Österreich Tirol Bezirk Innsbruck Land

Natters


Abbildung bei
Paul (1975)

PLZ: A-6161

GPS: N 47° 14,678', O 11° 22,347'

Standort: Ca. 1km südwestlich des Ortskernes im Walde.

Größe / Material:

Geschichte: Das knapp über 1m hohe Scheibenkreuz fand ich in den Tiroler Heimatblättern (Jg. 1926 Heft 8) erwähnt. Es steht etwa 1km südwestlich des Ortskernes von Natters im Walde zwischen dem Eichen- und Tschurtschenthalerhof, ist stark verwittert und zeigt weder Inschrift noch Jahreszahl oder sonstige Zeichen.
[...] Die wahre Bedeutung dieses Kultmales ist kaum zu deuten. Der Legende nach wäre es ein echtes Sühnekreuz, doch werden in Tirol eher "Marterln" gesetzt. Als Grenzstein kann es auch kaum angesprochen werden, denn sein Standort liegt nicht an der Grenze sondern mitten im Wirkungsbereich des ehemaligen Hofgerichtes Axams, das dem Stift Frauenchiemsee gehörte. Der Mystik seines Standortes nach könnte es sich bei diesem Kreuz am ehesten um ein uraltes, germanisches Kultmal handeln, wie Fietz und andere die Steinkreuze deuten, das nicht einmal christianisiert wurde, sondern dessen Existenz man einfach durch obige Legende erklären wollte. Denn daß der Raum Natters über Bayern von germanischen Stämmen besiedelt wurde, steht außer Zweifel. (Paul 1975)

Sage: Heinrich von Schüllern teilt dazu folgende Legende mit: In alter Zeit bestanden Hutweiden, wo heute Wiesen sind. Diese Weiden gingen in einen Staudwald über, der einer Ziegenherde als Futterplatz diente, während auf den Grasflächen Kühe gehütet wurden. Da kein Zaun die Weiden trennte, kam es natürlich immer wieder vor, daß die Kühe in das Gebiet der Ziegen drangen und umgekehrt, die Ziegen das Gras der Rinder fraßen. Die beiden Hirten der Herden gerieten darob in Streit und beschlossen einen ritterlichen Zweikampf mit jenen Spießen auszutragen, die sie zur Abwehr von Wölfen und Bären mit sich trugen. Der eine setzte sich auf einen Stier, der andere auf einen Ziegenbock und stürmten die vorgehaltenen Spießen auf einander los. Zwei mal verfehlten sie ihr Ziel. Beim dritten Anlauf aber bohrte einer dem anderen gleichzeitig die Spitze seines "Speers" ins Herz. Beide waren auf der Stelle tot. Zur Sühne für dieses frevle Spiel errichtete man das Kreuz aus Stein. (Paul 1975)

Quellen und Literatur:
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, 1975, S.53-54, Nr.82
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, Nachtrag 1988, S.75
Steinkreuzsuche auf SAGEN.at
recherchiert von Harald Hartmann, Klosterneuburg
Ergänzungen und aktuelle Aufnahme von Gottfried Opperer, Innsbruck (Fotos vom 11.10.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine