Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald

Neustadt i. Schwarzwald / OT von Titisee-Neustadt


Blick zum Standort

PLZ: 79822

GPS: N 47° 54,623', O 8° 13,011'

Standort: Im Sockelbereich des Hauses "Pfauenstraße 15", straßenseitig.

Größe / Material: 74:46:? / roter Sandstein

Geschichte: Eingemauert im Haus Pfauenstraße 15 an der Straßenfront. Freigelegt bei der Hausrenovierung 1968.
Roter Sandstein. Etwas vertieft vom Verputz ausgespart, mit Farbe überstrichen.
Maße: H 75, B 47, HK 17, LA 16, AK 17, AA 18.
Form: Ausgeglichen. Balkenlänge knapp.
Datierung: ca. 16.Jh. (Losch 1981)

Sage: 1. An der Straßenfront des Hauses "Pfauenstraße 15" befindet sich ein eingemauertes Sandsteinkreuz aus dem 16.Jahrhundert. Um dieses vermutlich als Sühnezeichen für einen Totschlag geschaffene Denkmal rankt sich die Sage von Eltern, die irrtümlich ihr eigenes Kind umbrachten: Während des Dreißigjährigen Krieges soll das Haus in der Pfauenstraße ein Gasthaus 'Zum Hirschen' gewesen sein. Der einzige Sohn des Wirtsehepaares war zum Kriegsdiens gepreßt worden. Seine Eltern hätten ihn gerne losgekauft, doch waren sie zu arm dazu. Eines Tages kehrte ein armer Soldat mit einer geldgefüllten Satteltasche im 'Hirschen' ein und verlangte ein Nachtquartier. Das viele Geld verleitete den Wirt, den Fremden im Schlaf mit siedendem Öl zu töten, um mit dem geraubten Geld seinen Sohn auszulösen. Am anderen Morgen stellte sich heraus, daß der Tote der eigene Sohn war, der die Eltern erst unerkannt aufsuchen und ihnen dann mit seinem gewonnenen Reichtum eine Freude bereiten wollte. Voller Verzweiflung über ihre Tat nahmen sich die Eltern das Leben. Das Sühnekreuz soll an diese Geschichte erinnern. Tatsächlich ist die Sage von den 'Mordeltern' aber auch von anderen Orten bekannt. Sie wurden hauptsächlich durch Moritatensänger verbreitet. (Heim 1986)
2. Das Kreuz soll aus der Schwedenzeit stammen. Das Haus Pfauenstraße 15 sei damals das Gasthaus zum Hirschen gewesen. Der Sohn des Hauses soll als Soldat heimgekehrt und unerkannt geblieben sein. Seine Eltern sollen ihn in der Nacht wegen seiner geldgefüllten Satteltasche mit heißem Öl ums Leben gebracht haben. Sein Bursche habe am nächsten Morgen das Versehen aufgeklärt; die Mutter habe sich daraufhin im Brunnen ertränkt, der Vater sich im Gebälk aufgehängt. (Hofmeyer 1922 / Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Hofmeyer, Karl - Die Sage vom Hirschen in Neustadt, in: Heimatblätter. Beilage zum Echo vom Hochfirst, Nr.14, Sept. 1922
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.227
Heim, Ines - Die Schwarzen Führer- Schwarzwald, Eulen Verlag 1986, zweite Ausgabe, S.143
recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (Fotos von Juni 2012)


Sühnekreuze & Mordsteine