PLZ:
36132GPS:
N 50° 46,382', O 9° 48,431'Standort:
Gegenüber der Einmündung der Burgstraße in die Landesstraße von Eiterfeld nach Unterweisenborn.Größe / Material:
40:34:21 / roter SandsteinGeschichte:
Der Stein wird "Franzosengrab" genannt und erinnert an Geschehnisse aus dem Jahr 1813, als die geschlagene napoleonische Armee in völliger Auflösung begriffen aus Russland über Deutschland nach Frankreich zu gelangen suchte.Sage:
Quellen und Literatur:
Nach der Volksüberlieferung erzählt von Hauptlehrer Röhrig.
Auf den Schnee- und Eisfeldern Rußlands war Napoleons 1."Große Armee" geschlagen. Verzweifelt schleppten sich die Trümmer des Heeres
zurück über Wege, die mit Leichen der Erschlagenen. Erfrorenen und Verhungerten dicht gesäumt waren. Alles drängte über die wenigen Brücken, um den auf dem Fuße
nachsetzenden Kosaken nicht in die Hände zu fallen. Ende November 1812 stellte sich nach kurzem Tauwetter wieder grimmige Kälte ein. welche die völlige Auflösung
des kläglichen Überbleibsels des einst so gewaltigen Heeres herbeiführte. Am 3. Dezember fasste in Malodetschno Napoleon den Entschluss, den Rest zu verlassen und
erließ von hier sein berüchtigtes 29.Bulletin, welches eingestand: "Die große Armee ist nicht mehr". Von Smorgonn verließ er in der Nacht des 5.Dezember heimlich, in
geringer Begleitung, im Schlitten die Truppen, die versuchten, sich in kleinen Trupps, Jammerbilder des Hungers, der Kälte und der Todesangst, in Lumpen allr Art
eingehüllt, nach der Heimat durchzuschlagen.
In Deutschland hofften die Soldaten endlich in Sicherheit zu sein. Auf das Mitleid der Bevölkerung angewiesen, zogen sie dem Rheine zu. Man
war von der von Napoleon angelegten großen Heeresstraße - heute die "Schwarze Straße" genannt - abgekommen. Von Vacha ging es über Schenklengsfeld nach
Oberufhausen. Von einer Anhöhe sahen sie im Westen ein helles Licht aufleuchten. Da die Krieger den ganzen Tag noch nicht gegessen hatten, und es anfing, allmählich
dunkler zu werden, beschlossen sie, auf das erleuchtete Haus zugehen, und um Brot und Obdach zu bitten.
Es mochte gegen 9 Uhr abends sein, als sie vor Fürsteneck ankamen. Die Fenster waren hell beleuchtet, und von drinnen erschollen
Becherklang und Weidmannslieder. Der Amtmann von Fürsteneck hatte erst gestern für seinen Herren von den Gemeinden Eiterfeld, Arzell, Reckrod, Wölf, Leimbach
und Leibolz den Zins eingezogen, und heute war zur Erholung großer Jagdtag gewesen. Außer vielen Hasen waren noch Füchse, ein Dutzend kapitale Sechserböcke
und etliche Wildschweine zur Strecke gebracht worden, und die Jagdgesellschaft war eben dabei, das Ergebnis gebührend zu feiern. Der Oberverwalter hatte das Hoftor
bereits schließen lassen, und Knechte und Mägde taten sich in der Küche gütlich.
"Hektor meldet! Es wird jemand vor dem Tore sein!" sagte Langmann, der Verwalter. "Johann, sieh zu, wer zu so später Abendstunde noch
Einlaß begehrt!"
"Eine Anzahl ärmlich gekleideter Leute bittet um Obdach im Stalle für diese Nacht und ein Stück Brot für ihren Hunger" meldete
zurückkehrend der Knecht. Sie wurden eingelassen und bekamen in der Gesindestube von einer Magd vom übrig gebliebenen Abendbrot das ihrem ausgehungerten
Magen und ihren steif gefrorenen Knochen gut tat. Nachdem sie sich gesättigt hatten, bekamen sie im warmen Kuhstall ihre Lagerstatt angewiesen. Wie freuten
sie sich, daß sie nach langen Tagen der Entbehrung wieder einmal sich ordentlich hatten satt essen können und nun während der Nacht ihre Glieder ausruhen
konnten. Nach einiger Zeit unterhielten sie sich und rechneten aus wie viele Tage sie noch brauchten, um endlich wieder in der Heimat bei ihren Lieben nach langer
Trennung anzukommen. Dabei begingen sie die Unvorsichtigkeit, sich ihrer französischen Muttersprache zu bedienen, nicht ahnend, daß sie von dem
Kuhschweizer belauscht wurden. Dieser schlich sich leise hinaus, um Mitteilung zu machen, daß die Fremden Franzosen seien. Die ganze Jagdgesellschaft, wie
auch Knechte und Arbeiter zogen bewaffnet zum Stalle hin. Durch das laute Sprechen waren die Franzosen aufmerksam geworden. Nichts Gutes ahnend verließen
sie durch die Tür auf der anderen Seite ihr Lager, um in der Flucht ihr Heil zu suchen. In der mondhellen Nacht wurden sie bald entdeckt und im Hain, dort, wo
unterhalb Fürsteneck sich heute die Landstraße Eiterfefd-Schenklengsfeld und der Höhenwanderweg Neukirchen-Landecker sich schneiden, erschlagen. 1
An Ort und Stelle wurden sie in einem Massengrab beigesetzt, und ein mächtiges Eichenkreuz bezeichnete viele Jahre das Franzosengrab.
Morsch und faul ist das Kreuz geworden, und nur eine Gruppe schön gewachsener Fichtenbäume bezeichnet heute die Stelle, wo einst
das Franzosenkreuz gestanden hat. Es wäre freudig zu begrüßen, wenn vielleicht der Rhönclub Eiterfeld dort in stiller Waldesruhe eine einfache Ruhebank aufstellen
ließe und darüber ein Schild "Franzosengrab".
(Aus den Buchenblättern, Mitte der 20er Jahre)