Fotos: Gerth |
Lemcke (1899) |
PLZ:
17309GPS:
Standort:
Auf dem Kirchhof der St. Marien Kirche.Größe / Material:
190:65:17 / MuschelkalkGeschichte:
Auf der Abbildung bei Lemcke (1899), ist das Wappen für das Foto falsch retuschiert wurden: Die Dolche müssen schräg sein, da das Wappen schräg gestellt ist. Es ist anzunehmen, dass dieses Wappen nicht das Wappen des Ermordeten darstellt, sondern das des Spenders des Pasewalker Sühnekreuzes. Denn derartige Steine aus Muschelkalk waren sehr wertvoll, sie stammten aus Gotland / Schweden und mußten über die Ostsee transportiert werden.Sage:
Quellen und Literatur:
Bis zur Sprengung des Restturmes nach dem Einsturz 1984 stand auf dem Kirchplatz von St. Marien ein
Steinkreuz. Bei der Beräumung des Schuttes wurde dieses geborgen und dort gelagert. Im Zusammenhang mit einer Neugestaltung
des Platzes geriet das als Mordkreuz bekannte Denkmal in den Mittelpunkt von Diskussionen.
Das Mord- und Sühnekreuz stammt aus dem 14. Jahrhundert. Steinkreuze dieser Art dienten im Mittelalter u.a. zur
Kennzeichnung von Stellen, an denen ein Mensch durch Mörderhand starb. Sie sind als stumme Zeugen einer Gewalttat gleichzeitig
auch Zeugen früherer Vergeltungsauffassungen. Als die Kirche anstelle der Blutrache die Sühne einführte, konnte ein Mörder durch
Zahlung von Geld an die Hinterbliebenen seine Tat sühnen. Besonders bei der Ermordung von Adeligen oder angesehenen Personen
war damit manchmal die Errichtung eines Steines oder Kreuzes verbunden. Dieser oder dieses sollte Vorübergehende dazu anregen,
für das Seelenheil des Ermordeten zu beten. Zunächst wurde als Erinnerung bei Adligen das Familienwappen eingemeißelt. Namen
und Jahreszahlen kamen später hinzu. Diese Art der Sühne war bis 1532 mit der Einführung eines Strafgesetzes üblich. Somit stellt
das Pasewalker Steinkreuz eventuell ein Denkmal mittelalterlicher Rechtssprechung dar.
Das Denkmal weist uns auf seine mögliche Herkunft hin: Wahrend die Rückseite ein großes Kruzifix trägt ziert die Vorderseite
ein Wappen. Es stellt einen schräggestellten Schild mit drei Schwertern oder Dolchen dar. Darüber befindet sich ein Helm mit
zurückgezogener Feder. Bei diesem Wappen handelt es sich eindeutig um das Familienwappen der Ritter von Linstedt (Lindstete).
Diesem Geschlecht gehörten in der Umgebung von Pasewalk mehrere Dörfer. Die Familie Linstedt starb 1738 aus. Geblieben ist nur
ihr Wappen auf dem Steinkreuz an der Marien-Kirche. Weder der Anlass noch das Jahr der Errichtung sind bekannt
Neben dem Pasewalker Kreuz gibt es ähnliche Denkmale in weiteren Orten unseres Gebietes. Ihre Bedeutung ist nicht nur als
Sühne- oder Mordstein zu sehen. Sie wurden auch aus anderen Gründen errichtet. Beim Pasewalker Steinkreuz bleibt der historische
Hintergrund im Verborgenen. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Mitglied der Familie Linstedt getötet und das Kreuz als Sühne
aufgestellt wurde. Zurück bleibt ein 2m hohes Steinkreuz als wahrscheinlich ältestes Denkmal der Stadtgeschichte.
(Pasewalk - Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart)