Deutschland Niedersachsen Lkr. Cuxhaven

Cappel


Kreuz-Einzeichnung

Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

PLZ: 27632

GPS: N 53° 44.648', O 8° 32.876'

Standort: Straße "Cappeler Altendeich", kurz vor dem Abzweig "Neufelder Weg" in einer kleinen gepflegten Anlage am Straßenrand. Flankiert von zwei Steinquadern.

Größe / Material: 52:70:64 / Granit

Geschichte: Eine Anwohnerin, welche sich auch um die Pflege der kleinen Anlage kümmert, berichtete, dass der Stein vor wenigen Jahren neu gesetzt wurde. Sie stellte uns auch das Gedicht De ohle Steen zur Verfügung. Bei der Versetzung wurde der Stein offensichtlich gedreht (vgl. Abb. Müller / Baumann 1988). Auch die Konturen der Kreuz-Einzeichnung sind mittlerweile nicht mehr mit Farbe nachgezeichnet.

Auf dem Cappeler Altendeich, am Rande des Fahrweges, wenige Meter westlich von Sielkens Gehöft entfernt. Am Ende der zwanziger Jahre lag der Kreuzstein im nahen Grenzgraben, der die Gemeinden Cappel und Cappel-Neufeld trennt. Vor Kriegsbeginn wollten ihn, weil bei Grabenarbeiten hinderlich, Reichsarbeitsdienstmänner zerschlagen. Der Versuch mißlang, und der Stein blieb auf der Grabensohle liegen. Von dort hat ihn in den sechziger Jahren ein umsichtiger Baggerführer aus Bremerhaven geborgen.
Der auf einer Steinpacklage stehende Findlingsblock zeigt auf der Vorderseite ein bis 1cm tief eingehauenes gut gearbeitetes Krückenkreuz (Längsbalken 27, Querbalken 29cm lang), dessen Konturen sorgfältig mit schwarzer Lackfarbe nachgezogen sind.
Es handelt sich um einen Memorialstein, auf den sich die folgende Eintragung im Cappeler Kirchenbuch bezieht:
"1695. 16.7. Peter thom Suden begraben, so den am 10. am alten teich unschuldig von Hanß Heyen, des H. Drosten Heuermann erschlagen."
Einer anderen Eintragung im Kirchenbuch zufolge wird vermutet, daß es sich bei dem Toten um den im Jahre 1641 geborenen Schneider gleichen Namens im Tantinger Viertel gehandelt hat. In der Bevölkerung wird der Findlingsblock manchmal "Franzosenstein" genannt. (Müller / Baumann 1988)

Sage: Es wurde in der Vergangenheit erzählt, daß dort am Deich ein Kleigräber von seinem Kollegen im Streit mit dem Spaten getötet wurde.

Quellen und Literatur:
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.2217.1
Husmann, Fritz - De ohle Steen, um 1900
aktuelle Aufnahmen von S. Gerth, Pfaffroda (Fotos von August 2006)



De ohle Steen
von Fritz Husmann
Lehrer in Cappel-Neufeld, um 1900 geschrieben

An'n ohlen Diek in'n Wursterand,
Nich wiet von Watt un Nordseestrand,
Dor steiht een Denkmal eeg'ner Ort,
Dat hunnert Johr lang öberwohrt.

Een Steen de liggt dor ganz alleen,
Vör Gras un Krut man knapp to seehn,
Dicht bi em gaht de Lüh un plögt,
Un de ohl' Steen ward nich anrögt.

Un inhaun is von Minschenhand
Een Iütjes Krüz an eene Kant,
Dat schall noch tügen fröh un laat'
Von eene swore, leege Daht.

All hunnert Johr un noch woll mehr
-Vertellt de Lüh- is dat all her.
An'n Hebn lach de Vörjahrssünn
Un schien in Wisch un Feld benin.

Twee Kerls stünn'n in den Groben dor,
De eene ohlt un gries von Hoor,
Mit Schüpp un Spor, 't Gesicht vull Sweet,
Den Klei he ut den Groben smeet!

De anner jung un driest noch wörr,
Sik nich üm Gott un Dübel scher,
Sin Stirn wörr krus, sin Og dat keek,
As wenn't upp slechte Wege sleek.

He dreih sick um nah'n Ohlen hen:
'Du griese Lork,wat schaffst Du denn?
Wat Du hier grawst den ganzen Dag,
Smiet ick rut mit eenen Schüppenschlag!'

De Ohl de kneep sin' Tähn' tosam
Un reep vull Wut: 'In Gottes Nam!
Wer nich dat Oeller acht't un ehrt,
Is nich den Platz to stan hier wert!'

Un von den Striet keem't to de Daht:
De anner harr de Schüpp all faat't,
Hahl' ut un sloog -o grode Notl!-
In'n Klei dor leeg de Ohl nu dood!

Un still nu wör't upp Wisch un Feld
De Mörder het sick sülwst noch stellt,
He möß to'r Straf een'n groden Steen,
Upsetten, wo de Daht wörr scheehn.

An'n ohlen Diek in'n Wursterland,
Nich wiet von Watt un Nordseestrand,
Dor mahnt de Steen all hunnert Johr:
Vör Striet un Leegheit Di bewohr.


Sühnekreuze & Mordsteine