Deutschland Niedersachsen Lkr. Northeim

Dassel (I)


Blick zum Standort

die Südseite

Sockelansatz

Abbildung der
Rückseite bei
Müller / Baumann
(1988)

PLZ: 37586

GPS:

Standort: An einem Feldweg parallel der Landstraße zwischen Dassel / Relliehausen und dem Ilmebach. Westlich des Burgbergs, östlich der Landstraße. Etwa auf halbem Wege zwischen den Ortschaften, ca. 100m nördlich eines, mit gelb / schwarzem Geländer gekennzeichneten Trinkwasserbrunnens.

Größe / Material: 79:56:15 / roter Sansatein

Geschichte: An der westexponierten Seite, mit freigelegtem Sockel, ist der Scheibenkreuzstein 102cm hoch. Auf der Nordseite ist ein Scheibenkreuz mit Stamm (ø 42cm, 70cm hoch) eingearbeitet. Die Südseite zeigt ein auf der Spitze stehendes Quadrat mit Stamm und einem eingearbeitetem Kreuz (33cm x 63cm, 2cm tief). Das Ganze ist von einem rechteckigen Rahmen umgeben. Die Oberseite ist konkav abgewetzt.

Der Stein steht an einem Feldweg zwischen der Landstraße Dassel-Relliehausen und dem Ilmebach, westlich des Burgberges.
Die Schauseite zeigt auf vertieftem Grund ein nasenbesetztes gotisches Scheibenkreuz. Die Enden der Kreuzbalken sind eingekehlt. Im Kreuzungsfeld ist ein kleines Kreuz eingekerbt. Unterhalb der Scheibe wird der Schaft des Kreuzes fortgeführt. In den Feldern links und rechts neben dem Schaft sind tiefe Bearbeitungsspuren gut erhalten.
Auf der Rückseite sitzt in einem eingerillten Rhombus ein eingetieftes Kreuz, das 2,5cm tief ist. Der Rhombus steht auf einem eingerillten Schaft, der nahtlos in die gerillte Umrandung übergeht. Die Kanten der Rückseite sind abgefast. Die im Vergleich zur Vorderseite sehr einfache Bearbeitungstechnik der Rückseite läßt auf eine spätere Bearbeitung schließen. Gesamthöhe: 110cm. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4224.1
recherchiert und bebildert von Martin Wittwar, Hermannrode (Fotos vom 4.04.2009)



Dassel (II / III)
Zur Einzelansicht die Scheibenkreuzsteine anklicken.

Dassel II Dassel III

Erläuterungstafel

GPS:

Standort: Im Dasseler Stadtpark unweit der Mauer. In der Nähe des Rathauses.

Geschichte: Beide Steine sind durch eine, an der Stadtmauer angebrachte Hinweistafel gekennzeichnet. Der große Stein (Irmingard Stein) ist das älteste Wahrzeichen Dassels. Der kleiner Stein (Schäferstein) ist nur fragmentarisch erhalten, wurde aber schon 1596 als Fragment erwähnt. Das Fragment steht an einem Sandsteinsockel (34x66x10cm) der zur Stabilisierung angebracht wurde. Der Irmingard-Stein kam im Sommer 1966 an diesen Standort, der Schäferstein wurde Anfang der 1970er Jahre dazugestellt.

    Arholzen (Hoffmann 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.14
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4124.5+6
recherchiert und bebildert von Martin Wittwar, Hermannrode (Fotos vom 4.04.2009)



Dassel (II)
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die andere Seite

Vorderseite

Rückseite
Abbildungen bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

Größe / Material: 164:69:22 / roter Sandstein

Geschichte: Der Stein muß nach 1988 um 180° gedreht worden sein. Müller / Baumann (1988) bezeichnen die Seite mit der Baumdarstellung als Vorderseite und auf ihrem Foto ist im Hintergrund die Mauer erkennbar. Heute ist die Baum-Seite der Mauer zugewandt.

