Karl Nahrgang |
Lebensdaten: | 1951 | Berufung zum Kreispfleger für die Bodenaltertümer in Stadt und Landkreis Offenbach |
Hauptverdienste: | Aufbau der Heimatmuseen in Dreieichenhain und Rüsselsheim. |
Publikationen: | 1932 | Die inschriftlosen Steinkreuze in der Landschaft Dreieich und den angrenzenden Randgebieten. Schriften des Dreiech-Museums (1932) H.1 |
1933 | Ein neuentdecktes Steinkreuz im Alten Berg. Ländlein Dreieich 3, Nr. 6, 40. | |
1935 | Neues über inschriftlose Steinkreuze in der Dreieich. In: Ländlein Dreieich 5 | |
1939 | Das Mordkreuz von Niedermörlen. Friedberger Geschichtsblätter 14 (1939/42), S.346-348 | |
1954 - 1963 | Stadt und Landkreis Offenbach a.M. Altlas für Siedlungskunde, Verkehr, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur V 2/50. | |
1962 | Die Flur- und Waldnamen der Gemarkung Götzenhain. Landschaft Dreieich NF 4, S.281-296. | |
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Nachrufe: | geb. 9. 4. 1899 in Frankfurt/M., gest. 23. 3. 1967 in Eppstein Nach über 40-jähriger Tätigkeit als Heimatforscher und -pfleger ist Karl Nahrgang von uns gegangen. Er hat
einen weiten Weg hinter sich gebracht, ein Leben voll Arbeit, großer Liebe am Vergangenen und Herkömmlichen, aber zugleich auch
beseelt vom rechten Herzschlag für das Gegenwärtige und Künftige. Am 9 April 1899 in Frankfurt am Main geboren, wurde er von der
Schulbank des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums mit Einjährigen-Reife in den ersten Weltkrieg geholt. Nach seiner Heimkehr erlernte er
den Beruf eines Bankkaufmanns, widmete aber schon damals seine Freizeit und Liebe der Heimatforschung. Er ging den Spuren der
römischen Straßen nach und entdeckte 1921 die alte römische Mainbrücke in Frankfurt. Seit 1923 hatte er den Stadt- und Landkreis
Offenbach und seine Umgebung durchwandert. immer auf der Suche nach Römerstraßen und Grabhügelketten. Auch während seiner
16-jährigen Tätigkeit als Assistent am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz (1925-1940) wurde er oft bei Fundmeldungen
in den Kreis Offenbach geschickt und kam so in engere Berührung mit den dortigen Geschichtsvereinen und ihren Heimatmuseen, mit
interessierten Heimatfreunden und Privatsammlern. Einen Teil dieser Sammlungsergebnisse hat er damals in den "Berichten der
Freiwilligtätigen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Heimatforschung in Frankfurt a. M." (1924-1930) zusammengestellt und
veröffentlicht. Den Anfang seiner Tätigkeit bildete der ehrenamtliche Auftrag der Hessischen Bodendenkmalspflege, in den Jahren
1924/25 zusammen mit vier Arbeitern im Dreieichenhainer Burggarten zu graben, der zur Erforschung der einzelnen Schichten der
Burg Hain in der Dreieich führte. In den Jahren 1931 und 1939 richtete er die Heimatmuseen in Dreieichenhain und Rüsselsheim
ein. 1941 widmete er sich im Heimstättenamt Frankfurt dem Aufbau des Bildarchivs und der Fachbibliothek. Die Ergebnisse seiner
Forschung veröffentlichte er 1931-1935 im "Ländlein Dreieich" in Langen, 1936-1943 in "Landschaft Dreieich" als Beilage zum
Sprendlinger Anzeiger und 1949-1964 in "Landschaft Dreieich" als Beilage zur Langener Zeitung. Daneben erfolgten zahlreiche
Publikationen in Fachzeitschriften. Von 1943 bis 1945 leistete er zum zweitenmal Kriegsdienst. Der Zusammenbruch am Kriegsende
sah ihn vor den Trümmern seines Elternhauses, unersetzliche Funde, Schriften und Manuskripte waren für immer verloren. Aber
Karl Nahrgang hat sich ungebrochen an die Wiederaufnahme seines Lebenswerkes gemacht. Die schweren, entbehrungsreichen
Nachkriegsjahre hat er tapfer durchgestanden. In all diesen Jahren und bis zu seinem Tode ist ihm seine Gattin, die er in der
Endphase des Krieges geheiratet hatte, eine aufopfernde Kameradin und treue Lebensgefährtin gewesen, die am Gelingen seines
Werkes einen großen Anteil hat. Entscheidend für sein Lebenswerk war die Berufung zum Kreispfleger für die Bodenaltertümer in
Stadt und Landkreis Offenbach im Jahre 1951 durch den Landeskonservator. Drei Jahre später übernahm er auch das Amt des
Kreisurkundenpflegers. Obwohl er damals noch in Frankfurt wohnte und in Seligenstadt seinen Dienstsitz hatte, schuf er sich in
Dreieichenhain mit dem Dreieichmuseum im Burggarten seit 1952 seine Welt. Dorthin siedelte er 1956 anläßlich der Teileröffnung
des Museums um, dort war in den letzten Jahren sein Dienstsitz. Nur wenig später fand er ganz in der Nähe, im schönen Park des
Schlosses Philippseich, die ihm zukommende Wohnstätte. Die systematische Erforschung des Kreisgebietes fand ihren Niederschlag
im neuen Dreieichmuseum, in den Ortsarchiven und in den "Studien und Forschungen", den Beiheften zu seinem Atlaswerk.
Dieser "Atlas für Siedlungskunde, Verkehr, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur für Stadt- und Landkreis Offenbach" stellt die Krönung
seiner Arbeit dar. Er hat ihn in zehn Jahren zusammengestellt und sucht seinesgleichen. Wenige Wochen vor seinem Tode durfte er
die Fertigstellung seiner letzten Arbeit erleben, der "Bodenfunde der Ur- und Frühgeschichte im Stadt- und Landkreis Offenbach am
Main". Sein frühes Hinscheiden nach langem Leiden hat ihn aus seiner Arbeit herausgerissen. Karl Nahrgang war ein bescheidener
Mensch. Von Ehrungen, die ihm zuteil wurden, machte er kein Aufhebens. Anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand verlieh ihm
der Bundespräsident in Würdigung seiner Tätigkeit das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Sein Leben war der Heimat gewidmet, ihrer
Geschichte, ihrer Kultur und vor allem ihren Menschen.
Karl Nahrgang zum Gedächtnis
Am 23. März 1967 verstarb, kurz vor seinem 68. Geburtstag, Karl Nahrgang, der langjährige Heimatforscher, Kreisbodendenkmalpfleger,
Gründer und Leiter des Dreieich-Museums. Mit ihm verlieren wir eine außergewöhnlich starke Persönlichkeit auf dem Gebiete der
Forschung um die Ur- und Frühgeschichte unserer Heimat. Schon in jungen Jahren war Karl Nahrgang ein begeisterter Heimatforscher
und leitete bereits 1924 den Vorsitz einer freiwillig tätigen Arbeitsgemeinschaft, deren vornehmliches Ziel es war, sich der Erforschung
heimatlichen Kulturgutes zu widmen. So konnte er für die zwischen ]924 und 1930 von ihm herausgegebenen Berichte der F.T.A.
namhafte Persönlichkeiten verpflichten. Beseelt von seiner Arbeit gab Karl Nahrgang in den folgenden Jahren weitere Schriften
heraus, deren kulturgeschichtlicher Wert einen beträchtlichen Leserkreis beeinflußte. So kennen wir aus dieser Zeit seines Schaffens
die sehr populär gewordenen Serien der "Landschaft Dreieich", Mit seinem "Offenbach-Atlas", der in zehnjähriger, unermüdlicher
Forschungsarbeit entstanden ist, schuf Karl Nahrgang ein Werk. dessen Inhalt ihn weit über die Grenzen seines Wirkungsbereiches
bekannt machte. Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse wurde die Bedeutung dieser großen Arbeit
anerkennend gewürdigt. Durch die "Studien und Forschungen", die als Beihefte zum Atlas erschienen, schuf der Heimatforscher eine
Schriftenreihe, die durch die Verpflichtung namhafter Mit-arbeiter aus dem Bereich der Wissenschaft besonderen Wert erhielt. Noch
wenige Wochen vor seinem Ableben konnte Karl Nahrgang die Herausgabe seines umfassenden Kataloges "Die Bodenfunde der Ur-
und Frühgeschichte im Stadt- und Landkreis Offenbach a. M." erleben. Hier sind alle Bodenfunde aus dem Kreisgebiet von Anbeginn
archäologischer Tätigkeit bis zu seinem Amtsaustritt im Jahre 1964 verzeichnet und liefern der Bodenforschung damit eine wertvolle
Arbeitsbasis. Neben seiner umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit ist der Aufbau des Dreieich-Museums das große Verdienst
des Verstorbenen. Nur Sachkenner können ermessen, wieviel persönliche Opfer und Schwierigkeiten einer solchen Leistung
vorausgehen. Weit über die Grenzen seines Heimatgebietes hinaus hat sich der Verstorbene durch seine Leistungen einen Namen
geschaffen. Geprägt von Idealismus und Heimatliebe hat sich das Leben Karl Nahrgangs vollendet. Seine Werke werden sein Leben
überdauern!
Karl Nahrgang † Am 23. 3. 1967 verstarb kurz vor der Vollendung seines 68. Lebensjahres der ehrenamtliche Kreispfleger für
den Kreis Offenbach, Museumsleiter i.R. Karl Nahrgang.
Karl Nahrgang war mein Onkel. Er hatte selbst keine Kinder und verwöhnte seine Nichten und Neffen nach
Strich und Faden.
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(recherchiert von Gesine Weber, Untere Denkmalschutzbehörde Kreis Offenbach und Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach) |