Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Rottweil

Marschalkenzimmern / OT von Dornhan


die andere Seite
Foto: Röhner (2011)

Detail Schere
Foto: Schnepf (2011)

Detail Pflugschar
Foto: Schnepf (2011)

PLZ: 72175

GPS: N 48° 19,677', O 8° 31,441'

Standort: Beim Hochgericht neben dem "Hartweg".

Größe / Material: 95:85:20 / Buntsandstein

Geschichte: Etwa 1km östlich Ortsmitte an der alten Römerstraße zwischen Hochmössingen und Dornhan in einer Anlage. Am alten Standort neu aufgestellt.
Beschreibung: Buntsandstein. Kopfoberseite und Armoberseiten stark ausgeschliffen.
Maße: H 95, B 85, T 20, HK 31, LA 28, AK 29-30, AA 28-29,5, AS 31-36.
Form: Kräftige Proportionen, minimale Balkenverbreiterung.
Zeichen: Schere eingerillt; auf der Gegenseite große Pflugschar im Relief, aufwärts gerichtet, darüber im Kopf kleines Kreuzzeichen.
Datierung: ca. 15./16.Jh.
Flurnamen: "Hochgericht", "Galgenbühl". (Losch 1981)

Es waren herbe Zeiten; der Feind hauste in der Gegend (1634). Viele Höfe lagen in Schutt und Asche. Das Vieh war fast alles weggetrieben und vor den feindlichen Horden war nichts sicher. Der Schwede kannte alle Verstecke. Zu all dem Elend kamen Misswachs und Hagelschlag. Hunger und Not zogen bald in den Höfen ein. Da war ein reicher Bauer. Die schönsten Felder waren sein eigen. Not kannte er nur vom Hörensagen. Doch sollte er diesmal auch die schweren Zeiten spüren. Der Hagel hatte für ihn gedroschen. Dazu krankte sein Weib, das treu in der Arbeit neben ihm stand. Ihre Hilfe wäre zur Wintersaat notwenig gewesen. Doch der Nachbar, der Schneider, der in guten Zeiten von des Bauern Überfluß lebte, sagte Hilfe zu. An einem schönen Herbstmorgen fuhren Bauer und Schneider mit dem wenigen Saatkorn zum Acker auf dem "Galgenbühl", um zu pflügen und zu säen. Als die Sonne höher stieg, ruhten die Nachbarn aus und verzehrten ihr schwarzes Gerstenbrot.
"Sieh dort, im Busch ein Häslein", sagte der Schneider. Asbald griff der Bauer nach einem Stein und warf. Der Hase sprang ab, überschlug sich und blieb liegen. Der Schneider sprang herbei, um seiner habhaft zu werden. Auch der Bauer wollte ihn haben. Beide Männer gerieten in Streit. Dabei versetzte der Schneider dem Bauern mit dem harten Peitschenstock einen Hieb auf den Kopf, dass derselbe niederfiel. Der Schneider ging mit dem Hasen nach Hause. Als der Bauer nicht heimkam, suchte man ihn. Man fand ihn tot auf dem "Galgenbühl". Bald war über den Schneider Gericht gehalten. Seine grausige Tat musste er am Galgen büßen. Dort aber, wo man den Bauern aufgefunden hatte, errichtete man ein Steinkreuz. Auf der einen Seite wurde ein Pflugmesser, auf der anderen eine Schere eingemeißelt. Was aber der Meißel in den Stein gezeichnet, hat die Zeit nahezu verwischt. (Heimatheft von Marschalkenzimmern 1964)

Sage: Ein Bauer und ein Schneider sollen während des Dreißigjährigen Krieges wegen eines Hasen oder einer Maus in Streit geraten sein, wobei der Schneider den Bauern umbrachte. (Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Singer, F.X. - Das Schwarzwaldbuch, l.Teil. Oberndorf 1918, S.59, Nr.124
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.417
Heimatheft von Marschalkenzimmern, Druck von Paul Christian KG in Horb am Neckar, Juli 1964, S.43-44
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.246
recherchiert und bebildert von Thorsten Röhner (Fotos vom 8.10.2011)
Ergänzungen von Thomas Schnepf, Reutlingen (Fotos von August 2011)


Sühnekreuze & Mordsteine