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Sühnekreuze und andere verwandte Kleindenkmale auf Notgeldscheinen
von Uwe Stößel, Saalfeld
Eine kurze Einleitung zum Thema Notgeld

Notgeld ist ein Ersatz von Zahlungsmitteln, das durch Kriegs- und Krisenzeiten nicht in benötigter Menge zur Verfügung stand. Seit dem Mittelalter sind die Belagerungsmünzen bekannt, die zum Teil aus Tafelsilber, Pappe und zerschlagenen Glocken gefertigt wurde.

Zu Beginn des I. Weltkrieges kam es in Deutschland durch die Hortung und Zurückhaltung des Silbergeldes zu einem Kleingeldmangel. Zahlreiche Städte, Kreise, Gemeinden und Firmen, besonders in den vom Feind bedrohten Gebieten wie Ostpreußen, dem Elsass und in industriellen Ballungsgebieten, gaben relativ primitiv gefertigtes Notgeld aus. Es war vom Staat nicht genehmigt, wurde aber stillschweigend geduldet, es hatte eine kurze Gültigkeitsdauer und wurde nach der Einziehung zum großen Teil vernichtet, weshalb Originale heute sehr selten sind. Als sich ein Sammlermarkt für diese Scheine ausgebildet hatte wurden auch Scheine nachgefertigt. Die Wertstufen lagen zwischen 50 Pfennig und 5 Mark, sie nennen sich Anweisung, Gutschein, Wechselschein und so weiter. Der Begriff Notgeld wurde gemieden. Nach der Ausgabe der Darlehenskassenscheine durch die Reichsbank und Neuprägungen entspannte sich die Lage und es gab eine kurze Phase, in der kein Notgeld notwendig war. Aber schon Ende 1916 trat wieder ein akuter Kleingeldmangel ein, das Nickelgeld wurde für die Kriegswirtschaft eingezogen und das Silbergeld wurde, da der Silberpreis den Nominalwert überboten hatte, gehortet. Die Reichsbank versuchte zwar den Mangel an Kleingeld durch die Prägung aus Aluminium, Zink und Eisen auszugleichen, was aber nicht gelang. Deshalb kam es zu einer Flut von gedruckten und geprägten Notgeldausgaben von Behörden Firmen und Privatpersonen. Diese hatten einen Wert von einem bis fünfzig Pfennigen, und wurden etwa bis 1920 ausgegeben und werden Verkehrsausgaben genannt. Am Ende des Krieges wurden auch von vielen Ausgabenstellen für kurze Zeit Geldscheine im Wert von einer Mark bis fünfzig Mark ausgegeben.

Die Ausgabestellen merkten recht schnell, mit der Ausgabe von Notgeld ist es möglich Geld in die leeren Kassen zu bekommen. Einmal durch die Nichteinlösung ungültigen Geldes durch natürlichen Verlust oder Zurückhaltung durch einen Kreis von Notgeldsammlern, zum zweiten durch den Wertverlust des Geldes infolge der fortschreitenden Inflation bei Rücktausch in Reichsgeld. Aber auch durch Verkauf der ungültig gewordenen Notgeldausgaben an Notgeldsammler und Notgeldhändler brachten einen schönen Gewinn in die Kassen.
Aus diesen Gründen setzte ab 1918 eine wahre Flut von Ausgaben ein, die sogenannten Serienscheine, die 1921/22 ihren Höhepunkt erreichte.

Es gab 1474 bekannte Ausgabestellen. Angefangen von Städten und Gemeinden, Firmen, Karnevalsvereinen und jeder der sich dazu berufen fühlte gab Notgeld aus. Meist wurden mehrere verschiedene Scheine einer Wertstufe ausgegeben, aber auch unsinnige Wertstufen die es bisher nie gab wie zum Beispiel 99 Pfennigscheine. Die Ausgabestellen verkauften ihre Scheine direkt an Sammler, zum Teil mit einem beträchtlichen Zuschlag zum aufgedruckten Preis, sie waren zum Teil in Streifenbänder, Faltblättchen oder ähnlichen, manchmal auch mit Erklärungen der Serien, abgepackt. Aber findige Notgeldhändlern kauften Orten das Recht ab den Ortsnamen für Ausgaben unter deren Namen herauszubringen zu können oder erfanden sogar Orte die es gar nicht gab. Es entstand in kurzer Zeit ein großer spekulativer Sammlermarkt mit mehreren Zeitschriften und Vereinen. Die Wertstufen reichen bis auf wenige Ausnahmen von 5 Pfennigen bis 5 Mark.

