Helmut Andreas |
PLZ:
17337GPS:
13°40'09.07'' Ost, 53°37'30.52'' Nord, 13 mStandort:
Ca. 2km westlich von Galenbeck und ca. 1km nördlich von Wittenborn, im Wald.Größe / Material:
150:?:? / behauener FindlingGeschichte:
Um den Stein herum wurde eine gepflegte Anlage mit Sitzgruppe angelegt.Sage:
Die Burschen und Mädchen dieser Gegend gingen gern zu Vergnügen in die "Alte-" und "Neue Mühle". Besonders die Burschen tranken dort gerne ihren Schnaps und machten ihre üblichen Dummheiten.Quellen und Literatur:
Etwa 2,5km westlich Galenbeck bei Friedland markiert an der alten Pasewalker Landstraße eine aus einem
Granitfindling geschlagene Stele mit einem erhabenen Kreuz eine Stelle, die im Volksmund "Der Tote Mann" oder der "Totschlag"
genannt wird.
Eine in verschiedenen Varianten überlieferte Sage berichtet, dass er an einen vor langer Zeit ermordeten Schuster oder
Schmiedegesellen erinnert, der vordem im Krug von Galenbeck mit vermeintlichen Talern in der Tasche klimpernd durch
entsprechende Redensarten den Neid anwesender Burschen erregte, die ihn hier auf seiner Wanderung erschlugen. Allerdings,
so die Sage, fanden sie in seinen Taschen nur einige Nägel.
Ob sich die Geschichte wirklich so zugetragen hat, ist zweifelhaft. Im Kern gleichlautende Überlieferungen gibt es von Woldegk,
dem vorpommerschen Barth und dem uckermärkischen Prenzlau. Sie repräsentieren einen Sagentyp, der sich auch in anderen
Gegenden Deutschlands findet.
Wann und von wem der Stein errichtet wurde, ist nicht bekannt. Doch kann dies frühestens in den letzten Jahrzehnten des 19.
Jahrhunderts, wahrscheinlich durch die von Rieben auf Galenbeck, geschehen sein. Denn die älteste Aufzeichnung der Sage aus
der Zeit um 1860 berichtet lediglich von einem Haufen Reisig, Grassoden und Kieselsteinen, auf den Passanten immer wieder neues
Material legten.
Solche gemeinhin als "Totschlag" bezeichnete Reisighaufen waren seinerzeit häufiger in der Landschaft anzutreffen,
verschwanden aber seit Beginn des aufgeklärten 20. Jahrhunderts. So sind sie etwa von Barkow bei Plau am See, wo ein Mädchen
ermordet worden sein soll, und vom Zwenzower Teerofen nahe Kakeldütt bei Wesenberg durch entsprechende Sagen bezeugt. Hier
am Welschsee an der alten Landstraße zwischen Wesenberg und Blankensee erinnerte ein solcher Reisighaufen bis vor wenigen
Jahren an einen ermordeten Mann aus Langenhagen.
Ein besonders eindrucksvoller "Totschlag" lag an der alten Goldenbaumer Landstraße im Wildpark von Serrahn, Lkr.
Mecklenburg-Strelitz. Das Foto stammt aus dem Jahre 1907. Es zeigt übrigens auch den Neustrelitzer Heimatforscher Walter
Karbe (1877-1956). Aber schon damals war nichts mehr über den Anlass für seine Entstehung in Erfahrung zu bringen.
Die Überlieferungen bringen die Totschläge nahezu ausschließlich mit Mordtaten in Verbindung. Aber das ist auch nicht
verwunderlich, denn in früherer Zeit, wo sich die Kommunikation nahezu ausschließlich auf das Erzählen beschränkte und eben
das "Gesagte" schließlich zu immer weiter ausgeschmückten "Sage" wurde, erregte man, wie zuweilen noch heute, mehr Aufsehen
durch die Schilderung von Greueltaten als von weniger spektakulären Begebenheiten.
So weiß man von einem ebenfalls durch einen Reisighaufen gekennzeichneten "Totschlag" in der Uckermünder Heide, dass
hier ein Forstarbeiter tödlich verunglückte. Dieser Totschlag war schon vor 80 Jahren verschwunden und hat sich nur in Form eines
Flurnamens erhalten.
Ähnlich mag es im Falle von Woldegk gewesen sein, wo sich die Sage heute an einen Dornenbusch an der Chausee in Richtung
Mildenitz knüpft. Auch Stellen bei Bredenfelde, von dort wird berichtet, hier habe sich ein Mann das Leben genommen, und am Wege
zwischen Alt Rehse und Wustrow bei Penzlin, - wo ein Vater mit seinem Sohn einer Mordtat zum Opfer fiehl -, werden als "Totschlag"
bezeichnet, ohne dass von Markierungen der Örtlichkeiten die Rede ist.
Eine Entsprechung haben die Totschläge in den relativ häufigen, von Vorübergehenden zusammengetragenen Steinhaufen
der Gebirgsgegenden. Aus Mecklenburg ist dieser Brauch nur einmal durch eine Sage von Quetzin bei Plau belegt, wo er die
Richtstätte eines dem Feuertode überantworteten jugendlichen Unholdes und Brandstifters bezeichnete.
Welche Beweggründe zur Entstehung der "Totschläge" führten, ist ungewiss. Möglicherweise wurzelt sie in uralten Vorstellungen
einer rituellen Bestattung oder in dem Wunsch, der Seele eines ohne Sakramente gewaltsam ums Leben gekommenen eine Heimstatt
zu geben und am Umgehen zu hindern. Der Gedanke an eine entfernte Verwandtschaft zu den in vornehmlich konfessionell katholisch
geprägten Landschaften errichteten Gebetsstöcken drängt sich auf, schloss doch das Hinzufügen neuen Materials sicherlich auch
einen Moment des Gedenkens ein.
(Heimatkurier 10.06.2002)