Deutschland Niedersachsen Lkr. Northeim

Hohnstedt


Blick zum Standort

PLZ: 37154

GPS: N 51° 46,215', O 9° 57,570'

Standort: Nördlich vom Ort, am Waldrand des Hohnstedter Berges.

Größe / Material:

Geschichte: Gedenkstein für die fünf Jugendlichen aus dem Dorf Hohnstedt die auf tragische Weise im Jahre 1982 im Osterfeuer verbrannten. Das Feuer wurde von jungen Leuten aus dem Nachbardorf Edemissen, einem alten Unfug folgend, in der Nacht vor dem eigentlichen Abbrennen entzündet. Die fünf Hohnstedter bewachten das Feuer und hatten sich ihr Nachtlager im Osterfeuer selbst errichtet und bemerkten nicht das es schon brannte. Die Inschrift lautet:

HIER MUSSTEN DURCH EIN GRAUSIGES
GESCHEHEN IM OSTERFEUER 1982
UNSCHULDIG IHR LEBEN LASSEN
FRANK FRIEDHOFF   16 JAHRE
LUTZ KAPPEI            17     "
DETLEF KURZIDIM     16     "
PETER QUEETZ          18     "
AXEL SCHNEPEL       14     "

Der Weg, welcher einst schnurgerade zum Waldrand am Hohnstedter Berg führte, ist ab der halben Wegstrecke zugewuchert, so als ob er seit jenem Ereignis nicht mehr benutzt wird

Das Osterfeuer in Hohnstedt, für das Holz, Stroh und Heu meterhoch aufgetürmt worden war, sollte am Sonntag entzündet werden. Nach einem alten Brauch bewachten acht junge Menschen aus dem Ort den Holzstoß, weil es in den vergangenen Jahren immer wieder vorgekommen war, daß Jugendgruppen aus Nachbarorten das Osterfeuer vorzeitig entfacht hatten. Ein Pohzeibeamter aus Northeim sagte: "Das ist bei uns so Sitte."
In dem Holzstoß hatten sich die Jugendlichen aus Hohnstedt eine Art Höhle gebaut, um dort übernachten zu können. Ortsbrandmeister Günter Brandt: "Daß unsere Jungs eine Nacht vor dem Abbrennen des Osterfeuers in dem Holzstoß schlafen, das ist bei uns seit ewigen Zeiten Sitte." Sieben Mitglleder der achtköpfigen Bewachungsmannschaft hatten sich in die Höhle zurückgezogen, nachdem sie zuvor gemeinsam Bier getrunken hatten. Der achte Jugendliche hatte sich außerhalb des Scheiterhaufens zum Schlafen niedergelegt.
Wie die Ermittlungen der Pollzei ergaben, versuchten Jugendliche aus dem nur drei Kilometer von Hohnstedt entfernten Nachbarort Edesheim, noch während der Nacht zum Sonntag sich an den Abbrennplatz auf dem Hohnstedter Berg heranzuschleichen. Sie wurden jedoch von Jugendlichen aus Hohnstedt entdeckt. Es kam zu einer Rangelei, die Edesheimer wurden verjagt. Gegen vier Uhr am Sonntagmorgen aber brannte plötzllch das Osterfeuer lichterloh, eine Nacht zu früh.
Der Bundeswehrsoldat Uwe Striewski (21) aus Hohnstedt, der zusammen mit Andreas Slawski (16) dem Flammentod entkommen konnte, schilderte dem Hamburger Abendblatt die schrecklichste Nacht seines Lebens so: "Um 3 Uhr 50 wachte ich auf, Ralf, der draußen geschlafen hatte, schrie ,Feuer, Feuer". Zusammen mit Andreas bin ich aus der Höhle gekrochen, über uns und neben uns brannte schon alles. Wir waren total geschockt. Ralf und ich zogen Axel noch aus den Flammen, dann sind wir sofort runter nach Hohnstedt gelaufen und haben die Feuerwehr alarmiert." Für die Schüler Lutz Kappei (17), Frank Friedhof (16), Detlef Kurzedim (16) und Peter Queetz (18) kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie waren offenbar im Schlaf von den Flammen überrascht worden. Die Polizei: "Der Wind blies in jener Nacht so, daß die Flammen ins Innere des Holzstapels hineinschlugen. Dort noch herauszukommen war fast unmöglich."
Der 14 Jahre alte Axel Schnepel, der von zwei Kameraden brennend aus dem Inferno herausgezogen worden war, wurde in einem Notarztwagen in die Göttinger Universitätsklinik gefahren. Dort erlag der Junge, Sohn eines Polizeibeamten seinen schweren Verbrennungen.
Zur Aufklärung des Unglücks wurde bei der Kriminalpolizei in Göttingen noch am Sonntag eine zehnköpfige Sonderkommission gegründet. Schon am Nachmittag stießen die Beamten auf eine heiße Spur. Ein Jugendlicher aus Hohnstedt hatte während der vorangegangenen Rangelei mit der Gruppe aus Edesheim einen der Edesheimer erkannt. Das war für die Pollzei der entscheidende Tip. Sie nahm fünf junge Männer im Alter zwischen 16 und 19 Jahren aus Edesheim fest.
Ein Sprecher der Polizei zum Hamburger Abendblatt: "Die fünf haben zugegeben, das Osterfeuer angezündet zu haben. Einer hat auch gestanden, aus dem aufgeschichteten Holzstapel Stimmengemurmel gehört zu haben."
Für die Pollzei ist dies ein Indiz dafür, daß die jungen Männer aus Edesheim hätten wissen müssen, was sie taten. Gegen sie wird nun wegen Verdachts des Totschlags ermittelt. Gestern nachmittag wurden sie dem Haftrichter in Northeim vorgeführt.
In Vernehmungen sollen die Festgenommenen ausgesagt haben, sie hätten nur einen "Jux" machen wollen. Ob die Tat möghcherweise ein Racheakt war, dafür gab es gestern abend von der Pollzei noch keine Bestätigung. Für Ortsbrandmeister Günter Brandt war auch Stunden nach dem Unglück die Tat unfaßbar: "Einige meiner Kameraden haben geweint." Das Osterfeuer in Edesheim wurde am Sonntagabend nicht, wie geplant, angezündet. (Hamburger Abendblatt 1982)

Sage:

Quellen und Literatur:
Historisches Archiv, Nr.85, in: Hamburger Abendblatt vom 13.04.1982, S.22
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Fotos vom 30.09.2009)


Sühnekreuze & Mordsteine