Österreich Wien 12. Bezirk - Meidling

Meidling / OT von Wien


Abbildung bei
Hula (1948)

Aquarell von
Ludwig Hofbauer
veröffentlicht bei
Vancsa (1905)

PLZ: A-1120

GPS: N 48° 10,340', O 16° 19,615'

Standort: An der "Breitenfurtertraße" bei der Wienerbergbrücke.

Größe / Material:

Geschichte: Die Angabe der Errichtungszeit bei DEHIO (2003) mit "1.Hälfte des 19.Jhdts." kann nicht korrekt sein, Hula (1948) datiert die Entstehungszeit des Denkmals auf 1730.

Benennung: "Schieferlkreuz". Erbaut 1.Hälfte des 19.Jhdts., renoviert 1920 (Inschrift). Polygonaler Ziegelpfeiler mit Nischenaufsatz und Schmiedeeisenkreuz, in der Nische Holzplastik Madonna. (DEHIO 2003)

   Weit interessanter und älter sind eine Reihe von Säulen, die einen ausgesprochenen rechtlichen Zweck haben. Da sind zunächst die Grenzsäulen. In der Regel wurden die Grenzen des Besitzes oder der Gerichtsbarkeit nur mit einem Stein bezeichnet, der entweder gar kein Zeichen trägt oder das Wappen, die Initialen des Besitzernamens, die Jahreszahl der Grenzberaitung u.s.w. Es sind die Mark-, Grenz-, Burgfried- oder Landgerichtssteine. Gelegentlich aber kommen statt der kleinen Steine auch große Säulen vor. [...] Es ist nicht ausgeschlossen, daß wirklich manche der stummen Säulen Niederösterreichs oder solche, die nur mit Wappen, Initialen oder Jahreszahl versehen sind, auch wenn sie ein Kreuz bekrönt, zu dieser Gruppe der Mark- oder Grenzsäulen gehören. [...] Fig.8 zeigt die Grenzsäule der Gemeinden Altmannsdorf und Unter-Meidling. (Vancsa 1905)

   [...] "Unter der Benennung das neue Steinein Kreutz ober Meuerling (Meidling) war es von dem Wiener Steinmetzmeister Hanns Buxbaum gefertigt worden", sagt Schlager. Das neue Steinein Kreutz! - Also ist schon ein älteres vorhanden gewesen? - Als die Ursache der Entstehung wird der Einfall der Scharen des Großen Hunyady angegeben.
   Der Krieg, ein Gefecht, ein Unglück durch den Krieg, welches eine Ortschaft, ein Gehöft, eine Hütte traf, konnten also auch die Errichtung einer Votivsäule veranlassen.
   [...] Jedes "Marterl" hat seine besondere Construction, doch herrscht die Säulenform vor. Weit bekannt ist das "Marterkreuz" im Khaderhölzl [...]. Eine achteckige Steinsäule, welche die heilige Maria in erhabener Arbeit trägt. Als Errichter der Säule wird Johann Götzenböck, Bürger in Wien, 1640, bezeichnet. Diese Stelle soll die historische Richtstätte der Stadt Wien gewesen sein, und zwar schon in den Zeiten der Babenberger. Man weiß, daß hier ein gemauerter Galgen stand und daran ein Kreuz. Auch hier hatte das Marterl eine Vorgängerin. Das "Kreuz bei dem Galigen" wird schon im Jahre 1372 genannt und im Jahre 1458 als "Räderkreuz" bezeichnet.
   Damit haben wir der Andeutungen genug über das Wesen der Sache. Rad, Galing, Kreuz, Marterl - die Tradition im Volke hat das Richtige festgehalten und führt uns auf den Ursprung zurück.
   Der arme Sünder, welcher auf das Rad geflochten wurde, war gewiß ein Gemarterter. Auf die Stelle, auf welcher er gerichtet worden war, errichtete man ein Kreuz; der Volksmund nannte es ein Marterl. Aber unmöglich können so viele Richtstätten im Wiener-Walde und im Bereiche von Wien gewesen sein! (Bacciocco 1900)

Sage: Von dem Schieferlkreuz in Meidling, dessen Ursprung unbekannt ist, erzählt sich das Volk, es sei dort im Mittelalter ein Ritter in grausamer Weise eingemauert worden. (Gugnitz 1952 / Hula 1948)
Forscher-Wiki - Wurden Menschen in Bildstöcke eingemauert?

Quellen und Literatur:
Bacciocco, F.A. - Marterln, in: Wiener Zeitung, Nr.93 vom 24.April 1900, S.3-4
Vancsa, Dr. Max - Über Bet- und Denksäulen in Niederösterreich, in: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereins zu Wien, Band XXXIX, 1905, S.117
Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.45, 81 und Tafel 19/3
DEHIO - Die Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich - Wien X.-XIX. und XXI.-XXIII. Bezirk, (ISBN 3-7031-0693-X), Topografisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, 2003, S.162
Gugitz, Gustav - Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, hrgg. von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr.136, S.143f
sagen.at - Das Schieferlkreuz
Gerth, Sven - Warum wurden Menschen in religiöse Andachtsmäler eingemauert?, in: Pomniki Dawnego Prawa, Heft 5, März 2009, S.30-57
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Foto von Januar 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine