Deutschland Bayern Lkr. Traunstein

Sparz / OT von Traunstein


Rückseite

Blick zum Standort

Inschrift Vorderseite

Inschrift Rückseite

PLZ: 83278

GPS: N 47° 52,155', O 12° 39,301'

Standort: Sparzer Straße am Weg von der Hl.-Geist-Brücke nach Sparz.

Größe / Material: 218:73:35-45

Geschichte: Wird hier "Peststein'' genannt, ein Denkstein aus dem 17. Jahrhundet. Die Vorderseite mit kleinem Weihwasser-Becken und der Inschrift:
Hier in diesem Anger,
ruhen beijnahe alle Einwohner,
des Vorbergs u. der Wiese,
männlich und weiblichen Geschlechts
nebst Kindern
welche die wüthende Pest 1633
wegrafte, die noch wenige Anzahl
verlobten sich zum hl. Sebastian
auf dessen mächtige Vorbitte
das Uebel sich endete.
Gott gebe ihnen die ewige
Ruhe
Die Rückseite trägt die folgende Inschrift:
Halm
Waimannsche
und holznerische
Grabstaette
1847

Im Erhebungsbogen zur Erfassung von Kleindenkmälern lesen für über die Pestsäule noch folgendes:
[...] In der Wiese am Weg von der Heilig-Geist-Brücke nach Sparz trifft man auf den neugotischen Gedenkstein, der laut Aufschrift den 1633 an der Pest verstorbenen Bewohnern des Vorbergs und des Wiese gewidmet ist. Der Stein aus Grauwacke besteht erkennbar aus zwei Teilen, dem Sockel und dem aufgesetzten Mittelteil samt Zinnenkrone. Er weist einen rechteckigen Grundriss auf, Vorder- wie auch Rückseite des eingezogenen Mittelteils zeigen die Form eines Spitzbogenfensters, das etwa die Hälfte der Säule ausfüllt. Sie nehmen den jeweiligen Text auf, der vorne in eine eingesetzte Platte aus Untersberger Marmor, hinten in den Stein selbst graviert und mit dunkelgrauer Farbe nachgezogen ist. Die Ecken sind als Säulen ausgearbeitet, eine auf ihnen ruhende Zinnenkrone bildet das Dach. Den Text der Vorderseite ziert in der Spitze ein aus vier leicht geöffneten Kreisen gebildetes Kreuz; der Weihwasserkessel unterhalb des Textfeldes findet seine Erklärung in der nachfolgenden Beschreibung der Rückseite.
Die Inschrift der Rückseite lautet: "Halm // Waimannsche // und Holznerische // Grabstaette // 1847". Der Stein ist demnach seiner ursprünglichen Verwendung nach ein Grabstein, der nach Auflassung der Grabsätte zum Peststein umgearbeitet wurde.
Der Stein gelangte sicher nicht vor 1859 zur Aufstellung, da er in der Auflistung städtischer Denkmäler der (in diesem Jahr erschienenen) Stadtgeschichte Johann Josef Wagners nicht genannt wird. Mutmaßlich stammt er aus dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgelassenen alten städtischen Friedhof (nördlicher Teil des Stadtparks). Historisch vollkommen irreführend ist seine Inschrift: "Hier in diesem Anger // ruhen beynahe alle Einwohner // des Vorbergs u. der Wiese // männlich und weiblichen Geschlechts // nebst Kindern // welche die wüthende Pest 1633 // wegrafte, die noch wenige Anzahl // verlobten sich zum hl. Sebastian // auf dessen mächtige Vorbitte // das Uebel sich endete. // Gott gebe ihnen die ewige // Ruhe." Zwar befand sich hier der Pestanger, doch wurde dieser erst 1635, im Hauptjahr der Seuche, angelegt und nahm vor allem die Toten aus dem nahen "Prechenhaus" auf. Außerdem traf der schwarze Tod Traunstein zwar hart - 1635 fielen ihm 117 von ca. 1500 Einwohnern zum Opfer -, aber bei weitem nicht so dramatisch, wie es die Inschrift zu verstehen gibt. 2003 (s. Traunsteiner Tagblatt vom 15. April) wurde der Stein restauriert.
Entstehungszeit: 2. Hälfte des 19. Jahrhundert.

Sage:

Quellen und Literatur:
Erhebungsbogen zur Erfassung von Kleindenkmälern: Traunstein (189155) LK/BEZ. Traunstein, Objekt-Nr.007, Pestsäule an der Auffahrt nach Sparz, 2006
Rosenegger, Albert - Als die "laidige Sucht der Pest" grassierte. Die Pestzeiten in der Stadt Traunstein während des Dreißigjährigen Krieges. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für den Chiemgau zu Traunstein, 3.Jahrgang, 1991, S.25-63
Haselbeck, Franz - Sehenswürdigkeiten in Traunstein, In: Traunstein. Ein Führer durch die Stadt im Chiemgau. Traunstein 2003, S.21-45
recherchiert und bebildert von Thorsten Bachmann, Siegsdorf


Sühnekreuze & Mordsteine