dem sagenhaften künstlichen Hügel vor der Burg Osterwitz |
Hula (1948) |
PLZ:
A-9314GPS:
N 46° 45,708', O 14° 27,169'Standort:
Etwa 200m östlich der Straße von Launsdorf zur Burg Hochosterwitz auf einem kleinen Hügel.Größe / Material:
340cm hoch / MarmorGeschichte:
Benennung: "Maultasch-Kreuz". Tabernakelpfeiler, 16.Jhdt.(?) mit quadratischem Querschnitt und Reliefbildern Christi Geburt, Kruzufixus, Auferstehung. Pyramidenförmiger Abschluss.Sage:
Als die Belagerung und darauffolgende Zerstörung des Schlosses Dietrichstein durch Margaretha Maultasch vor sich ging, flüchteten viele Einwohner, Herren und Knechte, mit Weib und Kind eiligst gen Osterwitz, eine Burg, welche dem edlen Ritter Beinher Schenk gehörte, welcher auch die Flüchtigen gern auf seiner starken und stattlichen Burg aufnahm, die eine Meile Weges von Sankt Veit gegen Völkelmarkt rechter Hand auf einem sehr hohen und steilen Felsen liegt, wo man weder mit Sturmanlaufen noch mit Steingeschoß-Einwerfen etwas ausrichten konnte.Quellen und Literatur:
Zwischen Launsdorf und Hochosterwitz liegt der Maultaschhügel, auf dem "der wilden Männin Steinbild" steht. Der Sage nach sollen die Mannen
der streitbaren Gräfin, nach der erfolglosen Belagerung der Feste Hochosterwitz, vor ihrem Abzug jedweder einen Helm voll Erde zu einem Hügel zusammengetragen
haben. Da aber schon die Belagerung nur sagenhaft ist, muß der Hügel anderen Ursprungs sein; und weil er unmotiviert und quadratisch in der Ebene liegt, hat er schon
vielen Forschern arges Kopfzerbrechen bereitet. Nachgrabungen und Schnitte brachten nichts zuwege.
Um wieviel mehr wird natürlich das Geheimnisvolle dadurch verstärkt, daß sich mitten auf diesem Hügel eine Bildsäule befindet, deren Herkunft unerforschlich scheint.
Das Standbild ist 3,40m hoch und auf rechteckigem Grundriß errichtet. Ein schlanker monolithischer Pfeiler trägt einen nur wenig vorkragenden Tabernakel, dessen
vier Seiten folgende Reliefdarstellungen zeigen: Auf der nördlichen Breitseite ein Brustbild Gott Vaters mit der Weltkugel, im Süden Christus am Kreuz, zu Füßen ein
Totenkopf, der Gekreuzigte von Maria und Johannes flankiert, auf der Schmalseite im Osten Maria und Josef mit dem Kinde in der Krippe, über dem Stall ein Engelkopf,
auf der gegenüberliegenden westlichen Schmalseite die Auferstehung Christi. Die stark von Steinmoos überwachsene Arbeit ist von guter Qualität, besonders
ausdrucksvoll ist das Bild Gott-Vaters. Eine aufgesetzte Gesimsplatte in dreifacher Ausschwingung dient als Deckplatte für das Zeltdach, das aus zwei Stücken besteht.
Eine Kreuzblume muß seinerzeit bestanden haben, da sich das tragende Eisen noch im Unterbau befindet. Die ganze Säule weist Schäden auf, die obere, nordöstliche
Ecke des Tabernakels ist ausgebrochen, die Kanten sind stark zersägt. Die Arbeit entstammt der Gotik.
Wie wenig man früher die Dinge besichtigte, die man beschrieb, mögen zwei Beispiele zeigen: In Carinthia I aus 1825 schreibt S.M. Mayer: "Georg Khevenhüller
errichtete 1580 auf dem Maultaschhügel eine Steinsäule mit der Maultaschbüste."! Und Megiser schreibt im 9.Buch auf Seite 977: "Das Creutz bey der Maultasch-Schütt:
... als Vorlage (für die Büste) diente die Figur aus der fürstlichen Kunstkammer des Erzherzogs Friedrich von Österreich und Grafen von Tirol". Wenn der Tabernakel nicht
monolithisch mit dem Schaft verbunden wäre, könnte man fast an eine Vertauschung der Objekte denken.
Josef Schweiger verweist in den Mitteilungen der Zentralkommission für Kunst und Historie die Säule in das 14.Jahrhundert, die Kunsttopographie des Herzogtums
Kärnten schließt sich dieser Meinung an. S.M. Mayer und Karl Ginhart sehen jedoch die Zeit um 1580 als richtig an.
Die ganze Anlage könnte mit dem Osterwitzer Hochgericht in Zusammenhang gebracht werden, das in der unmittelbaren Nachbarschaft tagte.
(Skudnigg, Eduard - Bildstöcke und Totenleuchten in Kärnten, Klagenfurt 1972, 2.Aufl., S.91-93)