Deutschland Hessen Lkr. Gießen

Grünberg (I)


Abbildungen bei
Azzola (1991)

PLZ: 35305

GPS:

Standort: Museum im Spital.

Größe / Material: 41:32:13

Geschichte: Mittlerweile im neueröffneten Museum im Spital ausgestellt. Zuvor lag das Steinkreuz lange im Stadtarchiv. Azzola (1991) interpretiert es als Grabkreuz, dafür spricht, dass es am alten Friedhof bei der Stadtkirche gefunden wurde und die geringen Abmessungen. Beidseitig ist ein Hammer eingemeißelt.
Erwähnenswert scheint das vorkommen des Flurnamens "Am Kreuzstein" an der B 49 in Höhe der Lehnheimer Straße. Ein Bezug zu dem hier vorgestellten Steinkreuz konnte aber bisher nicht belegt werden.

Sage:

Quellen und Literatur:
Azzola, F.K. - Das Steinkreuz im Grünberger Stadtarchiv. Das spätmittelalterliche Grabkreuz eines Grünberger Steinmetzen?, in: Hessische Heimat, Zeitschrift für Kunst, Kultur und Denkmalpflege, 41 Jahrgang 1991, Heft 4, S.144-148
Recherche und Foto von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Foto vom 4.11.2007)



Grünberg (II)


Der im Text erwähnte Grenzstein nach einer Zeichnung von H.P. Probst

GPS:

Standort: Am Fußweg nach Stangenrod.

Größe / Material: Lungstein

Geschichte: Von den Steinkreuzen Sühnekreuze, sind die Hochkreuze und vor allem die Bildstöcke zu unterscheiden und abzugrenzen. Im Jahresbericht der Denkmalpflege Hessen 1998, für die Jahre 1997 und 98, berichtet V. Rumpf von der unteren Denkmalbehörde in Gießen, über die Wiederaufstellung eines Bildstock an der Hohen Straße bei Grünberg. In diesem Bericht heißt es u.a.:

"Der Landkreis Gießen weist zwei Bildstöcke aus vorreformatorischer Zeit auf, beide im Bereich der heutigen Stadt Grünberg..."

Der eine, Antoniter-Bildstock genannt, am Fußweg nach Stangenrod, Gemarkung "Am Siechberg und Eiserner Hand". Auf quadratischer Säule in einer abgedachten Nische, der Gekreuzigte mit Johannes und Maria, darunter das Antoniterkreuz. Pfeiler und Kopf des Bildstock in einheimischen Lungstein. Dass dieser Bildstock zum frommen Gebet anregen sollte und soll, steht sicherlich außer Zweifel.
Im 15. Jahrhundert gab es geradezu eine Welle, von sakralen Denkmälern außerhalb von Kirchen, wie Feldkreuze, Heiligenhäuschen, Kreuzigungsgruppen, Bildstöcken, usw.
Die meisten waren Stiftungen. Der Stifter ging dabei wie in der Vorbemerkung dargestellt davon aus, dass die Anregung zum frommen Gebet auch ihm zugute komme (Dehio, Kunstgeschichte als Kulturgeschichte S. 76).
Genau so gut könnte der Antoniter-Bildstock aber auch den klösterlichen Besitz abgegrenzt haben, denn der unweit liegende Warthof war im Besitz des Grünberger Antoniterkloster. Am Eingang zum Warthof befindet sich ein Grenzstein, der beim pflügen gefunden wurde, er trägt das Antoniterkreuz.

Sage:

Quellen und Literatur:
Recherche und Foto von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund



Grünberg (III)

GPS: N 50° 33,871', O 8° 56,855'

Standort: An der Hohen Straße.

Größe / Material:

