Deutschland Brandenburg Lkr. Elbe-Elster

Mühlberg


Zustand 2016
Foto: Sommer

Blick zum
neuen Standort
Foto: Sommer (2016)

Zustand im
Juni 2009
Foto: Sommer

Verbindungsstangen
an dem Ober-
und Unterteil des
Steinkreuzes
Foto: Sommer (2009)

Blick zum eh. Standort
Foto: Sommer (2009)

seitliche Ansicht
Foto: Sommer (2009)

Zustand 2005
Foto: Sommer

Zustand 1994
Fotos: Agthe

PLZ: 04931

GPS: N 51° 26,154', O 13° 13,119'

Standort: Auf dem Klostergelände Marienstern südlich des sogenannten Nonnenganges.

Größe / Material: 140:103:25

Geschichte: Das Kreuz wurde im Mai 2016 auf dem Klostergelände Marienstern südlich des sogenannten Nonnenganges (westlich der Klosterkirche) aufgestellt. Die sichtbare Höhe beträgt jetzt 1,40m. Ausrichtung: SW-NO. (Sommer 06/2016)

Das Mühlberger Kreuz wird auf Kosten des Kreises Elbe-Elster restauriert und befindet sich zur Zeit bei einem Steinmetz. Sobald es fertig ist, wird es im Kreuzgang des Klosters Mühlberg aufgestellt. (Sommer 05/2013)

Am 2.06.2009 wurde das Steinkreuz von Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Mühlberg/Elbe vom ehemaligen Standort (N 51° 26,249', O 13° 14,104') entfernt, weil es durch Diebstahl und den angrenzenden Kiestegabau gefährdet war. Derzeit ist es im Bauhof der Stadt abgelagert. (Sommer 06/2009)

Das Steinkreuz wurde 1994 gefunden und am 16.Mai 2000 feierlich am Standort wieder aufgestellt.
Malteser-Form, Kopf und rechter Arm mit größeren Abschlägen. An den unteren Armansätzen sind zurückgesetzte Segmentstützen erkennbar. Reparierte Bruchstelle unterhalb des Querbalkens.

Sage:

Quellen und Literatur:
Röske, Ingo - Mühlberg ist um wertvolles historisches Zeugnis reicher, in: Elbe-Elster-Rundschau vom 19.05.2000
Sommer, Detlef - Ein Steinkreuz auf Wanderschaft, Juni 2009
Sommer, Detlef - Auf Wanderschaft. Ein Steinkreuz aus Mühlberg, Lkr. Elbe-Elster, in: Archäologie in Berlin und Brandenburg, 2009, S.135-136
recherchiert und bebildert von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von September 2005, März 2009) und Markus Agthe (Fotos von 1994)



Mühlberg ist um wertvolles historisches Zeugnis reicher
Mittelalterliches Steinkreuz wurde restauriert und wieder aufgestellt

Martina Hofmann, Leiterin des Kreismuseums Mühlberg und Rudi Kaule am restaurierten Steinkreuz an der arten Schäferei.
(Foto: Ingo Roske)

MÜHLBERG. Seit Dienstag ist die Stadt wieder um eine historische Attraktion reicher geworden. Vor den Augen interessierter Einwohner wurde das restaurierte Steinkreuz an der alten Schäferei, hinter dem Kieswerk aufgestellt.

