem Lindleinsee von Reitern erschossen (Pürckhauer, Chronolog. Verz. Rbg. o.J. 24). (Gießberger 1954)
Sage:
Die Befragung älterer ortskundiger Einwohner erbrachte zur Überlieferung keine
Hinweise. Interessant mag die scherzhaft gemeinte Deutung bzw. Verknüpfung des Steins durch den heutigen Volksmund mit einem historischen Fest der Stadt
Rothenburg sein: "Der Stein ist gesetzt für die Bierleichen nach dem Meistertrunk [jährliches Stadtfest], die hier [auf dem Areal der ehemaligen Pulverhütte] begraben
werden."
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt. Das Steinkreuz beim Pulverschuppen am Gattenhöfer Weg, in: Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.18
• Gespräch mit ortskundigen Einwohnern von Rothenburg
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos von September 2010)
Rothenburg ob der Tauber (IX)
seitliche Ansicht |
Rückseite |
Abbildung bei Gießberger (1954) |
GPS:
N 49° 23,907', O 10° 10,205'
Standort:
Vom Neubaugebiet im NW Rothenburgs auf dem Walnussweg ca. 1km bis zur
Weggabelung mit einer grasbewachsenen Insel mit Birke, am "Panoramaweg Taubertal".
Größe / Material:
124:46:38 / Muschelkalk
Geschichte:
Die Ädikula hat die Abmessungen: 57:56:38cm. Der Bildstock zeigt mit seiner
Front nach SOO. Der Schaft verjüngt sich nach unten und ist an den Kanten vorn 10cm breit gefast. Die glatten Flächen weisen kleine, witterungsbedingte Auslösungen
auf, vor allem an der Ädikula. Die Eintiefung bei der Ädikula zur Aufnahme eines Bildes schwankt an den Seiten zwischen 6-8cm; die Unterkante der Nische springt weiter
vor, so dass hier die Eintiefung 15-18cm misst. Datierung: spätmittelalterlich.
9. Die Marter an der Diesbssteig zwischen Kniebreche und Waldnuß.
Muschelkalk; 1,10:0,35:0,35m.
Diese Marter steht 2km nördlich vom Klingentor, auf der Hochfläche über der Walkmühle, wo sich die Wege zur Schwarzenmühle (Diebssteig)
und Kniebreche trennen. Ihre Errichtung fällt, nach Stilmerkmalen zu schließen, in die Zeit um die Jahrhundertwende vor der Reformation. Nach der Ansicht von Kennern
käme das Jahr 1490 in Frage. Doch vermögen sie Belege für diese bestimmte Zeitangabe nicht zu erbringen. Ihre weitere Behauptung, Toppler sei bis zu dieser Marter
gegangen, um dort den Rothenburg besuchenden Kaiser zu begrüßen und in die Reichsstadt zu geleiten, ist abzulehnen. Der große Bürgermeister starb bereits 1408.
Wir haben kaum eine Geleitsäule vor uns, vielmehr eine Marter allgemeiner Art, gestiftet von einem frommen Rothenburger aus Dankbarkeit gegen den Allerhöchsten
oder zu dessen Lob und Ehre. Ihr Standort am ehemaligen Pilgerweg von Aub zur Kapelle vom hl. Blut in Rothenburg steht mit dieser Vermutung in Einklang. Doch
deuten gewisse Anzeichen darauf hin, daß der Standort oder die nächste Umgebung
unserer Marter auch mit einer Mordtat verknüpft ist, die mit einem abgegangenen Steinkreuz in Verbindung gebracht wird. Erwähnen möchte ich noch die oben spitz
abgeschlossene Nische des Aedikulums und die später vorgenommene Drehung der Säule um ihre Achse, so daß ihr "Gesicht" heute von der vorbeiführenden Feldfuhre
abgekehrt ist.
