Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Ravensburg

Leutkirch im Allgäu


Abbildung bei
Remlinger (1984)

PLZ: 88299

GPS:

Standort: Rechts an der Wurzacher Straße, auf Grünstreifen zwischen Straße und Gehweg, kurz vor der Einmündung Schlesiche Straße, Grundstück "Danziger Straße 19".

Größe / Material: 70:90:27 / Kalktuff

Geschichte: Nach einer Urkunde im Stadtarchiv Leutkirch (Fasz. 170a, Urk. 1518 Dez. 28.) wurden am 28. Dez. 1518 die Auflagen festgesetzt unter denen der Leutkircher Bürger Konrad Brehm den Totschlag an Jakob Huw, ebenfalls Bürger in Leutkirch, zu sühnen hatte. Unter anderem sollte der Totschläger ein aus gutem Tuff oder grauem Stein gehauenes Kreuz (fünf Schuh lang, etwa 152cm; drei Schuh breit, etwa 91cm; und 1 Schuh dick, etwa 30cm) mit Erlaubnis der Obrigkeit an einen Platz setzen, den die Freundschaft des Getöteten bestimmen konnte. Leider ist der Standort dieses Kreuzes nicht überliefert. Ob es sich um das oben beschriebene Kreuz handelt ist fraglich. (Remlinger 1984)

Benennung: "Schwedenkreuz". Nach Straßen- und Häuserbau wieder am ursprünglichen Standort aufgestellt. Zerklüftet Balkenenden beschädigt. Einzementiert. Form: Kräftige Proportionen; Tiefenprofil nimmt nach links ab; Schaft breit angesetzt. Zeichen: Beidseitig längliche Vertiefung ausgehoben. Datierung: ca. 16./17.Jh. (Losch 1981)


   An der Staatsstraße von Leutkirch nach Wurzach in der Nähe der Stadt Leutkirch unweit des Bahnübergangs, wenige hundert Meter von der sog. Loustanne entfernt, wo das alte Gericht auf der leutkircher Heide tagte, steht ein stark verwitterter Kreuzstein tief eingesunken in den Boden, ca. 0,75m hoch, 0,85m breit (oberste Breite 0,32m), rechtwinklig geformt. Eigenartig ist eine rechteckige Vertiefung etwas über der Mitte der Kreuzung, 20cm hoch, 17cm breit, und zwar auf der Vorderseite wie audf der Rückseite ziemlich gleich geformt, sie dürfte deshalb nicht auf Zufall zurückzuführen sein. Nach Analogie von einigen seltenen bayerischen Kreuzsteinen müssen wir an dieser Stelle eine kleine Inschrift vermuten, deren Spuren verschwunden sind bei der schlechten Erhaltung des Steins, oder wie auf dem Volkersheimer Kreuz ein vertieftes Reliefkreuz oder wie auf dem Oberwilzinger eine Pflugschar oder ein ähnliches Kreuzsteinzeichen annehmen. An manchen ist, nach späteren Spuren zu urteilen, eine Blechtafel angebracht worden. Nägel oder Nagellöcher fanden sich auf Steinkreuzen in der Ammerseegegend, z.B. in Tauting und Waltersberg bei Weilheim in einer Niesche der Kreuzung oder auf einem andern Tuffsteinkreuz am Starnbergersee am Fußweg von Seeshaupt nach Stalting im Wald mit der Jahreszahl 178(3?) von auffallend kleinen Maßen (57:49:12cm), in jedem Querbalken ein Nagel. (Nägele 1913)

Sage: 1. Das Kreuz soll an den Postmeister Mantz erinnern, der durch herumstreunende Landsknechte 1638 erschossen wurde.
2. Dort sei einmal jemand umgekommen.

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.411-412
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
Remlinger, Franz - Alte Sühnekreuze im Landkreis Ravensburg, 1984, S.48-49
recherchiert und bebildert von Thomas Pfundner, Holzschwang


Sühnekreuze & Mordsteine