Rudi Kaule entdeckte das Kreuz bei Kabelschachtarbeiten auf seinem Grundstück. Mitarbeiter des Kreismuseums Bad Liebenwerda nahmen sich des Fundes an und stellten das in zwei Teile zerbrochene Steinkreuz im Kreismuseum aus. Als Gelder für die Restaurierung vornanden waren, konnte das Kreuz wieder zusammenfügt werden. Jetzt steht es wieder als stummer Zeuge des Mittelalters auf Rudi Kaules Grundstück.
   Im Altkreis Bad Liebenwerda gibt es ungefähr 21 solcher Steinkreuze. Zu einigen von ihnen gibt es schriftliche oder mündliche Überlieferungen. Auch wenn wenig über die Geschichte der Kreuze bekannt ist, stehen sie für eine historisch interessante Zeit.
   Bis zum 13.Jahrhundert herrschte in unseren Breiten die Blutrache. Mord und Totschlag wurden mit derselben Brutalität gerächt und meistens von der Familie des Getöteten ausgeführt.
   Seit dem 13.Jahrhundert begann man, solche Verbrechen mit Hilfe der christlichen Kirche etwas friedlicher zu klären. Überführte Mörder kamen vor Gericht und mussten nach der Verurteilung ein Steinkreuz, meist aus Sandstein, aufstellen lassen. Die Kreuze nennt man daher auch Mord- oder Sühnekreuze. Die Familie des Getöteten bekam eine lebenslange Unterhaltszahlung.
   Zudem musste der Täter die Gerichtskosten und die Begräbniskosten übernehmen. Dieser Verfahrensweg ist heute sicherlich schwer nachvollziehbar, bedeutete aber für den Mörder und seine Familie lebenslange Armut. Bis sich im Ort der Tötung die Wogen glätteten, sollte der Mörder auf Wallfahrt gehen und über seine Verfehlung nachdenken und vor Gott Buße tun. Diese Rechtsprechung kam den Lehnsherren sehr gelegen. Denn sie wollten außer den getöteten Opfern nicht auch noch den Mörder als Arbeitskraft verlieren.
   Ab Anfang des 16.Jahrhunderts wurden solche Taten mit der Heilsgerichtsordnung gerichtet. Die Strafen wurden dabei wieder bestialischer und Sünder endeten daher auf der Streckbank oder gingen mit weniger Körperteilen nach Hause. Dieser Zustand blieb bis ins 19.Jahrhundert und wurde erst durch das Bürgerliche Gesetz ganz abgelöst.

Ingo Röske

(Elbe-Elster-Rundschau vom 19.05.2000)



Ein Steinkreuz auf Wanderschaft
Ein Bericht von Detlef Sommer mit Fotos von Karin und Detlef Sommer

1994 fand Rudi Kaule aus Mühlberg/Elbe bei Schachtarbeiten auf seinem Grundstück ein Steinkreuz. Es lag zerbrochen in der Erde und war in keinem der bekannten Artikel über Steinkreuze / Sühnekreuz erwähnt. Rudi Kaule informierte umgehend in der Nähe arbeitende Archäologen, die das in zwei Teile zerbrochene Kreuz sicherstellten. Es kam dann erst einmal in das Kreismuseum nach Bad Liebenwerda. Im Jahr 2000 waren dann Gelder für die Restaurierung und Wiederaufstellung vorhanden. Das Kreuz wurde restauriert und dann am Grundstück von R. Kaule (der Alten Schäferei in Mühlberg) feierlich wieder aufgestellt. Dort stand es bis zum 2. Juni 2009. Da die Alte Schäferei nicht mehr bewohnt ist und der angrenzende Kiestagebau sehr dicht an das 1,30m hohe Kreuz herangerückt ist, war die Gefährdung groß. Ein in der Nähe stehender Meilenstein hatte sich bereits "in Luft aufgelöst". Das Bauamt der Stadt Mühlberg/Elbe beschloss nach Rücksprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde die Umsetzung des historisch wertvollen Steinkreuzes. Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Mühlberg/Elbe hoben das Kreuz an, dabei löste sich der Verputz der Bruchstelle und das Kreuz besteht leider wieder aus zwei Teilen. Da am vorgesehenen neuen Standort, dem Klostergelände, noch umfangreiche Bauarbeiten stattfinden, wurde das Kreuz bis zu seiner Neuaufstellung im Bauhof der Stadt eingelagert. Bleibt zu hoffen, dass es bald einen positiven Ausgang dieser Wanderung durch einen würdigen neuen Standort gibt.

  Das Steinkreuz an seinem Standort im Jahr 2005
Foto: D. Sommer
  Das Steinkreuz vor der Umsetzung am 02.06.2009
Foto: K. Sommer
Foto: K. Sommer
Foto: D. Sommer
  Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Mühlberg/Elbe heben das Kreuz
Foto: D. Sommer
Foto: D. Sommer
Foto: D. Sommer
  Zwischenlager im Bauhof der Stadt Mühlberg/Elbe
Foto: D. Sommer

(Detlef Sommer, Juni 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine