Deutschland Mecklenburg-Vorpommern Lkr. Rügen

Groß Zicker / OT von Gager


Blick zum Standort

Inschrift

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PLZ: 18586

GPS: N 54° 17,937', O 13° 41,915'

Standort: Ca. 200m vor dem Ortseingang, am östlichen Straßenrand ("Boddenstraße").

Größe / Material: Granitfindling

Geschichte: Emil Steurich (1852-1921), Pastor in Groß Zicker, schrieb in seinem 1904 erschienen Buch "Am Nonnenloch" - Eine Erzählung aus der Franzosenzeit - nach Aufzeichnungen des Mönchguter Pfarrers Magister Johann Andreas Otto Odebrecht über den Krassenurtstein (der Name wird jedoch nicht erläutert):
"Der Krassenurtstein ist ein großer erratischer Felsblock, der etwa fünf Minuten vom Dorf entfernt, kurz vor dem Krassental am Wege liegt. […]
Doch ragt er noch immer mehrere Fuß hoch aus der Erde heraus und bildet eine bequeme Ruhebank für müde Wanderer. Es kam öfter vor, dass die Pferde bei ihm scheuten, für den abergläubischen Sinn Veranlassung genug, den Stein zum Sitz von Gespenstern zu machen.

Nach seiner Erzählung aus der Besatzungszeit wurden an dieser Stelle zwei schwer verwundete Schillsche Soldaten gefunden, ins Pfarrhaus zu Magister Odebrecht gebracht, dort versteckt und gesund gepflegt.
Die Inschrift wurde auf Veranlassung der Tochter des Gutshofbesitzers Philippshagen, Frau Lagemann, angebracht. (Melzer 06/2012)

Benennung: "Krassenurtstein". In einem quadratisch eingefassten Feld die fünfzeilige Inschrift:
Krassenurtstein
aus
Pastor Steurichs
Erzählung
30. März 1906
Die Inschrift aus dem Jahre 1906 diente wahrscheinlich dem Zweck, den Stein und seine Geschichte dem Vergessen zu entreißen und vor Versetzung oder Zerstörung bei Straßenbaumaßnahmen etc. zu schützen. Bedenkt man die massenhafte Zerstörung von Grabanlagen der Jüngeren Steinzeit und Älteren Bronzezeit auf Rügen im 18.Jahrhundert, um Baumaterial für Straßen und Besiedlung zu erlangen, dann ist die Beschriftung des Steines als frühe Form des Denkmalschutzes zu bewerten. Leider konnte aber bisher "Pastor Steuerichs Erzählung" nicht eingesehen werden. Die Sagenvarianten verweisen auf einen Mord oder Totschlag, datieren das Ereignis aber sehr unterschiedlich. (Gerth 05/2012)

Sage: 1. Hier wurde in der fanzösischen Besatzungszeit (1807-1810) ein französischer Soldat erschlagen. (2012 mündlich)
2. Da ist im Mittelalter einer erschlagen worden. (mündlich 2012)
3. Am Krassenurtstein wurden zwei schwer verwundete Schillsche Soldaten gefunden, ins Pfarrhaus zu Magister Odebrecht gebracht, dort versteckt und gesund gepflegt. (Steurich 1904)
4. Pferde scheuten am Stein. (Scheurich 1904)

Quellen und Literatur:
Scheurich, Emil - Am Nonnenloch. Eine Erzählung aus der Franzosenzeit - nach Aufzeichnungen des Mönchguter Pfarrers Magister Johann Andreas Otto Odebrecht, 1904
recherchiert und bebildert von Sven Gerth, Meerane (Fotos von Mai 2012)
Ergänzungen von Ellen Melzer, Museumsleiterin Mönchguter Museen


Sühnekreuze & Mordsteine