Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Steinfurt

Rodde / OT von Rheine


Detail des
Kreuzaufbaus

Detail der Inschrift

Abbildung bei
Breuing (1985)

PLZ / GPS: 48432 / N 52° 16,683', O 7° 33,083'

Standort: Vor dem haus "Am Feldgraben 100".

Größe / Material: 240 (mit Sockel) : 74:18 / Sandstein

Geschichte: 2006: Gesamtaufbau bestehend aus 6 übereinandergestellten Teilen, alles ist mit Zement verbunden. Sockelmaße: B: 52; T: 45cm.
Alles ist stark beschädigt und verwittert. Die Inschrift im Sockel lautet:
Was Seind
Das für Wunden
Mitten in deinen Handen
Dann bin ich Verwundet
Im Hausz DerJenigen
Die Mich Lieb
Hatten. Zach. 13
1785
Breuing liest in der 5.Zeile "Im Hausz Der Peiniger".

1985: Der bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges in der Fernrodder Höfereihe gelegene und dann nach einem totalen Brandschaden verlegte Schulzenhof Meyering besaß am Ostrande des großen Rodder Esches ein Heuerhaus, das nach einer Flurbereinigung an den Nachbarhof Hibbe gelangte. Unweit dieses kleinen, ländlichen Anwesens stand an der Südseite der Straße, die von den Nahrodder Höfen nach Bevergern zur Kirche führte, an einer Weggabelung "Meyerings Kriiz". Als in den Jahren 1941/42 der Hof Miltrup erbaut wurde, kam es nur wenige Meter weiter nördlich in den Garten des Hauses.
Das aus einem Stein gehauene Kruzifix steht in später Nachfolge etlicher Kreuze, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von der Niemann-Werkstatt in Bevergern geschaffen wurden. Prototyp war wohl das Kreuz an Bergmanns Hof in Hörstel, und ein naher Verwandter ist das Kruzifix in Grothues' Kapelle im selben Ort. Charakteristisch sind neben der Reduzierung des Korpus Christi in ein ziemlich flaches Halbrelief die Flügelköpfchen an den Balkenenden und der Golgothafelsen mit Totengebein und Paradiesschlange, die Hinweis auf den Sühnetod Christi für die Erbschuld der Menschheit sind und das Kreuz Christi zum Hoffnungszeichen der Auferstehung machen. Somit könnte das Kreuz ein Wegezeichen am Liekweg dargestellt haben; doch hat die Inschrift am Sockel, die nicht mit der an Bergmanns Kreuz übereinstimmt, zu einer solchen Standortbestimmung keinen Bezug: "Was Seind / Das Für Wunden / Mitten in deine Händen / Damit Bin ich VerWunden / Im Hausz Der Peiniger / Die Mich Lieb / Hatten. Zach. / 1785."
Während das Kruzifix insgesamt gut erhalten ist, sind die Gesichter der oberen drei Engelchen zerstört. Diese Tatsache hat sich in der mündlichen Rodder Überlieferung zu einer Erzählung verdichtet, die wohl eine der zahlreichen Wandersagen über die Greuel der 1813 als Vorhut der alliierten Truppen den Resten der Napoleonischen Armee folgenden Kosaken ist: "In den Freiheitskriegen ritt eines Tages ein Kosak den breiten Postdamm von Bevergern nach Rodde. Der wilde Reiter aus der russischen Steppe hatte nichts Gutes im Sinn. Vielleicht war er gar auf Raub und Mord aus. Als er plötzlich hinter Busch und Baum das Kreuz am Wege sah, fühlte er sich eigenartig gewarnt. Das paßte ihm nun gar nicht, denn er wollte von seinem schändlichen Vorhaben nicht lassen. Darum nahm er seine große Reiterpistole und schoß ein, zwei, drei Kugeln auf das Kreuz. Das Bild des gekreuzigten Heilandes traf er nicht, dafür zerschlugen seine Kugeln aber die Engelköpfe links und rechts auf dem Querbalken des Kreuzes, wie man noch heute sieht. Als der Kosak die vierte Kugel abschoß, da quoll so dicker und so giftiger Rauch aus der Pistole, daß ihn ein heftiger Husten überfiel, an dem er erstickte."
(Breuing, Rudolf - Barocke Wegebilder und Kapellen im Kreis Steinfurt, 1985, S.545-546)

Sage: Ein Kosake soll mit einer Pistole auf das Kreuz geschossen haben und diesen Frevel mit dem Leben bezahlt haben.

Quellen und Literatur:

(recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne)



Spuren des bösen Kosaken
sind erhalten geblieben

Steinkreuz am Feldgraben: Erklärungen aus der Sage

Wenn man genau hinsieht, erkennt man die ramponierten Stellen am Querbalken
Foto: Offenberg

   -off- Bevergern. Auf der Grenze zwischen Bevergern und Rodde ganz in der Nähe des Naturschutzgebietes Galgenkamp steht vor dem Hause Miltrup, Feldgraben 100, ein steinernes Kreuz aus dem Jahre 1785. Rechts und links vom Korpus befinden sich zwei Engelsköfe die trotz Restaurierung im Jahre 1989 weiterhin zerstört. Und bleiben werden; denn diese Zerstörung ist wahrscheinlich so alt wie das Kreuz selbst.
   Die Sage gibt folgende Erklärung: In den Freiheitskriegen haben sich russische Kosaken in der hiesigen Gegend aufgehalten. Wie in allen Kriegszeiten hat es gute und schlechte, grausame und hilfsbereite Soldaten gegeben. Ein grausamer Kosak aus dem russischen Bataillon ritt eines Nachts von Bevergern über Rodde nach Rheine. Er war auf Plünderung aus, vor Mord soll er nicht zurückgeschreckt haben.
   Kurz hinter dem Galgenkamp als der Mond von einer Wolke verdeckt wurde, sah er ein Gebilde am Wege stehen. Da er nichts Gutes im Schilde führte, erschrak er über diese für ihn undefinierbare Gestalt. Daher zügelte er sein Pferd und rief warnend in Richtung des Schattenbildes
   Da tauchte der Mond wieder auf, sodaß er den Gekreuzigten erkennen konnte. Seine Wut auf dieses Steinbild war so groß, daß er seine Pistole zog und dreimal auf den Korpus schoß. Er traf jedoch nicht den Gekreuzigten, sondern die Engelsköpfe links und rechts auf dem Querbalken nahmen die Kugeln auf.
   Bei einem letzten Schuß aus der Waffe quoll dicker, giftiger Rauch aus dem Lauf, an dem, so berichtet die Sage, der Kosak erstickt sein soll. Ob es sich hier um einen Rohrkrepierer handelte, oder ob der Soldat in seiner Not im nahen Moor ertrank, läßt sich nicht mehr ermitteln.
(Regionalzeitung vom 15.03.1995, Quelle: Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren)


Sühnekreuze & Mordsteine