Geschichte: Auch der Bildstock, der an der Hohen Straße, (L 3007 bei Km 1,7) unter den alten Linden steht, hat Beziehungen zum Grünberger Antoniter-Kloster.
Am 25. Juli 1489 wird dieser Bildstock als Ortsangabe erwähnt. Im Register über, vom Kloster Arnsburg an die Antoniter in Grünberg verkauften Güter, befand sich auch ein Arnsburger-Hof in Lauter (heute Stadtteil von Laubach). Der Originaltext der Urkunde lautet:
"In secundo Campo: 9 morgen an dryen lappen an der hoen Strais, by dem Heiligenstugk, und ist als eyne acker scheit die Strais, dry morgen by dem Heiligenstugk zwischen der Antoniter lant uff beiden syten."
Dieser Bildstock an der Hohen Straße bei Grünberg, hat eine wahrhaft "bewegende Geschichte". Er ist gleichzeitig ein bezeichnendes Beispiel für das Interesse amtlicher Stellen Mitte des vorigen Jahrhunderts, aber auch für die Einstellung mancher ehrenamtlicher Denkmalpfleger von heute. Ursprünglich stand der Stein nicht an seinem jetzigen Platz, direkt an der Hohen Straße, der Landstraße L 3007, sondern weiter im Feld, wahrscheinlich an einem Wallfahrtsweg (Wellerweg) von Münster nach Grünberg oder umgekehrt. In Münster (1137 als monasterium urkundlich erwähnt) bestand zu dieser Zeit wahrscheinlich eine kleine klösterliche Zelle.
Wer sich die Mühe macht auf einer Karte nachzumessen, wird feststellen, dass der Bildstock fast in der Mitte des Weges von Grünberg nach Münster stand und noch steht.
Am 15.04.1841 beantragte der Landwirt Bräuning aus Lauter, beim "Großherz. Kreissamt in Grünberg", den "hinderlichen Stein" von seinem Acker entfernen zu dürfen. Aus den Akten liegt die Vermutung nahe, dass damals keinem der Verantwortlichen der Stein bekannt war. Da der Stein nicht auf die Grenzen Bezug nahm, wurde die Entfernung, ohne jede Bedingung oder Auflage am 12.06.1841 gestattet.
Danach lag der Stein 66 Jahre auf dem Bauernhof in Lauter, leider mit der Reliefseite nach oben, Wind und Wetter ausgesetzt. Der dazugehörige Postamentstein wurde gar in eine Treppe vermauert, ob er beispielsweise ein Antoniterkreuz aufweist, konnte bis heute nicht geklärt werden.
Im Jahre 1907 wurde der Ortsbürgermeister von Lauter auf die Akten im Gemeindearchiv aufmerksam. Gemeinsam mit dem damaligen Ortspfarrer von Lauter und Queckborn, Schick, hat er veranlasst, dass der Stein an der Hohen Straße unweit von seinem alten Standort aufgestellt wurde, ein neuer Postamentstein kam aus Queckborn vom Steinbruch der Höllerswarte.
Dieses Beispiel zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt die Verordnung Nr. 1015, vom 22 Dec. 1780, auch noch nicht denn gewünschten Erfolg gebracht hatte.
Das nächste "bewegende" Ereignis um den Bildstock geschah am 07.10.1995, ein Verkehrsunfall. Der Bildstock lag im Graben, der Postamentstein war zerbrochen, das Oberteil fast unbeschädigt. Der Verfasser wollte am 14.10.1995, wie schon so oft, den Bildstock im Rahmen einer Fotoserie zu allen Jahreszeiten, fotografieren, der Bildstock war verschwunden. Gestohlen, wie sich nach unzähligen Telefonaten herausstellte. Das war weder Polizei, Straßenbauamt noch Denkmalpflege bis dahin aufgefallen, selbst dem "zuständigen" Straßenwart war das Fehlen des Steins entgangen. Ja auf einige Anrufe bekam man schon merkwürdige Reaktionen "wo stand was?". Ein Aufruf in der Heimatzeitung Grünberg am 26.10.1995 brachte keinen Erfolg, auch ein Artikel am 28.10.1995 blieb leider erfolglos.
Am 12.09.1996, fast ein Jahr nach dem Verkehrsunfall, ein erneuter Aufruf in der Heimatzeitung, hatte dann doch noch Erfolg. Der Stein konnte zurückkehren und nicht vielleicht in der Gartenecke eines "Liebhabers" verschwinden. Nachdem der Stein fachkundig restauriert und ein neuer Postamentstein beschafft war, konnte am 02.12.1997 die Wiederaufstellung, erfolgen.
Diese im wahrsten Sinne des Wortes "bewegenden" Geschichte um diesen Bildstock, hat hoffentlich jetzt sein Ende gefunden.
Denn vorher war, wie Herr Rumpf von der unteren Denkmalbehörde berichtete, noch von "engagierter Grünberger Seite" gefordert worden, den Stein nicht an der Hohen Straße, sondern in Grünberg an der Stadtkirche aufzustellen (Landesamt für Denkmalpfleger: Berichte 1997/98, S.19). Dem versagte die Untere Denkmalbehörde, auch auf Einwand von anderer, engagierter Seite, die Zustimmung. Dies mit Recht, Flurdenkmale sollen - wenn irgendwie möglich - an ihrem historischen Standort verbleiben, weil nur so Sinn und Zweck ihrer Errichtung erlebbar bleiben. Ein Bildstock vor der Kirchenmauer wäre seiner Aufgabe beraubt und zum inhaltlosen Ausstellungsstück degradiert.
Die Stadt Grünberg schloss sich dieser Argumentation Gott sein Dank an.
Wie hatte Heinrich Walbe 1938 den Bildstock beschrieben:

Unter den herrlichen Lindenreihen der "Hohen Straße", die das weithin sichtbare Merkmal dieser Landschaft sind. Eine Bildsäule, Mariä Opferstock genannt, nicht höher als 1,50m. Der Kopf enthält ein Relief der Kreuzigungsgruppe. Sehr verwittert. Von den Figuren, Christus, Maria und Johannes, und vom Kreuz sind die Umrisse zu erkennen."

(Heimatzeitung Grünberg 1907 / 1995 / 1996 / 1997 / 1998)

DIE AUFNAHME vom Herbst 1993 zeigt den "Bildstock an der Hohen Straße", der viele Jahre am Straßenrand der Landstraße von Grünberg her noch vor dem sog. Münsterer Straßenkreuz stand. Zerbrochen durch einen Verkehrsunfall lagen Sockel und Bildstockkopf noch einige Zeit am Straßenrand, bis sich ein "Liebhaber" der beiden Teile erbarmte. Der Bildstock, auch Heiligenstock genannt, war ehemals aus einem Stein gefertigt. Solche monolithischen Denkmale der Heiligenverehrung sind heute in Hessen selten und kunsthistorisch wertvoll. Sie stehen unter Denkmalschutz. In den meisten Fällen stammen sie noch aus vorreformatischer Zeit. Wer kennt den jetzigen Aufenthaltsort des Denkmals? Solche Dinge werden im Garten aufgestellt oder in die Kaminecke eingemauert. (Stein 1995)

Sage:

Quellen und Literatur:
Stein, Ferdinand in: Heimar im Bild, Beilage des Gießener Anzeigers, 52.Woche, Dezember 1995
Heimatzeitung Grünberg, 27.05.1907; 26.u.28.10.1995; 12.06.1996; 04.12.1997; 10.01.1998
recherchiert und bebildert von H.P. Probst, Grünberg-Queckborn


Sühnekreuze & Mordsteine