Deutschland Mecklenburg-Vorpommern Lkr. Mecklenburg-Strelitz

Galenbeck


Aufnahme von
Helmut Andreas

PLZ: 17337

GPS: 13°40'09.07'' Ost, 53°37'30.52'' Nord, 13 m

Standort: Ca. 2km westlich von Galenbeck und ca. 1km nördlich von Wittenborn, im Wald.

Größe / Material: 150:?:? / behauener Findling

Geschichte: Um den Stein herum wurde eine gepflegte Anlage mit Sitzgruppe angelegt.

Sage: Die Burschen und Mädchen dieser Gegend gingen gern zu Vergnügen in die "Alte-" und "Neue Mühle". Besonders die Burschen tranken dort gerne ihren Schnaps und machten ihre üblichen Dummheiten.
Eines Tages gesellte sich ein fremder Mann zur Gruppe der Galenbecker. Er fing schon beim Hinmarsch zur "Neuen Mühle" an zu prahlen mit seinem Geld und wieviel er davon hätte. Zur Bekräftigung seiner Worte faßte er immer häufiger in die Taschen und es klimperte darin wieder und wieder von Neuem.
An diesem Tag wurde wohl deswegen in der "Neuen Mühle" ein wenig mehr und ein wenig schneller getrunken als sonst. Aber die erhoffte Einstandsrunde des prahlenden Fremden blieb aus. Also auf und nach Hause.
Die Stimmung war ohnehin schon gespannt als der Fremde wieder mit seinem Prahlen begann. - Jetzt war das schon aufreizend!
Es fanden sich auch schnell einige Burschen, denen der Fremde auf die Nerven ging. Ein paar Knüppel fanden sich auch.
Dort an der Wiese, wo der Wald etwas zurücktritt, war das günstigste Licht für ihr Vorhaben. Sie schlugen auf ihn ein und töteten den fremden Mann. Aus seinen Taschen holten sie keinen einzigen Pfennig heraus, aber dafür viele Hufnägel. Er war Schmied.
Man setzte an diesem tragischen Ort einen großen Gedenkstein, den "Toten Mann".

Quellen und Literatur:
recherchiert von: Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine e.V.
Stange Hartmut - Der "Tote Mann" von Galenbeck, in: Heimatkurier 10.06.2002



Der "Tote Mann" von Galenbeck
von Hartmuth Stange

Etwa 2,5km westlich Galenbeck bei Friedland markiert an der alten Pasewalker Landstraße eine aus einem Granitfindling geschlagene Stele mit einem erhabenen Kreuz eine Stelle, die im Volksmund "Der Tote Mann" oder der "Totschlag" genannt wird.
Eine in verschiedenen Varianten überlieferte Sage berichtet, dass er an einen vor langer Zeit ermordeten Schuster oder Schmiedegesellen erinnert, der vordem im Krug von Galenbeck mit vermeintlichen Talern in der Tasche klimpernd durch entsprechende Redensarten den Neid anwesender Burschen erregte, die ihn hier auf seiner Wanderung erschlugen. Allerdings, so die Sage, fanden sie in seinen Taschen nur einige Nägel.
Ob sich die Geschichte wirklich so zugetragen hat, ist zweifelhaft. Im Kern gleichlautende Überlieferungen gibt es von Woldegk, dem vorpommerschen Barth und dem uckermärkischen Prenzlau. Sie repräsentieren einen Sagentyp, der sich auch in anderen Gegenden Deutschlands findet.
Wann und von wem der Stein errichtet wurde, ist nicht bekannt. Doch kann dies frühestens in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, wahrscheinlich durch die von Rieben auf Galenbeck, geschehen sein. Denn die älteste Aufzeichnung der Sage aus der Zeit um 1860 berichtet lediglich von einem Haufen Reisig, Grassoden und Kieselsteinen, auf den Passanten immer wieder neues Material legten.
Solche gemeinhin als "Totschlag" bezeichnete Reisighaufen waren seinerzeit häufiger in der Landschaft anzutreffen, verschwanden aber seit Beginn des aufgeklärten 20. Jahrhunderts. So sind sie etwa von Barkow bei Plau am See, wo ein Mädchen ermordet worden sein soll, und vom Zwenzower Teerofen nahe Kakeldütt bei Wesenberg durch entsprechende Sagen bezeugt. Hier am Welschsee an der alten Landstraße zwischen Wesenberg und Blankensee erinnerte ein solcher Reisighaufen bis vor wenigen Jahren an einen ermordeten Mann aus Langenhagen.
Ein besonders eindrucksvoller "Totschlag" lag an der alten Goldenbaumer Landstraße im Wildpark von Serrahn, Lkr. Mecklenburg-Strelitz. Das Foto stammt aus dem Jahre 1907. Es zeigt übrigens auch den Neustrelitzer Heimatforscher Walter Karbe (1877-1956). Aber schon damals war nichts mehr über den Anlass für seine Entstehung in Erfahrung zu bringen.
Die Überlieferungen bringen die Totschläge nahezu ausschließlich mit Mordtaten in Verbindung. Aber das ist auch nicht verwunderlich, denn in früherer Zeit, wo sich die Kommunikation nahezu ausschließlich auf das Erzählen beschränkte und eben das "Gesagte" schließlich zu immer weiter ausgeschmückten "Sage" wurde, erregte man, wie zuweilen noch heute, mehr Aufsehen durch die Schilderung von Greueltaten als von weniger spektakulären Begebenheiten.
So weiß man von einem ebenfalls durch einen Reisighaufen gekennzeichneten "Totschlag" in der Uckermünder Heide, dass hier ein Forstarbeiter tödlich verunglückte. Dieser Totschlag war schon vor 80 Jahren verschwunden und hat sich nur in Form eines Flurnamens erhalten.
Ähnlich mag es im Falle von Woldegk gewesen sein, wo sich die Sage heute an einen Dornenbusch an der Chausee in Richtung Mildenitz knüpft. Auch Stellen bei Bredenfelde, von dort wird berichtet, hier habe sich ein Mann das Leben genommen, und am Wege zwischen Alt Rehse und Wustrow bei Penzlin, - wo ein Vater mit seinem Sohn einer Mordtat zum Opfer fiehl -, werden als "Totschlag" bezeichnet, ohne dass von Markierungen der Örtlichkeiten die Rede ist.
Eine Entsprechung haben die Totschläge in den relativ häufigen, von Vorübergehenden zusammengetragenen Steinhaufen der Gebirgsgegenden. Aus Mecklenburg ist dieser Brauch nur einmal durch eine Sage von Quetzin bei Plau belegt, wo er die Richtstätte eines dem Feuertode überantworteten jugendlichen Unholdes und Brandstifters bezeichnete.
Welche Beweggründe zur Entstehung der "Totschläge" führten, ist ungewiss. Möglicherweise wurzelt sie in uralten Vorstellungen einer rituellen Bestattung oder in dem Wunsch, der Seele eines ohne Sakramente gewaltsam ums Leben gekommenen eine Heimstatt zu geben und am Umgehen zu hindern. Der Gedanke an eine entfernte Verwandtschaft zu den in vornehmlich konfessionell katholisch geprägten Landschaften errichteten Gebetsstöcken drängt sich auf, schloss doch das Hinzufügen neuen Materials sicherlich auch einen Moment des Gedenkens ein.
(Heimatkurier 10.06.2002)


Sühnekreuze & Mordsteine