Im 2. Band seiner "Miscellanea", der ein "Chronicon Rotenburgense" enthält, erzählt R. Duellius folgende Geschichte:1)
"An Kaiser Karl IV. wurden drei Ratsbürger (der Stadt Rothenburg) als Boten gesandt. Wie sie an Hof kamen, fragte der Kaiser den ersten, wie er heiße, und als dieser
sich "Zuckmantel" nannte, meinte der Fürst: das sei schlimm, da möchte wohl der Mörder auch nicht weit sein; wendete sich sofort zum zweiten und fragte ihn um
seinen Namen. Dieser nannte sich Ulrich "Mörder" aus einem edlen Geschlechte der Stadt. Da wurde der Kaiser ärgerlich und empfing die Bürger wegen ihrer
schlimmen Namen gar übel. Als er aber auch den dritten um seinen Namen befragte und dieser sich Heinrich "Vetter" nannte, sprach Karl lächelnd: "Ei, seid Ihr
aller Welt Vetter, so sollt Ihr auch der meinige sein", führte den Mann zur Kaiserin und erwies ihm alle Gnade. Heinrich Vetter stieg fortan so sehr in der Gunst am
Hof, daß er auch später noch von der Stadt oftmals zu Botschaften gebraucht wurde und ihr manche wichtige Freiheit erwarb. Wie ihm aber der Kaiser sogar gestattete,
in seinem Hause zu Rothenburg Münze zu schlagen, brach der Haß der zurückgesetzten Geschlechter aus und der Rat weigerte sich, die Münze zu genehmigen.
Erzürnt zog Vetter nach Nürnberg und meinte, wegen seiner Verdienste hätte man ihm schon etwas gegen den Stadtgebrauch nachsehen können. Als er aber einst
heimlich zurückkam, um seine Weingärten und Äcker bei Rothenburg wieder einmal zu beschauen, erspähten ihn die Zuckmantel. Sie und die Mörder ritten nach dem
armen Vetter aus und trafen ihn an einem Waldsteig am Abhange des Tales. Dort stachen sie ihn nieder, zerhieben den Leichnam und brachten ihn stückweise in die
Stadt, wo sie ihn drei Tage in einem Faß aufbewahrten, bis die Sache ruchbar ward2). Der Rat ächtete darauf die Geschlechter der Täter und
sie werden seitdem hier nicht mehr erwähnt. Der nachgelassene Sohn des Vetter aber befehdete die Stadt, um Genugtuung zu erhalten, geriet jedoch darüber in solche
Armut, daß auch er in die weite Welt ging. Der Steig hieß fortan "der Diebssteig"; auf seiner Höhe, da, wo der Mord geschah, steht noch heute
ein altes Steinkreuz"3).
Eine verwandte, der Örtlichkeit nach mit der vorigen nahezu übereinstimmende Sage brachte 1921 in ihrer Nr.38, S.4 die Zeitung "Bayerischer
Königsbote". Sie ist überschrieben "Das Kniebrechen (!) bei Rothenburg". Gemeint ist die bereits einmal erwähnte Kniebreche zwischen der Schwarzenmühle und
Steinbach. Die Sage lautet: "Bei Rothenburg an der Tauber ist eine rauhe, wilde Steig, die Kniebrechen genannt, wegen ihrer Steile. Da hat sich vor Zeiten eine
grausame Tat begeben, an welche jeder, der des Weges geht, mit Schaudern denkt. Es wurden zu jener Zeit drei Männer aus Rothenburg an des Kaisers Hof gesandt,
um ein Anliegen der Stadt an den Herrn zu bringen. Der Kaiser empfing die Abgeordneten auf leutselige Art und fragte vorerst einen nach dem anderen nach dem
Namen. Der erste sagte, er schreibe sich Vötter, worauf der Kaiser: "Das ist ein gar schöner, freundnachbarlicher Name".
Der andere, gefragt, sagt, er schreibe sich Brueder. Der Kaiser: "Das ist ein noch schönerer Name, der einem wahrlich ins
Herz hinein wohltut. Und wie schreibt denn Ihr Euch?" fragte zuletzt der Kaiser den dritten. Der antwortete nach einigem Zögern fast kleinlaut: "Ich schreibe mich
Mörder". "O pfui!" sprach der Kaiser, "das ist ein garstiger, ein schlimmer Name, es möchte einem die Haut darob
schaudern". Das hatte der Kaiser im Scherz gesprochen. Jener aber hielt es für Ernst und es beschlich Neid und Mißgunst sein Herz, und weil ihn die anderen darob
neckten, zuletzt Haß und Rache. Als die daher nach Hause zurückkehrten, überfiel er sie angesichts der Vaterstadt auf der Kniebrechen und schlug sie tot. Darob
