Deutschland Hessen Main-Kinzig-Kreis

Sterbfritz / OT von Sinntal


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Abbildung bei
Riebeling (1977)

PLZ: 36391

GPS:

Standort: An der "Weinstraße" zwischen Weichersbach und Gundhelm im Forstort "Tiegel" Nr.149, bei der Wüstung Rommersbrunn.

Größe / Material: 70:28:20 / Sandstein

Geschichte: Steinkreuzrest. Maße Sockel: 17:47:50. Das armlose Steinkreuz und der zugehörige Sockelstein standen, so lange sich die einheimische Bevölkerung erinnern kann, immer getrennt. Vor einigen Jahren hat man die beiden Teile - Steinkreuzsockel und Steinkreuz selber - wieder zusammengefügt, sicher in bester Absicht! Die deutende Phantasie des Volkes benannte die zwei zusammengehörigen Stücke nach ihren auffälligsten Merkmalen und entwickelte zwei verschiedene Erzählungen daraus: die Sage vom "Mordstein" und die vom "Tiegel". Auf den gegenüberliegenden Seiten zeigt das Steinkreuz je ein eingeritztes Beil (heute ohne Stiel, da die Kreuzarme fehlen). Der "Tiegel" aber war und ist nun wieder der Stand- und Sockelstein des Kreuzes, in den es zur Erhöhung der Standfestigkeit eingelassen wurde. Auf der vom Weg aus gesehen hinteren Kreuzseite hat man sogar mit gelber Farbe das Wort "Tiegel" auf das Steinkreuz aufgemalt!
Wie gesagt, man kann den für die Wieder-Zusammensetzung verantwortlichen Personen die gute Absicht sicher nicht absprechen; aber man hat beim Streben nach Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes leider übersehen, daß sich jede Überlieferung auf den Zustand NACH der Trennung beider Teile bezog; dieser Zustand der getrennten Aufstellung muß also ebenfalls sehr alt gewesen sein. Insofern kann man das Restaurierungsergebnis begrüßen oder bedauern, je nach Standpunkt. Der Schriftzug "Tiegel" auf der Rückseite sollte jedoch unbedingt entfernt werden!

Sage: 1. Die sich an den Steinstumpf (den "Mörser" zum "Tiegel") knüpfende Sage berichtet von einem betrügerischen Müller, der hier erschlagen und unter dem Stein begraben worden sein soll.
2. Die andere beschäftigt sich ausschließlich mit dem seit Menschengedenken ausgehöhlten Sockelstein, nimmt ihn für einen Tiegel und erzählt von einer geizigen Müllerin, die im Jähzorn einen eindringlich um Nahrung bittenden Handwerksburschen mit einem eisernen Tiegel erschlug und zur Strafe dafür in einen steinernen verwandelt wurde.

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, Nr.5623.2
recherchiert und bebildert von Thorsten Pirkl, Petersberg (Foto von 2004)


Sühnekreuze & Mordsteine