Auf diesen sogenannten bunten Serienscheinen, wurden alles was sich irgendwie als Motiv anbietet verarbeitet, Stadtansichten, Bilder aus der Geschichte, Sagen und Wirtschaftsleben wurden abgebildet. Viele Scheine sind in recht kitschiger Aufmachung, wurden aber auch zum Teil von bekannten Künstlern der damaligen Zeit geschaffen. Sie sind heute noch zum großen Teil recht preiswert zu bekommen.

Bei dieser Gelegenheit sind auch einige Scheine mit Abbildungen von Steinkreuzen und ähnlichen Kleindenkmalen entstanden.
Am 17. Juli 1922 verbot die Reichsregierung jede weitere Herausgabe von Notgeld, aber schon wenige Tage später war durch die immer schneller galoppierende Inflation die Herausgabe von neuen Scheinen im Wert ab 100 Mark notwendig, die im November 1923 Nominale bis 200 Billionen Mark hervorbrachte.

Die letzte Phase war die Ausgabe von Wertbeständigen Notgeld, es lautete auf Dollar oder Goldmark und Pfennige, aber auch auf 1 qm Gas oder Wasser oder auf andere zum Vergleich geeignete Wirtschaftsgüter wie Roggen oder Zucker.
Nach der Einführung der Rentenmark war diese Perioden der Notgeldausgaben in Deutschland abgeschlossen. Nach dem II. Weltkrieg gab es noch einmal eine Periode von Notgeldausgaben, sie nahm aber nicht diese Ausmaße an.

Mir derzeit bekannte Steinkreuze und ähnliche Kleindenkmale (ohne Grenzsteine):


Berga (Elster), Stadt (Thüringen)
1.Oktober 1921 / Gutschein
1 x 25 Pfennige / 2 x 50 Pfennige / 1 x 75 Pfennige

Diese Serie hat Sagen aus der Umgebung von Berga zur Grundlage, auf dem 25 Pfennigschein ist die Sage vom Reiter ohne Kopf und dem Kreuzstein (Steinkreuzrest) bei Albersdorf abgebildet. Die Inschrift lautet:
Der Reiter ohne Kopf hält wacht zum Kreuzstein jede dunkle Nacht. Er fiel, als er das Schloß berannt. Sein Name wird nicht mehr genannt. Kreuzstein bei Albersdorf. Berga an der Elster.




Herstelle, Gemeinde, Amt Beverungen, Kreis Höxter (Nordrhein-Westfalen)
Vom 1. November 1921, gültig bis 1. März 1922 / Notgeld
1 x 50 Pfennige / 1 x 1 Mark / 1 x 2 Mark

Auf dem 1 Markschein ist ein Kreuzstein mit der Inschrift Anno 787 und die Landnahme durch Karl den Großen abgebildet. Die Unterschrift lautet: Karl der Große nimmt vom Nethegau Besitz.
Der Kreuzstein steht am Aufstieg von der Kirche zur Burg und zum Kloster auf dem Karlstein Der Karlstein mit dem Kreuzstein war wohl ursprünglich ein heidnischer Kultort. Der jetzige Standort des Kreuzsteines ist sicher nicht der ursprüngliche. Es wird ein ungelöstes Rätsel bleiben, welchem denkwürdigen Anlass er vor Jahrhunderten seine Entstehung verdankt. Der Hersteller Kreuzstein soll der älteste Westfalens sein. Nach einer anderen Überlieferungen soll Karl der Große soll hier zwischen Weihnachten 797 und Ostern 798 sein Quartier aufgeschlagen haben. Aus diesem Grund wurde der Kreuzstein angeblich aufgestellt. Aus diesem Grund beruht vermutlich die Jahreszahl 787 auf dem Schein auf einen Irrtum. Der Kreuzstein ist auch noch als Bonifatiusstein bekannt.

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Sühnekreuze & Mordsteine