Konturen retuschiert. |
PLZ:
49179GPS:
Standort:
Auf dem Kirchhof, wenige Meter südwestlich vom Kirchturm.Größe / Material:
164:66:22 / SandsteinGeschichte:
Der "Paterstein" wie ihn der Volksmund nennt, ist eine konisch geformte, im letzten (durch einen Bruch beschädigten) Drittel schulterförmig gestaltete Stele. Sie schließt mit einer waagerechten Sturzplatte ab, die einst ein Steinkreuz mit Hohlkehlenprofilierungt getragen haben soll, heute mit einem fein-gliedrigen schmiedeeisernen, fast gleichschenkligen Kreuz (67:64:3) versehen ist. Der auf der Vorderseite stark abblätternde Sandstein läßt hier nur noch schwach die Figur eines halb von vorn dargestellten barhäuptigen Geistlichen erkennen, der in der rechten Hand einen Kelch hält. Die am Rand der Stele in Majuskeln eingeschlagene lateinische Inschrift lautet:SUBDITUS ICTU HIC NECUIT CLAVE SIC RADULPH PRESBYTER AVE. |
Sage:
Die Vorgängerin der heutigen Kirche war eine der hl. Walburgis geweihte Kapelle. Die sonntägliche Messe mußte ein Priester aus Ostercappeln abhalten. Da dieser einerseits die Zeiten des Meßopfers recht unpünktlich einhielt, andererseits oft das sündige Leben des Ritters Kuno von der benachbarten Walburg und der Dorfbewohner anprangerte, wurde er eines Tages, als er sich wieder verspätet hatte, von den erzürnten Hörigen des Ritters erschlagen. Über Kapelle, Ritter und Dorfbewohner wurde das Interdikt verhängt, von dem man sich nach einem Jahr und Tag durch Bußzahlung von 60 Mark Silber und Verpflichtung zur Errichtung eines Denksteins für den Toten löste. Kuno von Walburg ging und blieb fort und soll an einem Kreuzzug teilgenommen haben. (Müller / Baumann 1988)Quellen und Literatur:
Urkundlich nicht belegt, aber sagenhaft überliefert ist die Geschichte um den Tod des Radulph Presbyter.
In den ersten Jahren nach dem Kirchenbau fehlte in Venne noch ein Priester, so daß jeweils ein Geistlicher aus Ostercappeln
kam, um das Meßopfer darzubringen.
Einst war dem Priester Radulph dieses Amt übertragen worden, der als ernst und sittenstreng galt und den Vennern in seinen
Predigten die Leviten las. Außer diesen bitteren Wahrheiten störten die häufigen Verspätungen des Geistlichen, entweder weil er sehr
beschäftigt und der Fußweg weit war, oder aber, daß er unterwegs der auf Ab- und Umwege führenden Jagd frönte, was die
Einwohner in Zorn setzte, und allmählich stieg in ihren entarteten und gottlosen Herzen ein tiefer Haß gegen den Priester auf.
des Winnkotten Linnenschmidt |
"Auf dem Kirchhofe, an der Südseite des Turmes, der sogenannte Paterstein, eine aufrechte Gedenkplatte aus Sandstein, darauf die eingeritzte Gestalt eines Geistlichen in Talar mit entblößtem Haupt, einen Kelch in der Rechten haltend. Die Figur ist halb von vorn dargestellt. Umschrift: Horrendum dictu curatum subditus ictu hic necuit clave, sic Radulph presbyter ave. Ein Steinkreuz mit Hohlkehlenprofilierung bildete ehemals die Bekrönung."
Die heutigen Denkmalschützer notierten zu dem verwitterten Stein:
"Auf dem Kirchplatz "Paterstein", polygonal, mit eingeritzter Darstellung eines Geistlichen, 14. Jahrhundert, und oben angeführte lateinische Umschrift."
Schreckliche Kunde, hier hat ein Untergebener durch einen Schlag mit dem Schlüssel den Seelsorger getötet, so leb wohl, Priester Radulph.
Für eine Entstehung des Steines im ausgehenden Mittelalter spricht das Schriftbild der Umschrift, die eingeritzte
Darstellung des Geistlichen und des Gottessymbols (Gott dargestellt durch die aus Wolken sich herabsenkende Hand mit Kreuznimbus)
im Oberteil. Hingegen weisen das Fehlen von Lebensdaten, die Profilierung des Abschlusses mit mittlerweile durch ein Eisenkreuz
ersetztem Steinkreuz und die geschwungenen Seiten des Oberteils auf eine Schöpfung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
hin, wobei dann der Steinbildhauer mit großem Einfühlungsvermögen in spätmittelalterlicher Manier den Stein größtenteils gestaltete.