In der Parkanlage an der Stadtmauer im niedersächsischen Dassel steht der mannshohe Scheibenkreuzstein, der auf seiner jetzigen Vorderseite im Halbrelief ein Scheibenkreuz zeigt, das auf einem begrünten Baumstamm steht. Auf der vom Beschauer aus gesehenen rechten Seite fällt ein Mensch zur Erde, der in seiner rechten Hand noch einen abgebrochenen Ast hält. Nach örtlicher Lesart stehen auf dem umlaufenden Schriftband die Namen Irmingard und Luidolf, vor allem aber eindeutig lesbar die Jahreszahl M CCC XX V.
Die jetzige Rückseite zeigt - ebenfalls eingerillt - Christus am Kreuz. Die Arme sind abgewinkelt. Hände und Füße werden durch überlange Nägel am Kreuz festgehalten.
Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt bei der sehr aufwendig gearbeiteten Vorderseite und hier vor allem am unteren Bildrand. Da sind zunächst am unteren Ende des Baumes die beiden horizontalen Linien, die den Erdboden angeben, darunter laufen vier unscheinbare Doppellinien vom Stamm weg. Die beiden äußeren gehen in das umlaufende Schriftband über. Das ist besonders gut auf der linken Seite zu sehen. Hier laufen die Linien nahtlos in das Schriftband weiter. Damit bilden die vom unteren Baumende ausgehenden Linien der Paradiesflüsse einen Rahmen für das Geschehen in der Bildmitte. Sie umschließen es und erzeugen im gewissen Sinne ein Transportmittel von der untersten Ebene des Sturzes, zu der obersten Ebene, dem Kreuz, dem Zeichen und Symbol für Rettung und Leben.
Was zunächst als sehr subjektive Deutung erscheint, wird einsichtig, wenn man die vier Doppellinien nicht einfach als Baumwurzeln, sondern als die vier Paradiesflüsse Euphrat, Tigris, Geon und Phidon ansieht. In der süd- und westeuropäischen Kunst des frühen und hohen Mittelalters, aber auch auf Kleindenkmalen vom Mittelalter bis zum 17.Jahrhundert sind die Paradiesflüsse immer wieder zu finden. (Müller 2000)

Gesamthöhe: 240cm. Nach Mirus, Dassel, hat der Stein bis 1966 seinen Standort nicht gewechselt. Er stand bis dahin südlich der Eisenhütte am Feldweg, der zwischen der Eisenhütte und der Relliehausener Straße verläuft. Im Sommer 1966 wurde er im Dasseler Stadtpark unweit der Mauer aufgestellt.
Beide Seiten des sehr aufwendig gearbeiteten Steines zeigen bildhafte Darstellungen. Auf der Vorderseite ist, umrahmt von einem Schriftband, ein Baum mit Blättern eingerillt, dessen Krone in einem Scheibenkreuz endet. Auf vertieftem Scheibengrund steht erhaben ein nasenbesetztes, filigranartig gearbeitetes Kreuz. Da sich vom Scheibenrand ebenfalls Nasen absetzen, bilden sich zwischen den Kreuzarmen Dreipässe. Auf der rechten Seite fällt ein Mensch vom Baum. Seine rechte Hand umklammert einen abgebrochenen Ast. Die Figur ist mit einem fußlangen, faltenreichen Gewand bekleidet und trägt schulterlanges Haar.
Die jetzige Rückseite des Steines zeigt - ebenfalls eingerillt - Christus am Kreuz. Die Arme sind abgewinkelt. Hände und Füße werden durch überlange Nägel am Kreuz festgehalten. Die Schriftbänder laufen hier zunächst längs der Kanten des Steines. Über den Kreuzarmen und dem -kopf bilden sie einen Giebel.
Die Ecken des Denkmals sind beschädigt, und die Kanten sind abgeschlagen. Während bisher von der schlecht zu lesenden Schrift lediglich ADAM - ARBORE - IN PACE - (AN)NO DM MCCCXXV gesichert schien (Fahlbusch 1935), hat Mirus, Dassel, die folgende Lesart entwickelt:
Vorderseite: Anno.dom(ini) .MCCCXXV.Pr(e).vig(ilia) P(entecostes).Irmingard.Luidolfs.Uxo(r)...occidit.sic.
Rückseite: Quadam-arbore.et.sic.obiit.cuius.a(n)i(m)a.requiescat. in.pace.am
Mirus übersetzt und deutet so: Im Jahre des Herrn, 1325, am 24.Mai, fiel Irmingard, die Gemahlin Ludolfs, in der Weise von einem Baum nieder und so starb sie. Ihre Seele ruhe in Frieden, Amen!
Falls es sich bei der Verunglückten um Irmingard, Gattin des Grafen Ludolfs V. von Dassel, handelt - die Existenz dieser Frau ist am Anfang des 14.Jahrhunderts urkundlich bezeugt -, dann müßte am 24.Mai 1325 eine etwa 75jährige Frau aus dem Baum gefallen sein. (Müller / Baumann 1988)

