Österreich Kärnten Bezirk Sankt Veit an der Glan

Launsdorf / OT von Sankt Georgen am Längsee


Detail Bildrelief

der Bildstock auf
dem sagenhaften
künstlichen Hügel
vor der Burg Osterwitz

Abbildung bei
Hula (1948)

AK von 1907

PLZ: A-9314

GPS: N 46° 45,708', O 14° 27,169'

Standort: Etwa 200m östlich der Straße von Launsdorf zur Burg Hochosterwitz auf einem kleinen Hügel.

Größe / Material: 340cm hoch / Marmor

Geschichte: Benennung: "Maultasch-Kreuz". Tabernakelpfeiler, 16.Jhdt.(?) mit quadratischem Querschnitt und Reliefbildern Christi Geburt, Kruzufixus, Auferstehung. Pyramidenförmiger Abschluss.

Sage: Als die Belagerung und darauffolgende Zerstörung des Schlosses Dietrichstein durch Margaretha Maultasch vor sich ging, flüchteten viele Einwohner, Herren und Knechte, mit Weib und Kind eiligst gen Osterwitz, eine Burg, welche dem edlen Ritter Beinher Schenk gehörte, welcher auch die Flüchtigen gern auf seiner starken und stattlichen Burg aufnahm, die eine Meile Weges von Sankt Veit gegen Völkelmarkt rechter Hand auf einem sehr hohen und steilen Felsen liegt, wo man weder mit Sturmanlaufen noch mit Steingeschoß-Einwerfen etwas ausrichten konnte.
Die kühne Fürstin aber zog demunerachtet mit vielem Kriegsvolk vor das Schloß und war willens, so lange davor zu liegen, bis es der Mangel droben in ihre Hand und die vielen dort hinauf geflohenen Herren und Frauen in ihre Gefangenschaft liefere.
Herr Reinher Schenk traf alle Anstalten zur tapfern Gegenwehr; er verteilte sein Kriegsvolk, dessen nur wenig über dreihundert Mann war, zweckmäßig auf die hohen Mauern und Türme und ließ fleißig Wache halten. Indes rückte das feindliche Heer immer näher, umkreiste den Felsenberg und schloß ihn so eng ein, daß niemand mehr zu den Belagerten hindurchgelangen konnte, fügte auch auf Geheiß seiner Herrin den Umwohnern merklichen und empfindlichen Schaden zu durch Morden, Rauben und Brennen.
Allein, damit wollte sich das feste Schloß immer noch nicht geben, und die Zeit verstrich sonder Erfolg, so daß sich endlich Frau Margaretha entschloß, Werbung tun zu lassen an den Burgherrn, das Schloß gegen freien Abzug mit den Seinen zu übergeben. Darauf ließ Ritter Reinher Schenk ihr sagen, er müsse, wenn er etwas nach ihrem Dräuen fragen wolle, fürwahr ein zages Kind sein.
Da sonach diese Aufforderung zur Übergabe von Osterwitz nichts fruchtete, so sollte nun der Ort ausgehungert werden, und es entstand in der Tat am Ende ein furchtbarer Mangel in Osterwitz, besonders am Wasser, so daß täglich viele Personen starben. Die dreihundert Kriegsmänner schmolzen zu einem Häuflein von einhundert und mußten sich mit abscheulicher Speise von solchen Tieren sättigen, deren Fleisch man sonst verachtet. Da galt es nun einen guten Rat zu ersinnen, und diesen erfand Herr Reinher Schenk, als aller Vorrat an Lebensmitteln aufgezehrt war bis auf einen dürren Stier und zwei Vierling Roggen. Man schlachtete den Stier, füllte in seine frische Haut den Roggen und stürzte es über den Berg hinab, so daß es die Belagerer mit großer Verwunderung sahen. Als Frau Maultasch dies nun auch erfuhr, tat sie einen zornigen Schrei und rief: "Ha, das sind die Klausraben, die sich Fraß und Futter auf eine lange Zeit in ihre Felskluft zusammengeschleppt. Wir werden sie nicht leichtlich in unsere Klauen fassen. Auf! lassen wir diese in ihrem hohen Neste sitzen und richten unsere Jagd auf andere und fettere Vögel!"
Und von Stund an gebot die Herrin ihren Kriegern, daß ein jeder insonderheit seine Sturmhaube voll Erde fassen und sie auf einem ebenen Felde, gleich Osterwitz gegenüber, ausschütten solle. Dies geschah, und wurde aus sotaner Erde ein ziemlich großes Berglein, das nannte man im Lande Kärnten lange Zeit die Maultasch-Schutt. Im Jahre 1580 ließ der Landeshauptmann von Kärnten, Herr Georg Kevenhüller, Freiherr zu Aichelberg, der Frau Maultasch Bildnis aus schönem weißem Stein aushauen und aufrichten, welche Denksäule man das Kreuz bei der Maultasch-Schutt hieß. (Bechstein 1840)

Quellen und Literatur:
Die Maultasch-Schutt, in: Grimm, Jacob und Wilhelm - Deutsche Sagen, Kassel 1816/18, Nr.504
Die Maultaschschutt bei Osterwitz, in: Bechstein, Ludwig - Volkssagen, Mährchen und Legenden des Kaiserstaates Österreich, 1840,
Graber, Georg - Die Maultasch-Schutt, in: Sagen aus Kärnten, Graz 1941
Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.82 und Tafel 11/29 unter Hochosterwitz
Farthofer, Franz und Karoline - Die Bildstöcke Kärntens, Klagenfurt 2006, Band 1, S.242
Skudnigg, Eduard - Das Maultaschkreuz, in: Bildstöcke und Totenleuchten in Kärnten, Klagenfurt 1972 (2.Aufl.), S.275-278
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos von August 2006)



Das Maultaschkreuz
vonEduard Skudnigg

Zwischen Launsdorf und Hochosterwitz liegt der Maultaschhügel, auf dem "der wilden Männin Steinbild" steht. Der Sage nach sollen die Mannen der streitbaren Gräfin, nach der erfolglosen Belagerung der Feste Hochosterwitz, vor ihrem Abzug jedweder einen Helm voll Erde zu einem Hügel zusammengetragen haben. Da aber schon die Belagerung nur sagenhaft ist, muß der Hügel anderen Ursprungs sein; und weil er unmotiviert und quadratisch in der Ebene liegt, hat er schon vielen Forschern arges Kopfzerbrechen bereitet. Nachgrabungen und Schnitte brachten nichts zuwege.
Um wieviel mehr wird natürlich das Geheimnisvolle dadurch verstärkt, daß sich mitten auf diesem Hügel eine Bildsäule befindet, deren Herkunft unerforschlich scheint.
Das Standbild ist 3,40m hoch und auf rechteckigem Grundriß errichtet. Ein schlanker monolithischer Pfeiler trägt einen nur wenig vorkragenden Tabernakel, dessen vier Seiten folgende Reliefdarstellungen zeigen: Auf der nördlichen Breitseite ein Brustbild Gott Vaters mit der Weltkugel, im Süden Christus am Kreuz, zu Füßen ein Totenkopf, der Gekreuzigte von Maria und Johannes flankiert, auf der Schmalseite im Osten Maria und Josef mit dem Kinde in der Krippe, über dem Stall ein Engelkopf, auf der gegenüberliegenden westlichen Schmalseite die Auferstehung Christi. Die stark von Steinmoos überwachsene Arbeit ist von guter Qualität, besonders ausdrucksvoll ist das Bild Gott-Vaters. Eine aufgesetzte Gesimsplatte in dreifacher Ausschwingung dient als Deckplatte für das Zeltdach, das aus zwei Stücken besteht. Eine Kreuzblume muß seinerzeit bestanden haben, da sich das tragende Eisen noch im Unterbau befindet. Die ganze Säule weist Schäden auf, die obere, nordöstliche Ecke des Tabernakels ist ausgebrochen, die Kanten sind stark zersägt. Die Arbeit entstammt der Gotik.
Wie wenig man früher die Dinge besichtigte, die man beschrieb, mögen zwei Beispiele zeigen: In Carinthia I aus 1825 schreibt S.M. Mayer: "Georg Khevenhüller errichtete 1580 auf dem Maultaschhügel eine Steinsäule mit der Maultaschbüste."! Und Megiser schreibt im 9.Buch auf Seite 977: "Das Creutz bey der Maultasch-Schütt: ... als Vorlage (für die Büste) diente die Figur aus der fürstlichen Kunstkammer des Erzherzogs Friedrich von Österreich und Grafen von Tirol". Wenn der Tabernakel nicht monolithisch mit dem Schaft verbunden wäre, könnte man fast an eine Vertauschung der Objekte denken.
Josef Schweiger verweist in den Mitteilungen der Zentralkommission für Kunst und Historie die Säule in das 14.Jahrhundert, die Kunsttopographie des Herzogtums Kärnten schließt sich dieser Meinung an. S.M. Mayer und Karl Ginhart sehen jedoch die Zeit um 1580 als richtig an.
Die ganze Anlage könnte mit dem Osterwitzer Hochgericht in Zusammenhang gebracht werden, das in der unmittelbaren Nachbarschaft tagte.
(Skudnigg, Eduard - Bildstöcke und Totenleuchten in Kärnten, Klagenfurt 1972, 2.Aufl., S.91-93)


Sühnekreuze & Mordsteine