Historische Karte mit einem Steinkreuz im Kreisarchiv Arnstadt von Peter Unger
Abb. 1
In Kreisarchiv Arnstadt wurde eine handgezeichnete kolorierte Karte der Landschaft südlich von Erfurt entdeckt. Die 123x63cm große
Darstellung ist auch für die Steinkreuzforschung von großer Bedeutung (Taf.II). Mitte des 16.Jh. kam es zwischen dem sächsischen Amt Wachsenburg und der
Stadt Erfurt zu langwierigen Streitigkeiten um das sog. "Rodeland" nordöstlich von Bischleben. Acht Aktenbände dieses "Rodeland-Prozesses" bewahrt
das Kreisarchiv Arnstadt in seinen Beständen auf. Band 8 enthält die erwähnte Karte (Kreisarchiv Arnstadt, Sig.093-03-7. Die Karte befindet sich zwischen
Blatt 55 und Blatt 56.), welche im folgenden näher erläutert werden soll. Sie stammt aus dem Jahre 1556 und trägt keinen Titel. Als Legende ist folgender
kleiner Vermerk anzusehen: "Alles grüne ist Meynzisch/ Alles Gelbe ist Sechssich/ Das Rodte ist Gleichisch/ Das Erdtfarbe Ist Erffürdtsch". Danach gehörten
die Orte Möbisburg (Mebesburgk) und Stedten (Stedten) zu Erfurt, Rhoda (Rodigen) und Bischleben (Bieschleben) zu Sachsen, Hochheim (Hocheim) bei Erfurt
war mainzisch.
Es dürfte sich bei den genannten Ortsansichten um die wohl ältesten, bisher bekannten handeln. Neben diesen Ortsdarstellungen enthält die Karte ein
interessantes Details.
Nördlich von Bischleben, am östlichen Ufer der Gera in Richtung Erfurt, in der sog. "Rasenaw" (Rasenaue), ist gut sichtbar ein lateinisches Steinkreuz
eingezeichnet (Abb.1). Es steht auf einer kleinen Anhöhe in Laubwaldgebiet. Das Kreuz zeigt an der Vorderfront (zur Gera) einen Kreis, der den rechten Seitenarm
sowie Stamm und Kopf berührt. Es ist grau bis erdfarben dargestellt. Im Vergleich zu den beistehenden Bäumen dürfte es 1 bis 2m hoch gewesen sein.
Noch heute finden wir am nordwestlichen Ortsausgang von Bischleben die Flurnamen "Kreuzwiese" bzw. "Am Stadt Kreuzchen". Nach den Ergebnissen
der Steinkreuzbearbeitung des Kreises Erfurt von F. Störzner stand am Verbindungsweg zwischen Hochheim und Bischleben ein Kreuz, über dessen Aussehen
bisher nichts bekannt war.
Von 1790 gibt es eine Eintragung auf einer historischen Karte mit der Bezeichnung "Beym Creutzchen" (Steinkreuzbearbeitung F, Störzner, Mbl. 5031
H 4534 R 28 820). Seit 1910 gilt dieses Steinkreuz als verschwunden. Mit großer Sicherheit ist die bildliche Darstellung auf der Karte von 1556 identisch mit
besagtem "Stadt Kreuzchen".
Taf. II. Landschaft südlich Erfurt mit Steinkreuz auf einer Karte von 1556
(Urgeschichte und Heimatforschung, Heft 18, Weimar 1981, S. 61f.)