In den "Sagen des Hasethales" erzählte Crone 1883 die Paterstein- und Süntelsteinsage miteinander verflochten:
"Es war Sonntag, und aus moosbewachsener Hütte trat der fromme Priester Radulph hervor; er hatte einen armen Kranken
getröstet, allein sich etwas zu lange verweilt, denn er sah am Stande der Sonne, daß er nicht mehr viel Zeit übrig hatte, um nach
Venne zu kommen, wo er dem kurz zuvor noch heidnisch gewesenen Volke predigen sollte. Leider aber waren die dortigen Bewohner
nur wenig geneigt, sich bekehren zu lassen, der fromme Priester war ihnen viel zu streng, und sie gingen lieber ins Wirtshaus, als zum
Gottesdienst. Erschöpft langte endlich Radulph an seinem Berufsorte an, er hob die geweihten Hände zum Himmel empor und flehte
Segen auf die verderbte Gemeinde herab. Anfangs stutzten sie bei seinem Anblick, doch bald ertönte eine kreischende Stimme:
Auf, Bruder, nieder mit dem Pfaffen! Wild stürmten die Unsinnigen auf den Gottesmann ein, betend sank Radulph zur Erde und
empfing geduldig die mächtigen Streiche, bis er aus vielen Wunden blutend seine Seele aushauchte. Kaum war aber die Schandthat
geschehen, so stob die trunkene Menge auseinander, denn grausend erkannten sie, was sie gethan hatten.
Satan, der nur darauf sinnt, Seelen für sein höllisches Reich anzuwerben, trat vor den Herrn und sprach:
"Herr, Du kennst die Laster des von Dir gewichenen Volkes zu Venne; frech hat es nun auch noch Deinen Diener Radulph
erschlagen und lebt so ungestört die Tage dahin in Sünden und Lastern. Es ist nicht mehr würdig, noch fernerhin die Schwelle Deines
Tempels zu betreten. Erlaube mir deshalb, daß ich den Eingang versperre zu der heiligen Stätte."
Diese Vollmacht gab ihm der Herr und sprach:
"Schaff in der Nacht einen mächtigen Felsblock vor die Kirchthür in Venne, auf daß er dem Sodomsvolke Furcht und Schrecken
einflöße und es so zur Buße und Besserung bringe".
Da freute sich der Böse, denn er wußte wohl, daß, wenn ein Volk nicht mehr zur Kirche geht, wo ihm Gnade zuströmt aus dem
göttlichen Borne, daß es dann auf ewig dem Bösen verfallen ist. Er stieg also schnell hinunter zur sündigen Erde, um die göttliche
Vollmacht zu gebrauchen, aber noch schneller als er schwang sich ein Friedensengel von den luftigen Höhen, wendete sich nach
Venne und bekehrte dort in Kurzem gar manchen Bösewicht, der durchdrungen von Furcht und Reue sich in den Staub warf und den
Allmächtigen um Gnade und Vergebung anflehte. Satan eilte indes nach dem Süntelgebirge, um einen passenden Block vor die
Kirchentür zu holen. Es lagen dort eine Menge Felsen aufgeschichtet, wovon er sich den größten zu seinem Zwecke aussuchte.
Gewandt umschlang er ihn mit stählerner Kette, hakte ihn dann auf seinen Kopf und eilte froh mit ihm von dannen. Lustig trabte er
über Berg und Hügel, sich freuend des Streiches, den er gespielt hatte. Laut klirrte und rasselte aber die ungeheure Kette, schreckte
den Wanderer empor aus dem süßen Traume von der baldigen Ankunft in der süßen Heimat und schreckte das Wild von seinem
Lager auf. Schon näherte er sich mehr und mehr dem Dörfchen, nur noch wenige Schritte hatte er bis zur Kirche zu gehen, da
zuckten die ersten Strahlen der Sonne am Horizonte empor, muntere Hähne ließen ihren Schrei weithin durch die Stille des jungen
Morgens erschallen, und das Treiben des Bösen hatte sein Ende erreicht. Zentnerschwer wird ihm die Last auf dem Kopfe, und wie
er sich auch abmüht, der gewaltige Fels fällt von demselben herunter und sinkt tief in die Erde. Man sieht nur noch die riesige Spitze,
an der sich die Höhlung befindet, in welcher der Kopf des Satans geruht, und die Merkzeichen, welche die Riesenkette
zurückgelassen. So hatte der Allgerechte das Flehen des Volkes zu Venne gnädig erhört und des Bösen listigen Plan vernichtet.
Der Stein aber ist noch zu sehen und heißt davon der Sonnenberg.“
Nun ja, wie hieß es doch einst: "Wer nich will sym slagen, de blywe weg van Vyene un van Hagen".
(JEN)