(Foto Marburg) |
PLZ:
35085GPS:
N 50° 43,960', O 8° 48,788'Standort:
Im Innern der Kirche in einer Wandnische der Langhaussüdwand unter der Empore.Größe / Material:
93:72:? / roter SandsteinGeschichte:
Die Darstellungen, insbesondere die Pfeilranken am Kreuzfuß, sind kaum noch erkennbar. Nach Auskunft des Ebsdorfer Pfarrers Gebhard wurde der Stein (mit weiteren jüngeren Grabsteinen) 1977 ins Innere der Kirche verbracht, leider offenbar etliche Jahre zu spät.Sage:
Quellen und Literatur:
Abb.1 |
Abb.2 |
Abb.3 |
Abb.4 |
Abb.5 |
Abb.6 |
Abb.7 |
1) Die Bezeichnung "Ebsdorfer Grund" ist seit 1374 nachweisbar. Vgl. Diefenbach: Der Kreis Marburg (1943) 24.
2) Vgl. C. Wenck: Deutsche Kaiser und Könige in Hessen, ZHG 40 (1907) 148. Femer Diefenbach a.a.O. 54. Diefenbachs Vermutung, daß der salische Königshof auf einem "Steinhaus" genannten Hügel zwischen Dorf und Bahnhof zu suchen sei (ebda, und "Königshöfe im Umlande der Amöneburg", HL SO (1939) 160f.), ist.durch kürzliche Grabungen nicht bestätigt worden. So tritt die andere von D. angeführte Möglichkeit, daß innerhalb des heutigen Dorfes die Pfalz nur im Bereich des befestigten Kirchhofs gesucht werden könne, in den Vordergrund.
3) Vgl. Classen: Die kirchliche Organisation Althessens im Mittelalter (1929) 99ff.
4) Vgl. Diefenbach: Königshöfe 160, Anm. 42 und Kreis Marburg 23ff.
5) Da die nach unten gehenden Zweige durch die untere Plattenkante abgeschnitten sind, ist damit zu rechnen, daß ein Stück der Platte fehlt (Freundl. Mitt. von K. Rumpf).
6) Dehio-Gall: Hdb. d. dt. Kunstdenkm. 3, 169.
7) Jean Hubert: L'art preroman (1938) 146 u. Tf. 33h.
8) Ebda. 147, Fig. 148.
9) DeLasteyrie: L'architecture religieuse a Tepoqne romane, S. 202, Fig.183.
10) Lehner: Das Prov.-Museum in Bonn 2: Die röm. u. fränk. Skulpturen (1917) Tf. XXXV-XXXVIII.
11) Kunstdenkm. Stadt Köln 2, III, S.256.
12) Kunstdenkm. Rheinprov. V. 2, S.134 - J. Kreutz: Die karoling. Taufkirche in Refrath. "Romerike Berge" (Zt. f. Heimatpflege i. Berg. Land) I (1950) 56ff.
13) Kunstdenkm. Rheinprov. V, 3. S.106.
14) Wulff: Altchristi, u. byzantin. Kunst II. 5O6. - R. Kautzsch: Die röm. Schmuckkunst in Stein vom 6.-10. Jhdt. Röm. Jb. f. Kunstgesch. 2 (1939) 64, Abb.97.
15) Über das Verhältnis der langobardischen zur byzantinischen Kunst vgl. Kautzsch, a.a. O., S.68.
16) Vgl. z.B. den inneren Zwickelschmuck des Ziboriums in San Apollinare in Classe in Ravenna (806-816): C. Ricci: Roman. Bauk. in Italien, S.66. Weitere Beispiele bei Cattaneo: L'architettura in Italia dal secolo VI al mille circa (1891) und bei Schaffran: Die Kunst der Langobarden in Italien (1941).
17) Aus'm Werth: Das Siegerkreuz des Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos (Bonn 1866). - A. Boeckler: Zur Restaurierung der Staurothek von Limburg. Kunstchronik 1951, 208ff., Abb.1-8.
18) Boeckler, a.a.O. Abb.6.
19) Boeckler, a.a.O. 213f.
20) Vgl. Cattaneo, a.a.O. Frz. Ausgabe 271
21) Ebda. Abbildung war mir nicht zugänglich.
22) Vgl. O. Wulff, a.a.O. 365.
23) Vgl. Diefenbach, Kreis Marburg 81.
24) Leider befindet sich die Platte, die noch vor zwanzig Jahren verhältnismäßig gut erhalten war, heute in einem sehr schlechten Zustande. Große Teile des Ornaments sind abgesprengt, von der Ranke ist kaum noch etwas zu sehen, auch das Kreuz und die Rosetten sind stark beschädigt: eine Folge unsachgemäßer Reinigung, durch welche die schützende Patina von Moos, Flechten usw. entfernt wurde. Frost und Nässe konnten so den Stein angreifen und die Zerstörungen hervorrufen.
25) Die Erhöhung der Brüstungswände sowie die Vermauerung je eines Zinneneinschnitts auf jeder Seite ist im äußeren Mauerwerk deutlich sichtbar. Zu beachten sind die Reste von Wasserspeiern an den Turmecken unterhalb der Wehrplattform.
