Hauptverdienste: |
Geboren in Horn, im niederösterreichischem Waldviertel, siedelt die Familie Eysn in
den frühen 1860er Jahren nach Salzburg über. Die günstigen Vermögensverhältnisse der Familie erlaubten es Marie Eysin schon früh das Salzburgerland zu durchstreifen und ihren
volkskundlich-botanischen Interessen nachzugehen. Die "Altmeisterin der süddeutschen Vokkskunde" verdankt diesen Ruf ihrem sammlerischen Talent. Dabei
konzentrierte sich ihre Sammlungsaktivitäten zunächst auf den naturwissenschaftlich-botanischen Bereich. So unterstützte sie Kerner von Marilaun
(Professor für Naturgeschichte in Innsbruck, ab 1878-1898 Professor der Botanik in Wien) bei der Anlegung seiner Herbar-Sammlung "Flora exsiccata austro-hungarica" (1887-1891),
für welche sie nachweislich über 1.200 Objekte zusammentrug. Eysn legte auch eine Algensammlung an, die sie später dem Salzburger Naturkundemuseum schenkte
und widmete sich ihrer Spitzensammlung. In der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde galt sie als geschätzte Naturforscherin und Folkloristin. Weiterhin widmete
sie sich der Votiv- und Amulettforschung. Eine starke Vorliebe hegte M. Eysn auch für die älteste Geschichte des Landes. Zusammen mit dem Nestor der
österreichischen Vorgeschichtsforschung Dr. Much, nahm sie viele Begehungen vor im Salzburgischen und beteiligte sich auch an Untersuchungen, wie z.B. an
Muchs klssischen Pfahlbauforschungen am Mondsee. In dieser Zeit entstand auch der Aufsatz "Über alte Steinkreuze und Kreuzsteine in der Umgebung Salzburgs".
Auf wissenschaftlichen Kongressen traf sie ihren späteren Ehemann Richard Andree, der Geologie und Mineralogie
studiert hatte und von 1873-1890 Leiter der Kartographischen Anstalt des Verlages Velhagen & Klasing in Leipzig war. Nach der Heirat lebte Marie Eysn-Andree von 1903-1919 in
München. Richard Andree profitierte bei seinen weiteren Forschungen und Publikationen von der Arbeit Eysns. Sein 1904 erschienenes Werk "Votive und Weihegaben" basierte
auf der o.g. Sammlung. Zusammen veröffentlichten sie 1910 ihr Hauptwerk "Volkskundliches. Aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet". Richard Andree starb 1912.
1919 siedelte M. Eysn-Andree nach Berchtegaden über und verbrachte dort die letzten Jahre ihres Lebens. Sie bewohnte das Erdgeschoss des alten Hauses des
Brandholzlehens, welches ihr von Kronprinz Rupprecht als Wohnung überlassen wurde. Früher sehr vermögend hatte Andree-Eysn in der Inflationszeit alles verloren und war
an ihrem Lebensabend auf die Unterstützung Fremder angewiesen. In ihrer wirtschaftlichen Notlage sah sie sich in späterer Zeit dazu gezwungen, Teile ihrer Sammlung
an Museen zu verkaufen, vor allem an die "Königliche Sammlung für deutsche Volkskunde in Berlin". Doch lange bevor finanzielle Verlegenheiten sie zu solchen Geschäften
gezwungen haben, hat sie ihre lebenslang zusammengetragenen Kollektionen zu großen Teilen bereits in großzügigen Schenkungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
So etwa im Jahre 1910, als sie dem Berliner Volkskundemuseum, dem sie zuvor bereits so manche Einzelstücke und Sammelreihen vermacht hatte, ihre rund 1.200 Nummern
umfassende Votivsammlung übergab.
Dass Andree-Eysn ihre letzte Ruhestätte im Grab ihrer Eltern auf dem Salzburger Stadtfriedhof gefunden hat, verwundert nicht; eher schon, dass sie ihre Kremierung, die
damals in Salzburg noch nicht möglich gewesen ist und so in München stattfinden musste, angeordnet hat. Ob die Entscheidung zur Feuerbestattung - die ja immerhin lange
Zeit "weltanschaulichen Bekenntnischarakter" gehabt hat - ein Hinweis darauf ist, dass ihr 1903 (im Jahr ihrer Eheschließung) erfolgter Austritt aus der katholischen Kirche
mehr gewesen ist, als ein konfessionell-solidarischer Akt gegenüber Richard Andree, muß dahingestellt bleiben.
Um so mehr bleibt Marie Andree-Eysn als eine selbstbewußte, vor der Zeit "emanzipierte" Frau in Erinnerung, die in geistiger und weitgehend ökonomischer
Unabhängigkeit mit Nachdruck und Erfolg ihren vielfältigen Interessen weit über simple Liebhaberei hinaus nachgegangen ist.
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