wurde der Mörder eingefangen und hingerichtet. Und es ist der Letzte seines Stammes gewesen zu Rothenburg an der Tauber". (Gießberger 1954)
Anmerkungen: 1) Augsburg und Graz 1724, 265. - Vgl. a.A. Schnizlein, Rbg.er Sagen u. Geschichten. Rbg 1926, 17. - A. Merz,
Rbg.i.alt. u. neu. Zt. Ansb. 1881, 205. - 2) Nach Pürckhauers Chronolog. Verz. aller auf Rbg. bezügl. Begebenheiten, Rbg. o.J., 11 fällt "die Ermordung d. Ratsherrn
Vetter dch. Zuckmantel u. Mörder im Steinbachtal" ins Jahr 1356. - Auch auf die "Familienbeschreibung" i. d. Erhardschen "Chronik" (St.A.Rbg.) möchte ich
hinweisen (S.29). Darnach lebte Heinrich Vetter 1361 noch. Auch wird dort u.a. der gr. Reichtum d. Geschl. d. Vetter an Gütern i. d. Waldnuß erwähnt. Das in
unserem Text genannte Steinkreuz stand nahe bei ihr. - Erhard schreibt i.s. "Annalen" (St. A. Rbg.) S.51: "Vetter wurde unfern bey der Diebstaig ums Leben
gebracht". - Vgl. a. Göttlingk, Chron. Kap. 11, § 1 (St. A. Rbg.). - Bei Rösch, Chron. S.211 heißt es: "Die haben ihn (Vetter) bey der Kniebrechen ergriffen und
ermordet" (St. A. Rbg.). - Vermerkt sei auch folgendes: "Den 6.Martii 1620 hat man einen Soldaten, der einen Hirten bey der Kniebrechen erstochen, auf dem
Rabenstein enthauptet". Rösch, Chron. 523, St. A. Rbg. - 3) Ein Steinkreuz sucht man heutzutage dort vergebens, nicht einmal Reste sind noch zu erkennen.
1724 mag das anders gewesen sein. - D. Bilder zu Nr. 5, 7, 9 fertigte L. Wittmann, Nbg.
Sage:
Vermutete Beziehung des Bildstocks zu einem abgegangenen Steinkreuz, das wegen Mordes
an 1 bzw. 2 Rothenburger Bürgern aufgestellt worden sein soll.
Quellen und Literatur:
• Gießberger, Hans - Steinkreuze und Martern im Schatten der alten Reichsstadt. Die Marter an der Diebssteig zwischen Kniebreche und Waldnuß, in: Der Bergfried, 1954, Heft 3 (März), S.23-24
• Gespräch mit ortskundigen Einwohnern von Rothenburg
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos von September 2010)
Rothenburg ob der Tauber (X)
Blick zum Standort |
die andere Seite |
Kreuz-Einzeichnung |
GPS:
N 49° 23,928', O 10° 11,321'
Standort:
Der Stein befindet sich in der NNO-Flur von Rothenburg, am "Gattenhöfer Weg",
vor/südlich dem Steffeleinsbrunnen, 4m westlich der Straße an einem Feldrain. Wegbeschreibung: Von Rothenburg Mitte auf der St 2419 in Richtung Uffenheim.
Am Ortsrand nach links in die "Paul-Finkler-Straße" einbiegen und vorfahren bis zum Anwesen Nr.3, dem Vereinsheim der Schützengilde. Hier in den "Gattenhöfer Weg"
nach rechts (Norden) einbiegen (touristisches Hinweisschild zum "Steffeleinsbrunnen"), nach ca. 1,1km ist der Stein erreicht.
Größe / Material:
47:24:22 / Muschelkalk
Geschichte:
Der Stein mit eingearbeitetem römischem Kreuz ähnelt einem Grenzstein, ist
jedoch keine Grenzmarkierung der Stadt Rothenburg, denn diese Grenzsteine sind mit dem Rothenburger Wappen versehen. Auch sind in diesem Bereich keine
historischen Grenzverläufe gegeben. Ein Grenzstein aus heutiger Zeit als Markierung der Grenze zwischen privatem Feld und öffentlichem Grund ist in unmittelbarer
Nähe vorhanden. Daher bleiben der Zweck dieses Steins und eine Datierung im Dunklen.
Der Stein weist einen um 3-5cm verbreiterten Fuß auf. Der Kopf ist abgerundet. Die Flächen sind allseits glatt gearbeitet mit natürlichen, witterungsbedingten
Auslösungen. Auf der SO-Seite befindet sich ein frischer Abschlag an der Kante, wahrscheinlich bei Mäharbeiten verursacht. Die Frontseite mit dem Kreuz zeigt nach
Süden und ist schräg zur Straße hin ausgerichtet. Das Kreuz ist ca. 2cm eingetieft, der unter Balken ist etwas länger als die übrigen, und alle Balken haben an ihrem
Ende eine jeweils unterschiedliche Verbreiterung.
Sage:
Quellen und Literatur:
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos von September 2010)