Im Archiv der Pfarrei Ebsdorf befindet sich ein dünnes Heft mit dem Titel: "Akten über den Bau der Kirche in Ebsdorf Anno 1743 seq." Diesen Akten liegt ein Gutachten nebst Zeichnung des Maurermeisters Christian Schoen zu Marburg bei, die uns erschöpfende Auskunft über den Zustand der Ebsdorfer Kirche am Ende des 17. Jahrhunderts geben. Da die Zeichnung stark vergilbt, die Striche verblaßt, außerdem Teile des Papiers zerschlissen sind und fehlen, konnte sie nur als Anhalt für unsere Zeichnung (Abb.7) dienen. Das Gutachten lautet:
Auf der Zeichnung befindet sich noch die Bemerkung:Auf Befehl des Herrn Schultheiß Müllers zu Ebsdorff habe ich endes unterschriebener die Kirche zu Ebsdorff in augenschein genommen und selbige nach genauer Besichtigung sehr baufällig befunden, worüber ein Abriss und Überschlag zu machen erfordert worden.
1.) Müssten die zwey Creutzgewölbe nebst denen Chorbogen heraus gebrochen werden.
2.) Muß die Kirche dem Chor gleich, weilen noch eine Männerbühn oder Bohrlaube über die ander wie im Abriss zu ersehen gemacht werden soll Von 13 Schuch hoch, 60 Schuch lang und 3 Schuch dick. Idem auf der ändern seiten ebenfallß 13 Schuch hoch, so dann 60 Schuch lang und 3 Schuch dick auf gemauert werden.
3.) An der giebel seite mußen 30 Schuch lang, auch 13 Schuch hoch und 3 Schuch dick auf gemauert werden.
4.) drei neue thüren von gehauen Stein, wie im Abriß zu ersehen, zu machen, auf jede thür ein Oberlicht 12 Schuch hoch und 4 Schuch breit im lichten.
5.) Vier große Fenster jedes 18 Schuch hoch und 4 Schuch breit von gehauenen Stein zu machen.
6.) In und vor jeder Thür 2 Tritt so wohl als auch ein Tritt vor den Altar von 6 Schuch lang und 3 Schuch breit von gehauenen stein zu machen.
7.) 154 laufende Schuch hauptgesims, wie im Abriß zu ersehen, herum zu hauen und von gehauenen stein zu machen.
8.) die alten Fenster und Thüren zumauern auch wieder neue Löcher durch die Mauer, wo die neue Thüren und Fenster eingesetzt werden, zu brechen und die Giebelmauer soweit als nötig abzubrechen.
9.) Mußen unter die Männer Bühn Treppe unter jede ein Tritt gemacht, auch die alte Treppe die auswendig an der Kirch zwischen denen zwey Pfeiler hinaufgehet abgebrochen werden. Hierzu die stein zu brechen und die vorgemelte Mauer- und Steinhauerarbeit zu verfertigen um rund vor 300 Thaler
An Kalck wird erfordert vor 60 Thaler
Extrahirt Marburg
den 25ten Novembris 1739Christian Schoen
Mauer und Steinhauer Mstr. Daselbsten
A=A ist das Chor darin stehen ietzo die Stühler welche aber können bey der Orgel liegen. Dieses Stück Kürche ist vor dießen ausgebauet worden und ist soviel höher gebauet als das alte. Wann man nun wollte hir Frauen bänke machen, als im grundriß zu sehen ist, so können noch 70 Personen zu stehen kommen, aber dahingegen tut nötig, daß das alte stück dem würde egal gebauet werden wie im Außzug zu sehen. Damit die Bohrlauben können übereinander gesetztet werden in dem doch das Tach auf dem niedrichen Stück Kürche ganz verfaulet ist und doch ein neuer Tachstuhl darauf muß und die zwey Creutzgewölbe können herausgenommen werden...".
Aus Zeichnung und Gutachten sehen wir, daß 1739 das romanische Schiff noch von zwei rundbogigen Kreuzgewölben
überdeckt und daß das Dach des hochragenden spätgotischen Chores mit einem zierlichen Dachreiter bekrönt war. Schoen schlägt vor, die Kreuzgewölbe auszubrechen
und die Schiffsmauern um 13 Schuh, auf gleiche Höhe wie den Chor, zu erhöhen, um eine weitere Empore - er nennt sie "Bohrlaube" - für die Männer, über die schon
vorhandene, anordnen zu können. Die alten Fenster und Türen sollen zugemauert und neue je 12 Schuh hoch und 4 Schuh breit eingebrochen und - dem klassizistischen
Stil der Zeit entsprechend mit Hausteinumrahmung - eingebaut werden. 1743 kam der Umbau nach dem Vorschlag von Schoen zur Ausführung. Der Kircheninnenraum
wurde nun eine hohe, helle Halle von 27m Länge, 7m Breite und über 8m Höhe. Aus den Akkorden mit Zimmermeister und Steindecker ersehen wir, daß man den Bau
in ganzer Länge mit einem neuen Dachstuhl versah. Dabei verschwand leider der Dachreiter über dem Chor. Die Kirche bekam damals das Aussehen, das wir aus dem
Beginn unseres Jahrhunderts, also vor dem Umbau 1919, noch kennen.
(Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und landeskunde, Band 63, 1952, S.27-38)