Deutschland Hessen Lkr. Fulda

Fürsteneck / OT von Eiterfeld

PLZ: 36132

GPS: N 50° 46,382', O 9° 48,431'

Standort: Gegenüber der Einmündung der Burgstraße in die Landesstraße von Eiterfeld nach Unterweisenborn.

Größe / Material: 40:34:21 / roter Sandstein

Geschichte: Der Stein wird "Franzosengrab" genannt und erinnert an Geschehnisse aus dem Jahr 1813, als die geschlagene napoleonische Armee in völliger Auflösung begriffen aus Russland über Deutschland nach Frankreich zu gelangen suchte.
Der mit einem Kreuz und der Jahreszahl 1813 versehene Stein wurde 1988 anstelle eines längst zerstörten Holzkreuzes errichtet. Auf einer neben dem Stein aufgestellten Tafel ist eine Erzählung von der Ermordung etlicher Franzosen wiedergegeben, die an dieser Stelle ihr Grab gefunden haben sollen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Röhrig - Das Franzosengrab bei Eiterfeld, in: Buchenblätter (ersch. Mitte der 1920er Jahre), zugleich Erläuterungstafel am Denkstein
Recherche und aktuelles Foto von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Foto von 2008)



Das Franzosengrab bei Eiterfeld

Nach der Volksüberlieferung erzählt von Hauptlehrer Röhrig.

   Auf den Schnee- und Eisfeldern Rußlands war Napoleons 1."Große Armee" geschlagen. Verzweifelt schleppten sich die Trümmer des Heeres zurück über Wege, die mit Leichen der Erschlagenen. Erfrorenen und Verhungerten dicht gesäumt waren. Alles drängte über die wenigen Brücken, um den auf dem Fuße nachsetzenden Kosaken nicht in die Hände zu fallen. Ende November 1812 stellte sich nach kurzem Tauwetter wieder grimmige Kälte ein. welche die völlige Auflösung des kläglichen Überbleibsels des einst so gewaltigen Heeres herbeiführte. Am 3. Dezember fasste in Malodetschno Napoleon den Entschluss, den Rest zu verlassen und erließ von hier sein berüchtigtes 29.Bulletin, welches eingestand: "Die große Armee ist nicht mehr". Von Smorgonn verließ er in der Nacht des 5.Dezember heimlich, in geringer Begleitung, im Schlitten die Truppen, die versuchten, sich in kleinen Trupps, Jammerbilder des Hungers, der Kälte und der Todesangst, in Lumpen allr Art eingehüllt, nach der Heimat durchzuschlagen.
   In Deutschland hofften die Soldaten endlich in Sicherheit zu sein. Auf das Mitleid der Bevölkerung angewiesen, zogen sie dem Rheine zu. Man war von der von Napoleon angelegten großen Heeresstraße - heute die "Schwarze Straße" genannt - abgekommen. Von Vacha ging es über Schenklengsfeld nach Oberufhausen. Von einer Anhöhe sahen sie im Westen ein helles Licht aufleuchten. Da die Krieger den ganzen Tag noch nicht gegessen hatten, und es anfing, allmählich dunkler zu werden, beschlossen sie, auf das erleuchtete Haus zugehen, und um Brot und Obdach zu bitten.
   Es mochte gegen 9 Uhr abends sein, als sie vor Fürsteneck ankamen. Die Fenster waren hell beleuchtet, und von drinnen erschollen Becherklang und Weidmannslieder. Der Amtmann von Fürsteneck hatte erst gestern für seinen Herren von den Gemeinden Eiterfeld, Arzell, Reckrod, Wölf, Leimbach und Leibolz den Zins eingezogen, und heute war zur Erholung großer Jagdtag gewesen. Außer vielen Hasen waren noch Füchse, ein Dutzend kapitale Sechserböcke und etliche Wildschweine zur Strecke gebracht worden, und die Jagdgesellschaft war eben dabei, das Ergebnis gebührend zu feiern. Der Oberverwalter hatte das Hoftor bereits schließen lassen, und Knechte und Mägde taten sich in der Küche gütlich.
   "Hektor meldet! Es wird jemand vor dem Tore sein!" sagte Langmann, der Verwalter. "Johann, sieh zu, wer zu so später Abendstunde noch Einlaß begehrt!"
   "Eine Anzahl ärmlich gekleideter Leute bittet um Obdach im Stalle für diese Nacht und ein Stück Brot für ihren Hunger" meldete zurückkehrend der Knecht. Sie wurden eingelassen und bekamen in der Gesindestube von einer Magd vom übrig gebliebenen Abendbrot das ihrem ausgehungerten Magen und ihren steif gefrorenen Knochen gut tat. Nachdem sie sich gesättigt hatten, bekamen sie im warmen Kuhstall ihre Lagerstatt angewiesen. Wie freuten sie sich, daß sie nach langen Tagen der Entbehrung wieder einmal sich ordentlich hatten satt essen können und nun während der Nacht ihre Glieder ausruhen konnten. Nach einiger Zeit unterhielten sie sich und rechneten aus wie viele Tage sie noch brauchten, um endlich wieder in der Heimat bei ihren Lieben nach langer Trennung anzukommen. Dabei begingen sie die Unvorsichtigkeit, sich ihrer französischen Muttersprache zu bedienen, nicht ahnend, daß sie von dem Kuhschweizer belauscht wurden. Dieser schlich sich leise hinaus, um Mitteilung zu machen, daß die Fremden Franzosen seien. Die ganze Jagdgesellschaft, wie auch Knechte und Arbeiter zogen bewaffnet zum Stalle hin. Durch das laute Sprechen waren die Franzosen aufmerksam geworden. Nichts Gutes ahnend verließen sie durch die Tür auf der anderen Seite ihr Lager, um in der Flucht ihr Heil zu suchen. In der mondhellen Nacht wurden sie bald entdeckt und im Hain, dort, wo unterhalb Fürsteneck sich heute die Landstraße Eiterfefd-Schenklengsfeld und der Höhenwanderweg Neukirchen-Landecker sich schneiden, erschlagen. 1
   An Ort und Stelle wurden sie in einem Massengrab beigesetzt, und ein mächtiges Eichenkreuz bezeichnete viele Jahre das Franzosengrab.
   Morsch und faul ist das Kreuz geworden, und nur eine Gruppe schön gewachsener Fichtenbäume bezeichnet heute die Stelle, wo einst das Franzosenkreuz gestanden hat. Es wäre freudig zu begrüßen, wenn vielleicht der Rhönclub Eiterfeld dort in stiller Waldesruhe eine einfache Ruhebank aufstellen ließe und darüber ein Schild "Franzosengrab".
(Aus den Buchenblättern, Mitte der 20er Jahre)

Um die Erinnerung an diese Begebenheit wach zu halten, wurde an der besagten Stelle am 20. Sept. 1988
von Alfons Schneider und Theo Höfer dieser Gedenkstein gesetzt.
Diese Tafel wurde auf Initiative des Rhönclub Zweigvereins Eiterfeld, dem Heimat- und Geschichtsverein
sowie der Marktgemeinde Eiterfeld, am 20. Mai 2001 erstellt.


Sühnekreuze & Mordsteine