   Der bei Dassel am Wege nach Hilwartshausen etwas hinter der Eisenhütte linksseitig aufgestellte Denkstein ist aus dem hier allgemein benutzten Sollinger Rotsandstein hergestellt (T. XI, 81). Die Zeichnungen, auf der einen Seite der Gekreuzigte, auf der Rückseite unter dem gotischen Nasenkreuze im Kreise eine unter einem Baume zusammenbrechende Frauengestalt, der eine runde Frucht [Apfel?] auf den Kopf zu fallen scheint, sind in Linien eingegraben; nur der obere Teil um die Kreuze ist etwas ausgetieft. Von der umfangreichen Inschrift in gotischen Buchstaben ist sicher: "adam • arbore" und "in pace", sowie auf der anderen Seite: "anno domini MCCCXXV" zu lesen, d.h. "Adam .... von dem Bauma" und "Im Jahre des Herrn 1325". Bei längerem Zeitaufwande und eingehendem Studium wird vielleicht mehr zu entziffern sein.
   Sage: Eine Frau soll an einem Sonntage Unkraut ausgezogen haben, bei aufsteigendem Gewitter unter einen Baum geflüchtet und hier vom Blitze erschlagen sein. (Hoffmann 1935)

Sage: 1. Eine Frau hat am Sonntag Unkraut gejätet. Sie flüchtete vor einem Gewitter unter einen Baum und wurde dort vom Blitz erschlagen.
2. Eine Frau wurde während der Flachsernte von einem Gewitter überrascht. Als sie aus einer Flasche trinken wollte, wurde sie vom Blitz erschlagen.

Quellen und Literatur:
Fahlbusch, O. - Die Kreuzsteine im Kreise Enbeck, in: Göttinger Blätter für Geschichte und Heimatkunde Südhannovers, 1.Jg., 1935, NF, Heft 1, S.30-32
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.5, 30
Görlich, Joachim-Ulrich - Kreuzsteine, Mordsteine, Galgensteine, 1976, S.22
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4124.5
Müller, Werner - Zur Darstellung der Paradiesflüsse auf Kleindenkmalen unter der besonderen Berücksichtigung des Irmingard-Scheibenkreuzsteines von 1325 in Dassel, in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.26 (NF 11), 2000, S.5-20



Dassel (III)
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die andere Seite

Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

Größe / Material: 83:57:11 / Sandstein

Geschichte: Das "Schäferstein" genannte Bruchstück soll nach Mirus, Dassel, vor der Verkopplung um 1880 in der Feldmark auf dem Wege nach Hunnesrück gestanden haben, dann sei er auf den "Ziegenanger" nahe dem heutigen Freibad gekommen. Anfang der 70er Jahre hat Mirus den Stein in die Stadt Dassel geholt und an der Wallanlage nahe dem Scheibenkreuzstein 4124.5 aufstellen lassen.
Bei dem Bruchstück handelt es sich um das Fragment eines Scheibenkreuzsteines. Vom ehemaligen Kreuz sind noch Teile eines Lilienkreuzes zu erkennen, in dessen Zentrum eine mit Nasen besetzte Scheibe ein griechisches Balkenkreuz umschließt.
An der rechten Seite des Steines ist noch eine Spruchleiste zu erkennen. Der Text ist nicht mehr zu entziffern. Die Rückseite des Steines scheint unbearbeitet gewesen zu sein. Der Chronist Letzner bezeichnet schon 1596 den Stein als beschädigt und zerschlagen, als Beweis aber noch vorhanden. Nach Letzner und Fahlbusch (1935) soll für jeden der bei einem Streit Getöteten ein Stein gesetzt worden sein: Ein Gedenkzeichen für den Herrn Christian von Ellenhusen und für den getöteten Schäfer ein Stein mit einer "Sackpfeiff". Über diese sagenhaften Angaben hinaus fehlen weitere konkretere Angaben über das Vorhandensein eines zweiten Steines. (Müller / Baumann 1988)

   Nördlich von Dassel steht an einem Feldwege, der durch den "Ziegenanger" führt, das Bruchstück eines Kreuzsteines (T. XI, 82). Auf der Vorderseite sind nur mit Mühe die Spuren der wiedergegebenen Zeichnungen und rechts im Schriftbande die einer Inschrift zu erkennen. Die Rückseite ist wie der ganze Stein arg beschädigt, zum Teil abgespalten und sehr verwittert.
   Sage: Ein Ritter v. Ellenhusen soll sich über einen dort beim Schafehüten flötenblasenden Schäfer geärgert und ihn erschlagen haben, als sein Pferd scheute. In sein Haus zurückgekehrt, soll er dann von den Frauen des heute wüsten Ortes Ellenhausen mit Holzschuhen niedergeschlagen sein. (Hoffmann 1935)

Sage: Ein Ritter von Ellenhusen hat sich über einen flöteblasenden Schäfer geärgert und soll ihn erschlagen haben. Ellenhusener Frauen sollen daraufhin den Ritter mit Holzschuhen erschlagen haben.

Quellen und Literatur:
Fahlbusch, O. - Die Kreuzsteine im Kreise Enbeck, in: Göttinger Blätter für Geschichte und Heimatkunde Südhannovers, 1.Jg., 1935, NF, Heft 1, S.30-32
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.5, 30
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4124.6


Sühnekreuze & Mordsteine